Freitag, 14. April 2017
Ostern und die zivilisatorische Wende
Natürlich kann das alles Trickserei gewesen sein, erzählt werden kann Vieles, und die Brotvermehrung oder die Lazarus-Präsentation würde auch Hans Klok überzeugend bringen, schwerer der Gang über das Wasser, und was wissen wir schon, wen Judas da geküsst hat.

Aber darum geht es nicht.
Sondern um persönliche Zustände, die uns heute als selbstverständlich und voraussetzungslos gegeben vorkommen.

Als die frühen Christen, Frauen mehrheitlich, herumgingen und den Menschen, die buchstäblich im Dreck gelebt haben, sagten: Du bist jemand, ein Individuum mit Gottesbezug, du hast einen eigenen Namen, war das, wie wir heute sagen würden, eine Persönlichkeitsentfaltung, die Gabe einer Selbstschätzung. Völlig nachvollziehbar, dass dies als Erweckung erlebt wurde. Christ werden kam einem Erweckungserlebnis gleich.
Den Sklaven mitzuteilen, du hast keinen anderen Herren als Jesus, der für euch gestorben und auferstanden ist, war eine Befreiung. Innerlich, nur, aber wieder mit Erweckung.

Es kommt überhaupt nicht darauf an, ob sich die erzählten Geschichten so abgespielt haben, ihre Wirkung ist entscheidend, und die entspricht dem, was den Menschen ausmacht.

Ist es erst einmal so weit, sind es keine zweitausend Jahre mehr bis zur Aufklärung.
Es ist auch einleuchtend, dass die Kirche nicht sehr bemüht ist, wieder ihren Machtanspruch zu überwinden. Lieber lässt sie diese zivilisatorische Wende, die wir mindestens damit feiern können, dass wir einen Tag nicht tanzen, in der bunten Vielfalt untergehen.

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