Sonntag, 8. November 2015
Warum „Lügenpresse“ falsch ist
„Rangelei bei AfD-Demonstration“ lautet eine Online-Schlagzeile, das braucht man gar nicht mehr klarzustellen. Aus der Halbwahrheit ergibt sich die zweite Hälfte von allein.

Anderes Beispiel, n-tv hat den Einsteiger: „Eklat an Berliner Schaubühne. AfD echauffiert sich über Theaterstück. "Beleidigend und geschmacklos": Mit diesen Worten bezeichnet die AfD eine Theateraufführung in Berlin - und filmt das Stück. Ein Schauspieler droht den Parteimitgliedern mit Rausschmiss. Die prüfen nun wegen der Aufführung rechtliche Schritte.“
Auch nicht wirklich falsch. Beim Lesen des Textes bleibt hängen, dass der Regisseur gegen die neuen Ängste aninszeniert und dies welchen aus der AfD nicht passt. Seriöser Verzicht auf boulevardeske Darstellung dessen, was den Konflikt ausgelöst hat, wie sie sich hier anbieten würde.

Dann die Sache mit den sachsen-anhaltinischen Philologen. Fast gleichlautende Texte auf den verschiedenen Onlinemedien über die Lehrer, die ihre rassistischen Vorbehalte austoben und den Beziehungen zwischen zwölfjährigen Mädchen mit muslimischen Flüchtlingen keine Chance geben wollen. Grenzt an Hetze, wird eine Linkenpolitikerin zitiert, „wohl wahr“, schreibt einer in seinen Bericht. Unbelehrbar der Philologe, der sagt, es sei so und er lasse sich nicht den Mund verbieten.
Keiner der Journalisten hält es für seine Aufgabe, der Frage nachzugehen, was und wieviel denn dran wäre an dessen Feststellung.

„Lügenpresse“ impliziert Journalismus.
Wenn das Journalismus ist, was ist dann kein Journalismus?

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