Samstag, 30. Mai 2015
Kritikersatz
Der Spiegel-„Der Kritiker“ Diez setzt Hoffnungen in die Wiederaufnahme des „Literarischen Quartetts“, damit wieder echte scharfe Kritik zu erleben sei in der allgemeinen Merkel-Konsenssoße.
Gewiss wird einer, der früh gratuliert, eher eingeladen als jemand mit prinzipiellen Vorbehalten.

In der DDR war man nach kritischen Rezensionen süchtig. Der Unterhaltungswert war so hoch, weil es der einzige Bereich war, in dem unterschiedliche Meinungen vorgetragen, gar ausgefochten werden konnten. Überhaupt, etwas Negatives zu hören, sensationell. Die Zeitschrift Eulenspiegel brachte Kult-Kinofilmbesprechungen, die es sogar als Buch gab. West-Filme kriegten besonders viel Schärfe ab. Egal; allein, so was zu lesen wie „Das hätte er lieber nicht tun sollen“ war eine Wohltat. Verglichen mit den sonstigen Wohltaten.

Heute haben wir nur Kritik, eine Menge an Polit-Talks, und Diez richtet seine Hoffnung auf eine Literatursendung.

Pseudopolitik in der Pseudokritik von Pseudoexperten.
Das kommt nicht von Merkel. Sie besäße gar nicht die Möglichkeit, ein System von Konsenskorrektheit zu installieren.
Sie kommt damit zurecht, weiß es zu nutzen. Das ja. Und macht vor, es zu nutzen.
Weil das alle selbst auch gerne genauso täten, deshalb funktioniert es.

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