Donnerstag, 19. Oktober 2017
Merkel-Rhetorik
Die Kanzlerin wird von Sprachästheten oft gescholten ob ihrer Gewalt, die sie der deutschen Sprache antut, und das völlig zu Recht.
Was aber als Unfähigkeit erscheint, ist Masche, rhetorisches Geschick und Anpassung.
Als Oppositionspolitikerin könnte sie so nicht reden, ohne klare Aussage, verwaschen und verschwurbelt. Sozusagen verschulzt. Aber als Regierende, als Oberchefin, macht sie sich damit gerade unangreifbar; sie kann sich nicht an ihren Worten messen lassen. Man müsste andere Maßgaben entwerfen, an denen sie gemessen werden müsste, aber man würde bereits zuvor zerredet.
Sie ist die Identifikationsfigur der Unkonkreten, die Jugend fühlt sich von ihr jedenfalls nicht bevormundet, sie spricht kein Machtwort, sie sagt nicht, wo es langgeht.
Das passt in die Informationsgesellschaft. Die schlechten Nachrichten kommen nicht aus dem Kanzleramt. Negative Emotionen richten sich gegen die Realität oder gegen solche, die aus der Realität schlechte Nachrichten schinden wollen.
Merkel ist auch in ihrer Rhetorik eine von uns.

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