Donnerstag, 5. Juli 2018
Identifikationsmerkel
Man hört es seltener als in den letzten Amtsperioden, „sie macht es doch ganz gut“, die Bundeskanzlerin. Was „es“ sei, hätten die wenigsten erklären können, der Eindruck war eben ein solcher. Wie der Eindruck von Rechtmäßigkeit, der entstehen soll.
Das, was sie macht, macht sie weiterhin gut, dem Eindrucke nach. Sie hält sich, sie behauptet sich, setzt sich durch. Das ist für die Hälfte der Bevölkerung schon mal respektabel, vorbildlich, das würden gern alle Frauen so machen.
Und auch die politische Klasse, die gesamte, identifiziert sich mit ihr, weil alle das so wollen. Alle wollen bei Hofe aufsteigen und ihre Position festigen. Es müsste sich unter ihnen erst die Vorstellung ausbreiten, dass daraus nichts mehr wird, wenn man zur Merkelgefolgschaft gerechnet wird. Dann würden die Ratten das nächste Schiff besteigen.
Aber da kommt keins.
Man hält zu Merkel und meint sich selbst.

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Montag, 16. Mai 2016
Erkenntnistheoretische Informationslosigkeit
Was war eigentlich mit dem Treffen von Sigmar Gabriel und Oskar Lafontaine? Wieso gab es da nichts zu hören, haben wir keinen funktionierenden Journalismus?
Ach, nein, haben wir nicht. Diez haben wir, der kolumniert, dass wir eine neue Debattenkultur brauchen, statt die Rechten in Talkshows reden zu lassen.

Wenn Sigmar Gabriel sich mit dem Oberlinken Lafontaine trifft, müsste das nicht die Kanzlerin als Affront auffassen? Immerhin könnte, wie es Gysi mal sagte, Gabriel morgen Kanzler sein, also wann, wenn nicht jetzt? Nach der nächsten Wahl jedenfalls nicht. Oder ging es lediglich darum, der Kanzlerin eine weitere Demütigung zu bereiten? Muss die Kanzlerin vielleicht alles erdulden und die CDU so stark strapazieren, um Schlimmeres zu verhindern?

Kann alles sein oder auch nicht. Da es Konstellationen sind, die nicht in das von der Medienwelt errichtete Verständnismuster passen, werden wir darüber keine Informationen erhalten können.

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Dienstag, 15. Dezember 2015
Merkel ist unser
Wer sich fragt, wofür die Delegierten ihrer Vorsitzenden stehend applaudierten: na dafür, dass die Umfragewerte daraufhin wieder steigen.
Es funktioniert ja. Die Geschlossenheit, welche Ironie, kommt an. Die CDU ist eine wahre Volkspartei.
Das Volk will Ruhe, gerade in beunruhigenden Situationen. Merkel hat das verstanden, aufgenommen und umgesetzt. Und wir sind es, die das schaffen.
Innerhalb der CDU gibt es niemanden, der ihr gefährlich werden könnte, so meint die Presse übereinstimmend. Als ob das eine gute Nachricht wäre.
Unter Kohl gab es noch eine Menge Kandidaten, die er niedrig halten musste.
Dass Loyalität vor Kompetenz geht, ist aus Sicht des Machthabers nachvollziehbar, führt aber unweigerlich zu einer Kompetenzfluktuation. Dieser verdankt Merkel immerhin ihre Position.
Aber sie hat noch etwas, das die anderen nicht haben: Verantwortung. Nicht, dass sie zu solcher gezogen werden könnte, aber sie nimmt sie den anderen ab, den Delegierten, der Partei, dem Land. Das ist immer noch der deutsche Traum, nichts dafür zu können.

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Mittwoch, 10. Juni 2015
Merkel-System
Es beginnen die Spekulationen über die Nachfolge von Merkel, ähnlich wie vor zwanzig Jahren über die von Kohl, nur mit dem Unterschied, dass diesmal nicht Schäuble favorisiert wird.
Aber auch sonst niemand.
Man erwartet allenfalls, so wie man ein Sommerloch erwartet, von der Leyen oder de Maizière. Diese Gedanken sind so leer, dass man sie gar nicht durchdenkt. Und dann schreiben die Kommentatoren, in der CDU wachse die Sorge, was nach Merkel passiert.
Keiner der Journalisten, die sich damit befassen, tangiert auch nur einmal die Frage, was mit Merkel eigentlich gemeint sein soll. Nach Inhalt fragt man gar nicht mehr, völlig absurd wäre die Frage nach einer Haltung.
Es ist zu einfach, die Haltungsferne in der DDR-Vergangenheit begründet zu sehen. Das ist Berliner Republik. In die Wahl 2005 ging sie noch mit Friedrich Merz und Paul Kirchhof und der Ankündigung durchzuregieren und schrammte knapp an der Niederlage vorbei, daraus hat sie gelernt und nie wieder ein anderes Angebot gemacht als das des kleineren Übels.
Die Wähler haben es goutiert.
Die Journalisten erst recht, die sind froh zu wissen, an wen sie sich halten müssen, und dankbar über die Sicherheit, die es ihnen gibt, dass niemand aus der CDU eine Kompetenz erlangt, Merkel gefährlich zu werden.
Auf Merkel folgen werden Wagenknecht und Bartsch.

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