Donnerstag, 6. Juni 2024
Die Fortschrittsphasen von Ideologie
Man denkt leicht, Ideologie ist, wenn man ein bisschen vehementer seine Meinung vertritt und vielleicht dabei sich auf ein bestimmtes ideologisches System beruft, manche sagen halt so und manche so. Manche sagen, es gibt Einhörner, und manche sagen, es gibt keine.
Jetzt vermutet man, diejenigen, die sagen, es gibt keine, hätten es leichter, weil sie die Empirie auf ihrer Seite hätten.
Aber so läuft die Sache nicht.

Mehr als „gibt keine“ haben sie nicht zu bieten. Dagegen haben Einhornfans Bildchen und Geschichten, es gibt Meinungen und Ansichten über Einhörner und Forschungen über das Bild von Einhörnern in Liedtexten von Heinz-Rudolf Kunze und anderen, man hält Konferenzen und veröffentlicht und zitiert.
Das ist sozusagen die erste Phase.
Es folgen Steigerungen.
Fördermittel, Professuren, Stärkung der Einhornwissenschaften.
Das politische Programm fußt auf dem, was die Einhörner uns zu sagen haben.
Und in der nächsten Generation ist der Kenntnisstand über Einhörner schon Konsens.

Das bedeutet, man kann sich dann nur noch hervortun mit dem Kampf gegen Einhornleugner und Einhornfeinde, weil Einhörner für unsere Werte stehen. Diese Werte lassen sich gar nicht mehr bestreiten mit „gibt keine Einhörner“, diese kruden Thesen kommen aus bestimmten Ecken, in die keiner gestellt werden will. Es gibt mehr Geld für die Gesellschaft im Sinne des Einhorns.

Haben die Einhornisten die Macht, ordnen sie alles, alle Informationen und alle Geschehnisse der Einhornologie unter.
Das hat den Effekt, dass auch in Bereichen, die das Einhornwesen nicht tangieren, mit Schwindelmethoden gearbeitet werden muss. Realismus ist schon an sich feindlich, denn wenn es erst einmal damit losgeht, na dann.

Die Existenz von Einhörnern zu bezweifeln, wäre möglich.
Aber warum sollte jemand etwas so Verrücktes tun.

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