Mittwoch, 6. Januar 2016
Die benutzten Schützlinge
Die Aufarbeitung beginnt. „Die Gewalt gegen Frauen in Köln, Stuttgart und Hamburg ist kein einfaches Medienversagen: Hier mischen sich ein idealisiertes Flüchtlingsbild, eine gescheiterte Politik mit Frauenhass und völliger Unfähigkeit zur Selbstkritik“, schreibt Roland Tichy zutreffend und lesenswert. Doch dem Liberalen entgeht der Herrschaftsaspekt. Die Partei hat immer Recht, auch mit dem Gegenteil. Denn es geht nicht um das Recht, nicht um das Ideal und nicht um die Schützlinge, es geht um die Herrschaft.
Das Flüchtlingsbild ist idealisiert, aber für die Politiknehmer, die Objekte der Propaganda. Die sollen glauben, was ihnen gesagt wird, weil sie sonst in der Ecke stehen.
Es ist völlig austauschbar, was geglaubt und was nicht gesagt werden soll, Hauptsache ist, man fügt sich.
Die Führungsriege darf nicht kritisiert werden, denn die Führung ist Metapher für Sozialismus oder Deutschland oder Flüchtlinge oder die göttliche Ordnung. Um das Fügen geht es, nicht um den Grund.

Dafür bekommt man auch etwas, nämlich Anteil an Macht. Wenn man jemanden als Klassenfeind, Kommunisten, Volksverräter, Homophoben oder Rassisten denunzieren kann und sich selbst damit Vorteile verschaffen, muss man Energie aufwenden, es nicht zu tun.

Der Zweck sind nie die Schützlinge. Das wird deutlich, wenn Individuen aus der Schützlingsgruppe hervortreten. Vielleicht noch als Opfer anderer Schützlinge. Dann darf gehasst werden.
Deshalb ist es kein Widerspruch, sowohl Islamkritiker als auch Homoehegegner mit der Phobie-Keule zu jagen; es geht weder um Homos noch Islamos, sondern ums Zuschlagen.

Dass es um die eigene Macht geht, wird noch deutlicher, aber wegen der Obszönität weniger bemerkbar, wenn die Hauptsorge darin besteht, der politische Gegner könnte etwas davon haben. Dann vergisst man Schutzbefohlene und Ideale.

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