Donnerstag, 21. März 2013
Die Konservatismushysterie
Warum ist Konservativ so negativ belegt?
Nicht, weil die, die die Belegung vornehmen, so fortschrittlich wären. Nicht, weil die Gesellschaft die ständigen revolutionären Umbrüche wöllte und allem Erhaltenden misstraute.
Erst recht nicht, weil Konservativ die Scharnierfunktion zu Reaktionär ausübte; es ist nicht die Eigenschaft von Begriffen, als Scharnier zu dienen. Und was wäre Reaktionär? Konterrevolutionär vielleicht?

Neben der Vorwurfsfunkton, mit der sich derjenige, der damit konfrontiert wurde, erst einmal auseinanderzusetzen hat und sich zu rechtfertigen, ist es mal wieder der Hauptgrund, wie schon bei Sexismus, Homosexuellenquälerei und Tierfeindlichkeit und anderen Ausrufezeichenthemen, nämlich verschobene Angst.
Das, was uns wirklich bedroht, kleiner Hinweis: es gehört zu Deutschland, ist so abgrundtief scheußlich reaktionär und in gemäßigtem Auftreten konservativ, dass man vor Entsetzen erstarren und vor Scham im Boden versinken müsste. Doch dazu ist die Angst, die es den Gerneguten einjagt, zu groß. Es wird verdrängt. Die, über die wir nicht reden, sind das Gespinst von Störenfrieden.
Doch die Angst bleibt und kommt an anderer Stelle wieder harvor. Man sieht Konservativismus als bedrohlich und richtet seine verleugneten Affekte auf die, die sich dafür anbieten.

Weiterführende Literatur: das Zeit-Magazin. Da steht zwar überhaupt nichts drin, aber das ist es ja. Im Vergleich zur Qualität vor der Pause ist die Erosion augenfällig, beispielhaft die Karikaturen, einst von Traxler, jetzt von einem behinderten Kind.
Man muss sich mal vorstellen, dass die Leser von sich als der gebildeten Zielgruppe denken. Wenn Gebildet gleichbedeutend ist mit Verdummt, stimmt das auch. Folgerichtig fordert die letzte Zeit Uni für alle.

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