Mittwoch, 24. Mai 2017
Demokratische Legitimierung der Krise
Manche, die der guten alten Bundesrepublik nachtrauern, argumentieren, sie seien zur Wiedervereinigung gar nicht gefragt worden.
Doch; die maßgebliche Antwort war nur eine andere. Erstens war die Wiedervereinigung ein Verfassungsauftrag, da besteht ein gewisser Vorrang gegenüber Einzelmeinungen, zweitens war Kohl bekanntlich demokratisch gewählt und hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er die Gelegenheit zur Einheit wahrnehmen würde. Man hat vielleicht nicht mit einer solchen Gelegenheit gerechnet.
Bei Merkel ist es leicht anders. Man wusste nicht so recht, was man wählte, außer einer gewissen Showlosigkeit nach Schröder. Die ausbleibende Streiterei in ihrer ersten großen Koalition rechnete man ihrer mäßigenden Führung zu, mehr war erst einmal nicht zu verlangen. Prinzipienlosigkeit kann auch von politischem Vorteil sein, wenn sie als Ideologiefreiheit ankommt.
Nach ihrer dritten Amtszeit aber kann man mehr wissen. „Sie kennen mich“, wird sie nicht mehr sagen können, ohne dass ein „Oh ja“ zurückkäme. Wir wissen mittlerweile, was wir wählen.
Und tun es trotzdem.
Niemand kann sagen, nichts gewusst zu haben.

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