Donnerstag, 27. November 2014
Wie man sich informiert, so weiß man
Es ist ein äußerst schwaches Argument, dass Journalismus schon immer Hofberichterstattung war und dass schon immer die Zeitungen mit der Vorauswahl und Präsentation ihrer Berichte in die Meinungsbildung hineingewabert sind und dass schon immer sonst was.
Was noch nicht schon immer so war, ist, das wir kaum mehr den Anspruch an journalistische Grundsätze -- oder, haha, Tugenden -- stellen und dennoch glauben, von den Medien schon irgendwie informiert zu werden. Die Trennung von Fakt und Meinung ist obsolet geworden, alles ist nur noch Emotion.

Welt.de: „Polizist erschoss Zwölfjährigen in Sekundenschnelle. Nachdem ein Polizist einen Zwölfjährigen erschoss, weil er seine Spielzeugwaffe für echt hielt, zeigt ein Video Details. Der Beamte zögerte nur wenige Momente mit den Todesschüssen.“
Putativnotwehr. Gezögert hat er. Nur nicht so lange, wie es Journalisten gerne haben, die hinterher wissen, wie die Lage richtigerweise einzuschätzen gewesen wäre.

Auch welt.de: „McDonald`s-Mitarbeiterin soll Wasser verweigert haben“, das ist die Schlagzeile, offenbar das Wichtigste an der Meldung. „Sie wollte einer Freundin bei McDonald`s helfen und wurde von einem 18-Jährigen ins Koma geprügelt. Jetzt ist Tugce A. hirntot. Angehörige erheben schwere Vorwürfe gegen die Fast-Food-Kette.“
Man möchte sich gar nicht die Leser vorstellen, bei denen hängenbleibt: Ja ja, Fastfood ist gefährlich.

Auf tagesspiegel.de kommt man den Lesern auch rassentolerant entgegen: „12-jähriger schwarzer Junge stirbt durch Polizeikugeln.
Die Polizei im US-amerikanischen Cleveland hat ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie ein 12-Jähriger schwarzer Junge von Beamten erschossen wird. In Ferguson fordern Demonstranten weiter ein Ende rassistisch motivierter Polizeigewalt.“
Rassismus, wohin man schaut. Die Forderung nach Ende rassistisch motivierter Polizeigewalt, wer möchte sich der nicht anschließen?

Jemand, der hier nur eine Unterstellung herausliest.
Die Jury zum Ferguson-Fall hat auf Notwehr erkannt, das genügt deutschen Journalisten natürlich nicht. Rassismus hat die Jury offenbar nicht interessiert, die Schweine. So kommt es, wenn ein Land keine taz hat.
Und keine Süddeutsche. Und keine Frankfurter Rundschau und keinen Tagesspiegel.
Hätte der Polizist auch geschossen, wenn der Junge weiß gewesen wäre?, fragen die Rassenkundler.
Und belassen es bei der Frage. Die Antwort könnte sehr wahrscheinlich Ja sein. Wer es nicht glaubt, soll selbst das Experiment in Amerika machen.
Und die richtige Frage müsste lauten: Hätte es Proteste, Ausschreitungen und Plünderungen auch gegeben, wenn der erschossene Junge weiß gewesen wäre?

Man kann nur empfehlen: Augen auf bei Emotion!

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