Montag, 8. Juli 2024
Warum gibt es eigentlich Traditionswähler?
An den Wahlkampfständen erleben es die Parteileute gelegentlich, dass ältere Menschen ihnen zuwinken und ihnen sagen, dass sie schon immer sie gewählt haben. Gemeint ist die Partei. Wer da steht, den kennen die Leute oft nicht weiter.
Warum tun sie das, immer die Partei wählen, die sie aus Tradition wählen? Die Partei ist doch nicht ein Fußballverein, dem man die Treue hält, auch bei jedem Abstieg?
Irgendwie doch, so war es jedenfalls zur Zeit der emotionalen Bindung an die jeweilige Partei. Man hat einmal befunden und für eine Entscheidung gehalten: Das sind meine Leute.
Und man übersieht dabei, dass man selbst nicht der Auftraggeber ist, sondern das Wählermaterial. Man gibt der Partei einen, wie es zeitungsdeutsch heißt, Blankoscheck, indem man sich als Anhängerschaft geriert, statt Forderungen an die politische Struktur zu stellen.
Die Parteien sagen am Wahlabend auch lieber, es sei nicht gelungen, die Wählerschaft zu mobilisieren, statt einzugestehen, dass die Wählerschaft, natürlich nur die ehemalige, nicht auf die Partei einwirken konnte.
Es lässt sich also sagen: Wer aus Tradition wählt, wählt die Tradition ab.

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Ja, das stimmt!
Keine der traditionellen Parteien hält sich heute noch in ihrem Wahlprogramm, und erst recht nicht in ihrem täglichen politischen Wirken an das Programm der Gründungsväter. Nicht einmal an die ursprüngliche politische Ausrichtung.
Das wäre nicht so schlimm, wenn nur die Wähler sich an ihre Traditionen halten würden.

Wenn ich von A nach B will, und sich die Linien der Öffis ständig ändern, dann passe ich mich an und bleibe nicht bei der Linie "6", nur, weil die damals von A nach B führte. Heute erreicht die Linie "9" mein Ziel, also ich steige dort ein.

So sollte es auch bei den Wahlen sein.

Gut. Das Angebot wird ständig erweitert, sowohl bei den Öffis, als auch in der Politik. Heute kann ich zwischen Krieg und Frieden wählen, das konnte ich vor 20 Jahren noch nicht. Richtung Krieg fuhr damals noch keine Linie.

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