Samstag, 5. März 2016
Drei Deutungen des Wiedervereinigungsvergleichs
Wenn nach den Wahlen die Zahlen wieder ansteigen, kommt auch wieder aus berufenen Mündern der Vergleich mit der Wiedervereinigung. Nicht als Debattenbeitrag, sondern als Keule.
Weil man Sachlichkeit schätzt, befasst man sich mit dem Vergleich statt mit denen, die ihn anstellen.

Drittens. Die Größe der Herausforderung, der finanziellen wie gesellschaftlichen, soll als Vergleichsmaßstab dienen, die Größe, die der Einzelne sowieso nicht fassen kann und der deshalb in die Verkleinerung gesetzt wird.
Abgesehen davon, dass dann dieses Argument dagegen spräche, den anderen Ländern so etwas zumuten zu dürfen, wird hier eine Machbarkeit suggeriert, durch die sich die Macher in ihrer Machtposition selbst sichern. Der Einzelne ist zu klein, die Verantwortlichen schaffen das, wenn alle mitmachen, deshalb sind sie die, die dafür bezahlt werden.

Zweitens. Ein geschichtlicher Vergleich kann nur Sinn haben, wenn man Elemente aus der Vergangenheit als wieder gegeben sieht und daraus Schlussfolgerungen zieht. Also etwa: eine neue Partei hat Wahlerfolge auf Kosten der alten, das ist wie zur Weimarer Zeit, deshalb kommt Faschismus. Ist dämlich, aber ein Vergleich und wird gemacht. „Wie Wiedervereinigung“ sagt eigentlich nur, dass man keinen Vergleich hat und keinen Vergleich B.

Erstens handelt es sich bei denen, die mit dem Wiedervereinigungsvergleich ankommen, soweit ersichtlich ausnahmslos um solche, die damals gegen die Wiedervereinigung gewesen waren und irgendwie immer noch sind. Wenn sie nun mit etwas für sie negativ Besetztem argumentieren, scheint nun die Möglichkeit der Rache gekommen.

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