Montag, 4. Juli 2016
Die Sprache des Grünen Reiches: Spalter
Der Vorwurf, jemand betreibe Spaltung, war in der kommunistischen Bewegung noch schlimmer als Klassenfeind. Der Klassenfeind eint. Jemand, der eine andere Theorieauslegung vertritt als die der gerade amtierend Herrschenden, brachte die ganze Herrschaft durch Infragestellung ins Wanken, die Partei verbot demzufolge Fraktionsbildung und Plattformen.
Dass jemand die Spaltung der Gesellschaft bewirken könne, ist neu. Erst die Machterschleichung brachte mit sich, dass die gesamte Einheitsgesellschaft unter ideologischem Vorbehalt steht und jemand, der nicht dem verbindlichen Generalkonsens zu entsprechen gewillt ist, als Spalter der Gesellschaft geächtet werden kann.

Die konkreten Fälle zeigen die Absurdität dieser Metapher und die Schamlosigkeit, sich ihrer zu bedienen.
Nicht, dass eine Gesellschaft unspaltbar wäre und dass zu große innere Differenzen nicht ihr Funktionieren beeinträchtigen könnten. Aber es kommt darauf an, ob die Unterschiede im demokratischen Wettstreit ausgetragen werden -- hier zeigt sich, dass es den Spalterrufern um ihre eigene Macht geht und sonst nichts -- und ob die Teilbereiche überhaupt eine gemeinsame Gesellschaft bilden.

Hier sehen wir, dass es gerade diejenigen, die den Spaltervorwurf im Munde führen, sind, die die demokratischen Voraussetzungen der Gesellschaft zerstören, also selbst spalten, nur wird ihnen von demokratischer Seite nicht das kommunistische Spalter! vorgeworfen.

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