Mittwoch, 5. November 2014
Gedenkmaschinerie
Ist es statthaft, etwas gegen das Gedenken an die Opfer des NSU zu haben, Vorbehalte etwa? Ist das nicht was für Nazis und Hooligans und Beate Zschäpe?

Im Radio, HR1, hieß es, die NSU-Angehörigen haben ein Buch geschrieben. Die NSU-Angehörigen. Gemeint waren die Angehörigen der Opfer. Überall gibt es Kundgebungen mit Straßenschilderüberklebungen und Programm mit der Ombudsfrau, die beklagt, dass kein Ermittler, kein einziger (!), wegen Strafvereitelung einem Ermittlungsverfahren unterzogen wurde. Da sind alle entsetzt. Sie selbst war damals noch nicht Ombudsfrau, sonst wäre sie sogleich zum Tatort geeilt.

Ach nein, ach nein. Die Gedenkroutine ist unsere Spezialität, die Gedenkmaschine läuft.
Doch falsches Gedenken ist gar keins. Falsches Gedenken kann nicht richtig sein. Schaubetroffenheit tut gut, aber nur einem selbst, die Objekte der Betroffenheit können sich ja eingebunden fühlen.
Was da abgeht, ist Fetischisierung. Alles ohne emotionalen Aufwand. Noch unterhalb der Heuchelei. Man könnte auch Karten verkaufen mit „Herzliches Beileid zum NSU-Mord.“
Weder die Opfer noch die Täter verlangen den Gedenkern etwas ab. So leicht kriegt man Gedenken nie wieder. Die geforderten Konsequenzen betreffen allesamt andere Leute und lassen sich deshalb äußerst einfach fordern. Diesmal sind wir wirklich unbeteiligt. Wer jetzt nicht antifaschistisch ist, der also echt jetzt.

Mindestens müsste der Innenminister sagen, die Mörder sind unsere Söhne und Töchter.

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