Samstag, 26. Juli 2025
Meinunglose Freiheit
Der DDR-Schriftsteller Stefan Heym sagte zu DDR-Zeiten mal im Westfernsehen, Meinungsfreiheit setzt man durch, indem man so tut, als gebe es sie schon.
So hat er auch Reisefreiheit durchgesetzt, dies nur nebenbei. Es war schon ganz richtig gedacht, und es war schon mit Risiko verbunden, das so zu sagen.
Auf die entsprechende Weise setzt man auch die Abschaffung der Meinungsfreiheit durch. Man tut so, als gebe es sie nicht, was nicht so direkt gesagt wird, sondern „Meinungsfreiheit braucht Grenzen“, im offiziellen Pseudodiskurs taucht Meinungsfreiheit immer nur als Problem auf und im Zusammenhang mit Begrenzung. Kaum jemand sieht in Meinungsfreiheit einen verteidigungswürdigen Wert, sondern bestenfalls eine zu duldende Begleiterscheinung.
Das hat zwei Effekte, einmal die bekannte Vorsicht, aufzupassen, was man sagt, was mittlerweile schon so weit ist, dass vieles gar nicht mehr gedacht wird.
Zum anderen sehen sich die Offizialhetzer gar nicht mehr als jemand, der sich eine Meinung gebildet hat und sie äußert, sondern als Verkünder, der Gelegenheit hat, sich damit hervorzutun. Nur bei Entgegnungen ist plötzlich „Meinungsfreiheit“.
Beide Effekte können als beabsichtigt angesehen werden. Es gibt technisch die Freiheit, aber die Meinungen sind verschwunden.

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