Samstag, 25. August 2018
Kopplungszwang
Da schrieb in den frühen Neunzigern in Titanic Max Goldt, es sei purer Zufall, ob sich ein Jugendlicher nach links oder rechts orientiere, man suche eine Clique, wo man dazugehören wolle und wo man hinlaufe, gewisse Meinungen gehören dazu. „Ich persönlich habe“, so schreibt er, „nie einen Pfifferling dafür gegeben, ob jemand links oder rechts ist.“
Er beschreibt ferner „etwas, das ich Zwangskopplung nenne. Es gibt ja viele Menschen, die gegen Atomkraftwerke sind. Das ist sicher schön und richtig. Nur folgern viele daraus, dass sie deswegen als Linke zwangsläufig auch für die Soundsovielstundenwoche, für Abtreibung, gegen Volkszählung etc. sein müssen, obwohl sie sich mit diesen Fragen evtl. nie beschäftigt haben.“
Die Analyse trifft immer noch zu, sie würde heute aber kaum mehr in einem Mainstreamblatt erscheinen. Die Zwangskopplung gibt es nur links. Und wenn links herrscht, unterliegen ihr alle. Wer nicht zwangsgekoppelt ist, ist feindliches Ziel.
Inzwischen ist die Zwangskopplung selbst nicht nur linker Effekt, sondern Machtzweck. Was es ist, das gekoppelt wird, ist völlig nachrangig, daher kommt es, dass die ideologisch begründeten politischen Aktionen gar nicht zweckdienlich sind, es geht allein darum, sie nicht infragezustellen und damit nicht die Herrschaft.
Weil Sinn eher hinderlich ist, er kann sachlich bewertet oder als Maßstab verwendet werden, kommt es zu den Quatschkopplungen, Islamquatsch und Genderquatsch zum Beispiel.
Daher die paradoxe Erscheinung, dass die Herrschaft links ist und das Volk rechts.

... link (1 Kommentar)   ... comment