Sonntag, 10. März 2013
Aufarbeitung als Verdrängungsmechanismus
Neben der Ausschlachterei zu Vereinszwecken in den grausigen Fällen wie Marwa, NSU, Winnenden ist die veröffentlichte Rezeption äußerst unbehaglich, und das liegt an der Verschiebung ins Politische und damit Ungefährlichere. Gemeint ist Folgendes.
Eigentlich müsste man sich angesichts dieser Untaten genieren dafür, was normale Menschen zu tun bereit sind, und sich die Frage stellen: Was bewahrt mich davor, zu einem solchen Monster zu werden?
Diese Frage aber wird beiseite geschoben durch die Aufarbeitungsrhetorik. Der Staat hat versagt und nicht verhindert. Das ist nichts anderes als die Transzendentierung des Über-Ich. Ich wäre zuständig, will es aber nicht sein. Waffengesetze. Ich habe mich nicht unter Kontrolle, will es auch gar nicht. Hass auf alles Fremde. Kenne ich, sehe ich ständig bei anderen. Entschädigungszahlungen. Ablasshandel.
Es ist zu befürchten, dass gerade die ganze Nichtsdafürkönnerei die Egoshooter animiert.

Wer mit besonderer Betonung die Rechtsgerichtetheit der Morde bespricht, wähnt sich entlastet, sagt aber nichts anderes, als dass er das Problem weniger in den Morden sieht als darin, dass sie rechts seien. Sie sind halt nur von der falschen Seite ausgeübt.
Erklärungen über die Entstehung von Monstrosität erübrigen sich damit.

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Freitag, 25. Januar 2013
Schmunzler des Tages
Bei n.tv.de lautet die Aufmachermeldung: „Seit fast einem Jahr beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des Bundestages mit der rechtsextremen Terrorgruppe NSU. Doch noch längst konnte er nicht alle Details enthüllen. Davon ist Politikwissenschaftler Funke überzeugt. Auch die Türkische Gemeinde erwartet sich noch mehr.“
Die türkische Gemeinde erwartet sich noch mehr.
Das ist schon gar keine Fehlleistung mehr, das ist unverhohlen.
Bis jetzt war es auch zu enttäuschend. Drei, was, das soll schon alles gewesen sein? Einem wie Kenny Kohlat kann das nicht reichen.

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Dienstag, 13. November 2012
Nürnberger Prozess
Die Stadt Nürnberg will die Autokennzeichen N-SU abschaffen, weil sich NSU die Mörder von zehn Menschen nannten. Dagegen regt sich Unmut, der nur als faschistisch einzustufen ist. Schon wieder tun Autofahrer, die auch mal auf die Autobahn fahren, so, als hätten sie von nichts gewusst. Die Wahrheit wird die EntNSUfizierung ans Licht bringen. Aber wenn sie sich nicht wenigstens jetzt distanzieren, dann ist das deutlich. Dann können sie auch gleich ein Sweatshirt von Thor Steinar als Wimpel an die Antenne binden.
Manche sehen als einzigen Ausweg eine Verlegung ihres Hauptwohnsitzes in die Hansestadt Hamburg.

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