Donnerstag, 17. November 2016
Vorsicht vor substantivierten abgeleiteten Eigenschaften
Dieselben, die im Zusammenhang mit Börsengeschäften die Leerverkäufe als das Überübel ansehen, scheuen nicht vor rhetorischen Leerverkäufen zurück. Solche sind da, wo es sich schon schwurbelig anhört, leichter zu erkennen als da, wo die Wörter konkret klingen und dennoch nichts beinhalten, das ist beispielsweise zu erkennen, wenn sich eine Eigenschaft auf eine andere Eigenschaft bezieht, die damit nicht zur Sprache kommt oder gar nicht existiert. Aktuell etwa: Kontinuität. Steinmeier als Bundespräsident, das bringe Kontinuität.
Dabei sagt das überhaupt nichts und soll es auch nicht, aber es klingt erst einmal nach etwas, das man haben will, Sicherheit und Bestandsschutz. Das Wort Sicherheit wird aber vermieden, denn das wäre eine arge postfaktische Strapazierung. Kontinuität worin?
Oder: klar. Der Mhm ist klar. Klarheit ist gar keine Eigenschaft, sondern die Eigenschaft einer Eigenschaft. Klar wie, klar was? Da wird es problematisch.
Demnächst erklärt Merkel ihre vierte Amtszeit, und das wird als Zeichen gedeutet werden. Für Kontinuität. Wir haben Klarheit, wird es heißen. Das Substantivierte klingt nach etwas Greifbarem, dieses „haben“ wir dann auch. Wenn wir es haben, muss es etwas sein. Drei Lügen in einem Satz.

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