Mittwoch, 17. Februar 2016
Die Sprache des Grünen Reiches: ticken
Nicht nur die vorgegebenen Wörter und Sprachregelungen machen die Normsprache aus, auch der allgemeine öffentliche Sprachgebrauch ist geprägt von -- geprägt reicht eigentlich. Das Geprägtsein der Sprache macht ein geprägtes Denken, im Wechselverhältnis.

Halbsalopp und pseudolocker daher kommt „So tickt derundder“ oder „Wie ticken dieunddie“, wenn es darum geht, was in jemandem vorgeht, wie jemand denkt, welche Auffassungen aus welchen Gründen vertreten werden oder was jemanden antreibt. So könnte man es auch formulieren. Stattdessen scheint auf einer Liste unbedingt zu verwendender Phrasen zu stehen: So ticken die.

Meistens, nicht nur, ist es ein politischer Gegner, mitunter ein neutraler Neuer auf der medialen Bühne, nie eine positiv besetzte Person. Sahra Wagenknecht tickt nicht, Gutmenschen ticken nicht. Obama tickt nicht. Trump tickt. Auch noch eine Generation Y in Kairo, nicht aber die Grüne Juso-Jugend.

Der gebotene journalistische Abstand, hier wird er gewahrt, indem eine emotionslose mechanische Formulierung gebraucht wird, die impliziert, dass sie nicht zum Mitdenken einlädt. Als Perspektive aus einem bestimmten nachvollziehbaren Gedankengang heraus darf das Getickte gerade nicht erscheinen.

Dass dieser Phrasendresch so willig abgeschrieben wird, liegt nicht an einer Vorgabe der Journalistischen Handwerkskammer, sondern neben Konformitätssucht auch an journalistischer Projektion. Wer selbst die eigene Meinung aus einem Gedankenreservoir bezieht, muss davon ausgehen, dass es auch bei anderen so ist.

... comment