Freitag, 14. Oktober 2016
Emotionsverschiebung
Das Vertrauen in den Staat sei erschüttert, der Staat versage, das kann nun geschrieben werden, es ist ja wegen Sachsen und nicht wegen Merkel. Es gibt auch bei der Presse Gefühlsstau.

Noch übler ist es, wenn zu lesen ist und geschrieben wird, der hätte wichtige Aussagen machen können. Auf Hintermänner und Strukturen.
Können – vielleicht, aber gemacht hätte er es nicht. Er hat sich ja lieber umgebracht. Womit hätte man ihn bewegen wollen? Waterboarding ja wohl nicht, hätte man ihn so lange integriert, bis er alles sagt?
Die Presse, die so was verbreitet, lügt nicht, sie phantasiert. Und es sind zwei Phantasien der Schreiber, die sich darin ausdrücken. Die eine ist, dass üble Hintermänner schuld sind, also nicht etwa noch am Ende die Politik, die Presse, ein verantwortliches Individuum oder gar das, womit es überhaupt nichts zu tun hat. Er hätte wichtige Erkenntnisse liefern können, die uns entlasten, das ist der Gedanke.

Die zweite Phantasie ist versteckter. Wer bedauert, dass er nun nicht mehr etwas Wichtiges tun könne, bedauert eigentlich das Unterbleiben des Anschlags. Das hätte er getan, das war, was er vorhatte, sonst nichts.
Man darf es sich selbst und den Lesern natürlich nicht eingestehen, es schade zu finden, dass es dazu nicht gekommen ist.

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