Dienstag, 8. März 2016
Wegnahmevorsatz
„Glaubst du denn, die nehmen dir was weg?“, lautet eine häufig geäußerte Parole, die Antwort wird gar nicht abgewartet, auch in der Formulierung: „… der will dir was wegnehmen?“

Die Argumentation „die nehmen uns was weg“ kommt aber gar nicht von denjenigen, denen sie unterstellt wird, sie wird nur hypothetisch vorgetragen, um sie emotional zu widerlegen.

Wie die Antwort auch wäre, sie würde das Problem dessen sein, der sie gibt. Er glaubt was, auch noch eine Unterstellung, die er gar nicht wissen kann. Und dann gleich bei allen, das kann nur falsch sein und kleingeistig und rückwärtsgewandt. Böse, wer Böses erwartet. Und überhaupt, weggenommen kann nur dem, der was hat. Die soziale Schere wieder.

In unserem Umverteilungssystem wäre es gar nicht abwegig anzunehmen, dass „der“ etwas umverteilt kriegt, und wer das für verständlich hält, müsste auch Verständnis aufbringen für diejenigen, die das gar nicht oder nur bis zu einem gewissen Grade wollen.
Die Frage müsste also lauten, ob man erwarte, dass die Umverteilung zu nicht tragbaren Belastungen führt und wie weit man sie anderen abverlangen darf.

Wieder einmal lässt man sich von der Fragestellung einfangen, statt sich mit demjenigen zu befassen, der die Frage stellt – das Wegnahmeargument wird nur von solchen vorgebracht, die selbst vom Wegnehmen leben.

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Ja, das Wegnahmeargument legitimiert und vertuscht gleichzeitig das eigene Schmarotzertum. Das ist verbreitet zu beobachten. Ich kenne allerdings auch etliche Fälle von fleißigen Nettozahlern, die sich offenbar gern etwas wegnehmen lassen bzw. gern geben, um es mal positiv zu formulieren. Die zahlen dann wenigstens für das gute Gefühl der moralischen Überlegenheit, das ist insoweit immerhin anständig. Wenn man die Kosten der Immigrationskrise vollständig privatisieren, also die Finanzierung (und Haftung!) auf eine freiwillige Basis stellen würde, wäre die Sache auch wesentlich weniger anrüchig.

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