Dienstag, 6. Dezember 2016
Begriffsdrehung
Der nächste Zaubertrick, der sich vor unseren Augen vollzieht, ist die Verwandelung des Begriffs autoritär. Die Populismusgefolgschaft wolle autoritär befehligt oder regiert werden, Pegida wünsche sich autoritäre Führung, der Hass gegen die Herrscherschicht sei ein Wunsch nach Autorität.
Das kann auf der Tatsachenebene nicht stimmen, Demonstrationen gegen die Regierung und ein Engagement in einer Partei, mit dem man sich gegen die Autoritäten stellt und deren geballte Wut abkriegt, ein solches Tun müsste schon sehr irregeführt sein, wenn es sich auf dem Bedürfnis nach Autorität gründete.
Aber diese Unterstellung rührt nicht aus einer Interpretation der Wahrnehmung, sondern aus der normierten Sprache und den sich daraus ergebenden Vorstellungen. „Wir sind die offenen, modernen, antiautoritären demokratischen Hellen“, so ist der Standard, dann müssen die anderen eben das Gegenteil sein.
Und weil man sich in der eigenen Autorität und Herrschaftsanmaßung bedroht sieht, projiziert man diesen Machtwillen auf die Gegner.
In der nachfaktischen Phase muss es aber nur oft genug gesagt werden, bis es zum Konsens und damit Fakt geworden ist.
Achten wir darauf, wenn es wieder heißt, die Dunkelmänner begehren Rückfall ins Autoritäre, und überprüfen, ob der, der das sagt, um seine Autorität bangt.

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Donnerstag, 20. Oktober 2016
Je dunkler die Sachsen, desto heller der Stern
Die Illustrierte Stern titelt mit Sachsen, dem dunkelsten Bundesland mit Pegida und Selbstjustizskandal, und damit ist der Punkt erreicht, wo man sich die gute alte Lügenpresse zurückwünscht. Wer die Leser belügt, nimmt sie irgendwo noch ernst. Aber nur noch emotional korrekt, nicht einmal mehr politisch korrekt, zu berieseln, ist eine Beleidigung aller Leser und Nichtleser. Möglich, dass die Leser es nicht besser verdienen, aber selbst wenn die Journalisten in ihrer Analyse rechthätten, wäre diese Art der Aufbereitung des Themas so falsch, dass es keine journalistische Veranstaltung mehr wäre.
Der Schwarze Kanal war wenigstens noch sachlich.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Sachsen nicht beleidigt reagieren und keine wütenden Leserbriefe schreiben oder seitens der Staatskanzlei um Verständnis werben für die doch bitte auch zu berücksichtigenden vielen hellen Seiten des Landes. Damit würde man dem Stern nur ungebührende Aufmerksamkeit zollen.

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