Montag, 5. Mai 2025
System und Struktur
Etwa Julian Reichelt kommentiert, wenn das verfassungsfeindlich sei, hätten wir bald wieder Spitzel an den Stammtischen in den Kneipen.
Das ist nicht falsch, ja, ist so, und das ist das Bild vom Überwachungsstaat, wenn man ihn aus Erzählungen kennt.
Es ist nur nicht so, dass das Spitzelsystem ein Auswuchs wäre, eine Verirrung infolge zu großer Wachsamkeit und zu geringen Demokratieverständnisses, wenn die Privatsphäre nicht mehr respektiert wird. Das, wenn wir es so nennen, Spitzelsystem ist das Wesen der auf Vision und Ideologie gegründeten, mithin linken, Staatsform, denn Abweicher sind ein notwendiges Element, Feinde sind gebraucht, Konformität muss unter Beweis gestellt werden, dazu muss man melden, denunzieren und bespitzeln.
Das ist die Struktur.
Aus ihr folgt der Dienst, der die Feinde bestimmt.
Die staatliche Ideologie von Gleichheit und Toleranz und Gemeinschaft beruht auf Ausgrenzung, Spaltung und Feindseligkeit, was spätestens dann, wenn die Ideologie zur Staatsdoktrin geworden ist, der Umsetzung bedarf.
Das ist, wo wir sind.

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Das Stichwort "Feinde sind gebraucht, Konformität muss unter Beweis gestellt werden" ist genau die Kerbe, in die die kleine Rede reinhaut (unten ein Link), die bei einer Theaterperformance in Wien ein Politikberater gehalten hat, der meist in Österreich für die dortige Schwefelpartei tätig ist.

Sie spielten bei den Wiener Festwochen Juni 2024 Gerichtsverhandlungen nach, mit ernster Miene. Ich glaube, man hat gegen dräuende Bedrohungen der Demokratie verhandelt. Man hat fürs Theaterspiel echte Richter und Anwälte angeheuert.

Es ist eine Performance, aber offensichtlich keine, bei der Lachen die angemessene Reaktion ist. Am Rand in den Kulissen sitzt Frauke Petry herum. Ich weiß nicht, was sie dort tut. Vielleicht durfte sie das Rollenfach der bösen Stiefmutter bedienen.

Später in der Veranstaltung wird Petry noch Sachen sagen wie „Meine Damen und Herren, Sie sprechen hier und heute ein Urteil über Ihre eigene Diskursfähigkeit.“

Schön an den diversen Filmchen zum Thema ist jedesmal der Kameraschwenk ins Wiener Kulturpublikum. Einigen Zusehern ist das Gesicht gefroren. Einzelne beginnen zu feixen, weil sie etwas wiedererkannt haben und die Selbstironie in ihnen noch nicht abgestorben ist.

Der -->Link geht zu Twitter. Ich bin nicht im Bilde, ob der Twitterer einen guten Leumund hat und ob anständige Ganoven auf ihn verlinken sollten.

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