Sonntag, 21. Februar 2016
In the Ghetto
Ob Innenminister de Maizière weiß, was er da gesagt hat, als er gesagt hat, die anerkannten Flüchtlinge sollen einen zugewiesenen Wohnort behalten müssen, um Ghettobildung zu vermeiden?
Ghettos sind, besser waren, abgesonderte Stadtgebiete, die Judenviertel, in denen die Juden wohnen mussten, weil sie anderenorts nicht durften. Im saloppen Sprachgebrauch sind es jetzt Straßenzüge und miese Gegenden, die es nicht schaffen, zum Kiez zu werden.
Was sie nicht sind: abgesondert. Wer heraus möchte, kann.
Von Ghettos wird gesprochen, wenn ein Vorwurf an die Gesellschaft impliziert werden soll, die den sozial benachteiligten Gruppen die Teilhabe an sich verweigert. Doch auch in der verschobenen Wortbedeutung lässt sich kaum ausblenden, dass die miese Gegend ihre eigenen sozialen Ursachen zu verantworten hätte. Ab einer gewissen Größe können die Zuschussgebiete keine Ghettos mehr sein, in keinem Wortsinn.

De Maizière geht davon aus, dass die anerkannten Flüchtlinge sich zu miesen Gegenden zusammenklumpen, wenn sie beieinander wohnen.
Wie kommt er darauf? Freut er sich nicht auf bunte Vielfalt?
Das kann nur bedeuten, er weiß mehr, als er sagt, weil Teile des Gewussten beunruhigen könnten.

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