Sonntag, 10. März 2013
Aufarbeitung als Verdrängungsmechanismus
Neben der Ausschlachterei zu Vereinszwecken in den grausigen Fällen wie Marwa, NSU, Winnenden ist die veröffentlichte Rezeption äußerst unbehaglich, und das liegt an der Verschiebung ins Politische und damit Ungefährlichere. Gemeint ist Folgendes.
Eigentlich müsste man sich angesichts dieser Untaten genieren dafür, was normale Menschen zu tun bereit sind, und sich die Frage stellen: Was bewahrt mich davor, zu einem solchen Monster zu werden?
Diese Frage aber wird beiseite geschoben durch die Aufarbeitungsrhetorik. Der Staat hat versagt und nicht verhindert. Das ist nichts anderes als die Transzendentierung des Über-Ich. Ich wäre zuständig, will es aber nicht sein. Waffengesetze. Ich habe mich nicht unter Kontrolle, will es auch gar nicht. Hass auf alles Fremde. Kenne ich, sehe ich ständig bei anderen. Entschädigungszahlungen. Ablasshandel.
Es ist zu befürchten, dass gerade die ganze Nichtsdafürkönnerei die Egoshooter animiert.

Wer mit besonderer Betonung die Rechtsgerichtetheit der Morde bespricht, wähnt sich entlastet, sagt aber nichts anderes, als dass er das Problem weniger in den Morden sieht als darin, dass sie rechts seien. Sie sind halt nur von der falschen Seite ausgeübt.
Erklärungen über die Entstehung von Monstrosität erübrigen sich damit.

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