Dienstag, 15. Oktober 2019
Sprache und Hass
Wir befassen uns hier ja weniger mit den Angelegenheiten selbst als damit, wie wir mit den Angelegenheiten umgehen – und schon nicht, was „das mit uns macht“, wie es treffenderweise heißt, treffend in Bezug darauf, wie wir damit umgehen, nämlich passiv. Kommen wir darin vor, was das mit uns macht? Eigentlich nicht, nicht in dieser sprachlichen Struktur. Sprache schafft noch mehr Sprache und die begrenzt das Denken. Doch auch „Sprache“ wird in der herrschenden Rede reduziert benutzt und verstanden, nicht als das Sprechen von jemandem, sondern als vorgegebene Mechanik, starres Gefüge. Der, der spricht, kommt in dieser Denkweise nicht vor, schon gar nicht als jemand, der etwas sagen will.
Und so ist es auch mit „Hass“, wer wollte Hass verteidigen. Auch hier ist eine Verschiebung in Benutzung und Verständnis des Wortes eingetreten. Englisch Hate, das bedeutet mehr das Ausüben des Hasses, im Deutschen war es bislang das Gefühl. Jetzt ist es irgendwie etwas Mieses, das nicht sein soll.
Mit den Aktionen gegen Hass/Sprache geben sich die Herrschenden ein Mandat, gegen etwas vorzugehen, wovon sie selbst bestimmen, was es ist. Das strafrechtlich geschützte Rechtsgut der Tatbestände von Beleidigung und übler Nachrede, die persönliche Ehre, wird verworfen, geahndet werden wieder Verstöße gegen die Sittlichkeit, gegen die sich selbst normierte Norm.
Wer gegen Sprache und Hass auftritt, hat das Denken schon überwunden.

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Donnerstag, 15. August 2019
Der Thunberg-Test
Dieser Greta-Medienschwindel liegt offen, fast könnte man ein Programmheft kriegen für die Theateraufführung, wieso funktioniert das?
Versuch der Deutung: Weil es nicht um Greta geht, sowenig wie es bei der Rechtschreibreform vor 25 Jahren um die Schrift ging oder es beim Deppinnensternchen um die Geschlechtergerechtigkeit – wobei diese beiden Sachen aufeinander aufbauen und ienen Prozess darstellen, zu dem auch Greta gehört, das Austesten dessen, was gebilligt wird, erst noch aktiv, dann passiv, bis es auf die Billigung gar nicht mehr ankommt.
Was hier etabliert wird, ist eine neue Kommandostruktur.

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Sonntag, 11. August 2019
Historikerstreit
Vielleicht werden spätere Historiker einmal in einen Streit verfallen, ob die Ostwahlergebnisse nicht die Reaktion statt Ursache waren. Wenn sie hierher googeln: ja. Die drohende grünlinksislamfaschstische Diktatur, heute gesagt: das Drohen einer solchen, bewirkt bei den einen Konformismus, Denunziantentum, Karriereperspektive, gepaart mit Denkeinsparung. Wer selbst denkt, würde selbst bei prinzipieller Zustimmung zum bunten Klimadiktat, anders formulieren. Wäre damit schon verdächtig. Könnte denunziert werden. Muss also selbst denunzieren, mindestens konform sprechen, das Denken einstellen.
Verschoben wird also nicht „der Diskurs nach rechts“ – wenn etwas nach rechts verschoben werden kann, war es kein Diskurs. Verschoben wird die Linie, und zwar immer enger an die Einzelperson heran, immer weiter in den privaten Bereich, wo man zur Entscheidung gedrängt wird zwischen Fügen und Opponieren.
Wer vom Staat und den Politikern noch was erwartet, für sich selbst vermittels des Wohles des Landes oder für die eigene Karriere, der fügt sich.

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Samstag, 5. Januar 2019
Abgrenzung der Gegennazis
Warum alle, die nicht genau der offiziellen Linie folgen, in die Nähe der Nazis gerückt werden, ist notwendig und folgerichtig für die, die das tun. Sie brauchen die Abgrenzung vom Nächstschlimmeren, und das sind dann die Nazis.
Man braucht keine Positionierung gegen eine gegenüberliegenden Pol, sondern Unterscheidung vom Benachbarten. Und wenn man mit dem Anspruch der Machtergreifung antritt, muss man sich selbst damit rechtfertigen, zu den Guten zu gehören, und da bleiben nur die Nächstbösen, das sind die Nazis.
Für andere, für uns hier etwa, sind die Nächstüblen, zu denen wir nicht gehören wollen, langweilige Schwätzer, Nichtskönner – sofern sie so tun, als könnten sie was, oder alle, die mit einem Herrschaftsanspruch eine illegitime Macht ausüben. Das alles wollen wir nicht. Was aber, wenn doch? Dann brauchen wir die Nazis, weil wir selbst bewiesenermaßen keine sind, denn wir sind dagegen.
Wer also ständig Hitler und Nazi sagt, ist sehr dicht dran.

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Dienstag, 24. Mai 2016
Krise als Identitätssurrogat
Strenge Hierarchien, autokratische Systeme, auch Teilsysteme, haben etwas Verlockendes; man ist nicht nur unterdrückt, man bekommt eine Macht oder wenigstens die Aussicht auf Macht. Man identifiziert sich vorzugsweise mit dem totalitären Herrscher, kaum mit den einzelnen individuellen Elementen.
Dabei bleibt die Frage offen, weshalb auch viele eine Krisenlust empfinden, für die absolut nichts dabei zu holen ist. Einfacher gefragt: Worauf freut sich Katrin Göring-Eckardt und wieso kann sie manche mit ihrer Freude anstecken?

Die Antwort mag in der infantilen Persönlichkeitsstruktur liegen. Im Reifeprozess kommt das Kind an die Stufe, wo es an die von den Eltern eingenommene Position treten möchte, aber noch nicht kann, denn die sind noch da. Weil wir zivilisiert sind, werden die Eltern nicht nach archaischer Art behandelt, sondern einfach als peinlich empfunden, man setzt sich mit ihnen auseinander oder macht etwas völlig anderes.
Eltern sind hier die Identifikationsfiguren. An deren Stelle kann die Gesellschaft insgesamt treten, genauer gesagt das Bild von ihr, dies umso stärker, je weniger die eigenen echten Eltern präsente Figuren sind, an denen es sich abzuarbeiten lohnt, und je geringer entwickelt die eigene Selbstachtung ist.

Eine Krise oder eine revolutionäre Situation, von der man sich verspricht, sie werde „die Gesellschaft durchrütteln“, ist der Ersatz für die archaische Beseitigung der Elterngeneration.
Real ist damit nichts gewonnen, nur emotional und illusorisch ergibt sich aus der Identifikation mit dem Trugbild ein Anschein von Selbstwertgefühl.
Ersetzt wird gleichfalls die Auseinandersetzung, auch die mit sich selbst. Man kann im Infantilitätsmodus verharren und bekommt eine vorgetäuschte Identität.

Das ist sehr vorteilhaft für defizitäre Persönlichkeiten. Man weiß noch immer nicht, wer man ist, viel gäbe es dazu auch nicht zu erfahren, aber man kann sich bestätigt fühlen.
Wenn sich dieses Gefühl nicht dauerhaft aufrechterhalten lässt, entsteht das Bedürfnis nach hierarchischer Struktur, nach totalitärer Macht.

Wie wir sehen, bleibt es nicht beim Bedürfnis.

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