Mittwoch, 14. Dezember 2016
Verlorene Zeiten
Vor einigen Jahren gab es das Vorkommnis, dass Rolf Hochhuth einen Holocaustleugner in Schutz nahm und meinte, hier solle ein verdienter Wissenschaftler vernichtet werden.

Also auch Rolf Hochhuth. Die Maschinen wurden angeworfen, ein Fernsehteam konfrontierte Rolf Hochhuth mit Aussagen von dem, woraufhin dieser erschrak und sagte, davon habe er nichts gewusst, er kenne ihn noch von früher als ernstzunehmenden Forscher und habe mit so etwas nie gerechnet, er bedauere es und schäme sich dafür, sich für ihn eingesetzt zu haben.
Dann war das Fernsehteam bei Paul Spiegel, der darauf sichtlich erleichtert reagierte und sagte, wenn Rolf Hochhuth das Geäußerte tatsächlich zurücknehme und es bedauere, sogar sich schäme, dann sei die Sache erledigt.

Das geschah in einer versunkenen Welt. Heute würde es so nicht mehr laufen können.
Das aus heutiger Sicht Ungewöhnliche ist, dass Rolf Hochhuth sich wirklich für jemanden einsetzenwollte, von dem er dachte, dass er es verdient hätte, dass er wirklich glaubte, etwas für ihn erreichen zu können, dass er wirklich den Irrtum erkannte und dass Paul Spiegel wirklich erleichtert war und überhaupt kein Interesse an Verfolgungsmaßnahmen hatte.
Und dass damit dann auch wirklich Schluss war.

Heute würde der sofortige geballte Hass über zum Beispiel Rolf Hochhuth hereinbrechen, er hätte gar keine Chance, einen Irrtum zurückzunehmen. Er könnte, wenn er gefragt würde, zwar jedes Mal und immer wieder darlegen, was er gemeint hatte, aber es würde immer so dargestellt, dass hängenbliebe, der spielt Holocaustleugnern und anderen Rechtsaußen in die Hände.
Der muss weg.
Und allen wäre klar, dass der weg muss und ein Exempel statuiert gehört.
Niemand käme in die Nähe des Gedankens, sich für Rolf Hochhuth einzusetzen. Es wäre komplett ungefährlich, sich gegen ihn, aber äußerst riskant, sich für ihn zu äußern.
Und viele würden eine Beschäftigung finden können, die Hochhuth-Connections auszuräuchern.

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