Freitag, 21. August 2015
Gewendeter Rassismus
Die Leserkommentare auf welt.de sehen klar, etwa dieser: „Frau Ina-Maria Reize-Wildemann, gerade mit der Absetzung des Beitrags gießen Sie Öl ins Feuer.“
Was war los? Welt.de: Um nicht weiter Vorurteile gegen Ausländer zu schüren, hat die Redaktion der ZDF-Sendung ‚Aktenzeichen XY’ entschieden, einen Beitrag über einen bisher vergeblich gesuchten Vergewaltiger nicht zu senden. Grund: Der mutmaßliche Täter ist schwarz … Chefredakteurin Ina-Maria Reize-Wildemann begründet den Entschluss mit der Stimmungsmache gegen Flüchtlinge in Deutschland. Es gebe hasserfüllte Kommentare im Internet und Anschläge auf Asylunterkünfte. Deshalb sei aktuell nicht der richtige Zeitpunkt, hieß es. ‚Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen und keine schlechte Stimmung befördern. Das haben diese Menschen nicht verdient.’“

Das ist gewendeter Rassismus mit Abschätzigkeit gegenüber den ZDF-Zuschauern, von Entwürdigung des Opfers ganz abgesehen. Ein äußerst herablassender Generalverdacht. Als ob die ZDF-Zuschauer allesamt sagen würden: ja, diese Neger.

Es sind die eigenen Vorurteile, die verdrängt werden. Jemand könnte kommen und das sagen, was man selbst nicht denken will. Also betreibt man Aufwand, um sie daran zu hindern. Das geht dann so weit, dass man aus Angst vor den anderen sich komplett abschottet, um die Kontrolle über die eigene Welt zu behalten. Das ist wieder genau das, was man den anderen, in diesem Falle den Rechten, zuschreibt. Geschlossenes Weltbild. Heißt hier aber Journalismus.

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