Dienstag, 10. Januar 2017
Attraktive Unfreiheit
Wer sich darüber wundert, wenn etwa Journalisten sich an die Politik heranwanzen und für Zensurmaßnahmen eintreten, statt, wie man es erwarten könnte, Presse- und Meinungsfreiheit zu verteidigen, dem ist zu gratulieren, denn dem fehlt das Verständnis davon, wie Diktatur funktioniert, und das ist ja jedem zu wünschen.

Unfreiheit ist immer die Unfreiheit für den anderen. Man hat Instrumente, die Konkurrenz auszuschalten. Das ist äußerst attraktiv.

Muss sich eine Publikation am Markt behaupten, ist das schwierig, will ein Journalist seinen Arbeitsplatz behalten oder befördert werden oder endlich eine Festanstellung, gibt es keinen Grund, warum gerade er der Glückliche sein sollte und nicht der Konkurrent, der allerdings auch nicht besser ist. Gibt es ein Instrument, den Mitbewerber politisch anzuschwärzen, wird man es nutzen. Was die Diktatur zu leisten hat, ist nichts weiter, als dem Denunzianten ein gutes Gefühl und reines Gewissen zu geben. So funktioniert die Herrschaftsausübung.
Die Medienhäuser wissen, vielleicht nur insgeheim, das sie nichts taugen. Sich dem Staat anzudienen und dafür Pressefreiheit aufzugeben, bedeutet für sie einen Gewinn.

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