Montag, 27. April 2015
Sterndeutung
Der Stern von Varoufakis ist im Sinken, liest man, er wird immer unbeliebter bei den Griechen und steht wohl kurz vor der Ablösung.
Woher wissen wir das?
Aus den Medien. Und da haben wir ein Problem. Es ist ja nicht so, dass ein Stern sinkt, die Journalisten es beobachten und darüber berichten, versehen mit ihren Schlussfolgerungen. Sondern sie geben uns entweder, was wir wollen, oder was wir kriegen sollen. Beides kann auch übereinstimmen.

Was könnte es also mit der Vorbereitung der Varoufakis-Absetzung auf sich haben?
Wenn ein neuer griechischer Finanzminister kommt und neues Vertrauen einsammelt, so dass erst einmal weitergerettet wird, dann kann man vermuten, dass das der Zweck war.
Der Stern der Rettung wird weiterstrahlen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 26. April 2015
Neues vom Simonis-Sturz
Vor zehn Jahren ließ irgend jemand Heide Simonis bei der Wiederwahl zur Ministerpräsidentin durchrasseln, was in unserer Demokratie einem Sturz gleichkommt. Seitdem wird gerätselt, wer der eine mutmaßliche SPD-Abgeordnete war, der ihr in jedem Wahlgang die Stimme verweigerte, und wofür er sich an Heide Simonis hätte rächen wollen. Gelegentlich verdächtigt wird Ralf Stegner, weil er charakterlich ins Profil passt. Aber ein logischenr Grund liegt nicht vor. Wer dann?

Es gibt einen neuen Aspekt.
Bisher war nicht bekannt oder wurde jedenfalls nicht behandelt, dass Heide Simonis vorhatte, zur Mitte der Amtszeit zurückzutreten und an Ralf Stegner zu übergeben.
Der Verweigerer hat vermutlich Ralf Stegner verhindern wollen.
Man muss nach einem verantwortungsvollen Menschen suchen.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Samstag, 25. April 2015
Kultur und Rezension
Clint Eastwoods Film „American Sniper“ handelt von einem Scharfschützen im Irakkrieg, der den Rekord im Scharfschießen hält. Die Rezensenten, zumal die deutschen, mochten das gar nicht, ein Kriegsheld als Held.
Man kann nun durchaus der Ansicht sein, dass der Irakkrieg eine fragwürdige Angelegenheit war. Was die Rezensenten stört, ist was anderes, nämlich dass der Typ aus Patriotismus handelt und amerikanische Soldaten schützt. Eine menschliche Drohne sozusagen.
Als erstes erschießt er ein Kind. Eines, das mit einer sowjetischen Granate auf die Amerikaner losgeht. Die Empörung der Rezensenten ist nicht etwa darauf gerichtet, dass dieses Kind als Selbstmordattentäter eingesetzt wird.
Kein Problem haben sie damit und keine Erwähnung wert ist ihnen die Szene, in der ein Guerillaführer ein irakisches Kind mit einem Bohrer tötet. Das ist ja Widerstandskampf.

Die moralische Erhebung muss den Rezensenten wirklich gut tun.
Es war Krieg, und wir sind nicht hingegangen.
Wir haben vorher gesagt, dass wir nicht hingehen, was Saddam Hussein ermutigt hat, es auf Krieg ankommen zu lassen. Richtig wäre gewesen, nach außen hin Geschlossenheit mit den Amerikanern zu zeigen und intern einen Krieg abzuwenden. Aber dann hätte der Gerd die Wahl nicht gewonnen.
Merkel sagte zu Schröder, er hat damit den Irakkrieg wahrscheinlicher gemacht. Das hat keiner verstanden, dann ließ sie es wieder bleiben.

Beim nächsten Remake der Körperfresser werden die Rezensenten mehr Verständnis für die Körperfresser verlangen, sofern der Film nicht ohnehin schon darauf angelegt ist.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Freitag, 24. April 2015
Angst
Heute was soeben Erlebtes.
Anruf eines evangelischen Pfarrers mit der Bitte, die Karikatur mit dem Text „Anschläge auf Kirchen bringen jedenfalls niemanden dazu, sich ein Schild mit ‚Ich bin Kirche’ umzuhängen“ verwenden zu dürfen mit Powerpoint bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Ist das Abendland noch zu retten?“, wobei er sogleich nachschob: „Keine Angst, ich bin kein Pegida-Anhänger.“
Die Veranstaltung dürfte sich erübrigen.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 23. April 2015
Genderdefekt
In der TAZ steht es wieder, viele Videogames sind frauenfeindlich, weil der Prinz die Prinzessin rettet.
Man hätte womöglich gedacht, frauenfeindlich wäre, wenn der Prinz die Prinzessin nicht rettet. Das war aber im Altsprech. Neusprech ist Frauenfeindlichkeit, wenn die Frau auf die Rolle der passiven Geretteten festgelegt wird, und wo würde mehr Festlegungen getroffen als im virtuellen Raum.
Wir sind hier in der Übergangsgesellschaft. Die ausgemachte und beanstandete Feindlichkeit ist die, die den Spielen immanent ist. Man muss sie weder spielen noch mögen. Sich ausgerechnet an Geschlechterrollen zu stören und etwa an der Verwendung des als frauenfeindlich eingestuften Satzes „ich reiß dir den Arsch auf“, zeigt, dass man sich an der Gewalt nicht grundsätzlich stört, sondern sie argumentativ benutzt.
Außerdem wissen wir ja gar nicht, ob die weiblichen Figuren sich überhaupt als Frau sehen. Vielleicht sind sie ein undefiniertes Geschlecht oder transgender.
Oder wir wissen es doch, aus der Genderforschung: Das, was gerettet wird, ist weiblich.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 22. April 2015
Work-Life-Balance für Flüchtlinge
Heute sagen wir, wie man die Sache mit den Flüchtlingen regelt, wenn man davon ausgeht, dass Deutschland mit einer relevanten Anzahl solcher umzugehen hat.
Das Zauberwort ist ein ganz schlimmes, nämlich Arbeit.
Die Asylbewerber und Geduldeten leisten einen Dienst bei der Kommune, die die Kosten für ihre Unterbringung und Versorgung trägt, bis zu 35 Stunden pro Woche, verrechnet zu etwa 10 Euro pro Stunde, mit Urlaubsanspruch und Betriebsrat. Gemacht wird, was zu tun ist; dem Kommunalservice helfen, den Bürgern helfen, Park reinigen, Graffitis abschrubben, Schlaglöcher ausbessern.
Sage keiner, das nähme der freien Wirtschaft Arbeit weg; es sind keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, sondern Tätigkeiten für das ausgegebene Geld, zusätzlich zum Dienstleistungssektor, eine Gegenleistung mit Wertschöpfung.
Säuberung der eigenen Unterkunft gehört auch dazu.
Wer qualifiziert ist, kann woanders arbeiten oder entsprechend zu höherem Stundenlohn oder geringerer Arbeitszeit. Wer nicht will, dessen Antrag wird vorrangig bearbeitet.
Es ist allein eine Frage der Organisation, und organisieren werden wir ja noch können.
Kommunen mit mehr Flüchtlingen würden plötzlich besser dastehen. Und die Flüchtlinge hätten was geschafft und sich durch Arbeit integriert; so entsteht Zugehörigkeit.

Aber es käme einer Entmachtung der Flüchtlingswirtschaft gleich.
Und die Grünen wären dagegen, denn es wäre produktiv.
Grüne ertragen nichts, was nicht destruktiv ist.

... link (11 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 21. April 2015
Kritiker und Rassisten
Der ermordete Chefrdakteur von Charlie Hebdo, Charb, wendet sich postum in einem Brief dagegen, dass die Schurken der Islamophobie den Rassisten in die Hände spielen; notwenig und richtig sei Religion und Ideologie zu kritisieren, grundverschieden aber, Gläubige wegen ihrer Religion oder Herkunft zu diskriminieren oder zu attackieren, so schreibt die TAZ.
Und das ist ja auch richtig, das Problem ist nur, dass es in der TAZ steht. Für die TAZ-Leser ist es damit erledigt, den Islam zu kritisieren, ob als Religion oder Ideologie. Man ist ja ganz allgemein sehr gegen Religion, bloß bei den Moslems guckt man nicht hin, um nicht wegen Herkunft oder Religion zu diskriminieren.

Diese Unterscheidung ist allerdings auch eine westliche. Eine christliche, abendländische.
Charb ist von Leuten ermordet worden, die diese Unterscheidung nicht machen. Und mit denen Leute sympathisieren, die diese Unterscheidung nicht wollen.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Montag, 20. April 2015
Täterbeschreibung
Der ewige Gärtner moniert in seinem gestrigen konkret-Artikel auf titanic-online, dass bei den Gedenkveranstaltungen zur Befreiung der Konzentrationslager verschwiegen wurde, wer die Täter waren, es werde nur vom Entsetzen darüber geredet, was Menschen tun können.
Von Menschen kann er sich nicht genug distanzieren, er möchte gesagt wissen, dass es die Deutschen waren. Außer Stefan Gärtner natürlich. Er vermutet entsprechend seinem geschulten Intellekt ein koordiniertes Verschweigen deutscher Schuld.

Möglich. Es ist aber nicht zu sehen, wer außer den konkret-68ern ein Interesse daran hätte. Wahrscheinlicher ist, dass auch hier die Vorgabe greift, ethnische Merkmale bei den Täterbeschreibungen wegzulassen. Für jenen Fall ist sie gar nicht gedacht, aber man macht es halt auch da so. Nicht dass Nennung der Nationalität noch zur Gewohnheit wird.

Wenn es nicht um Verbrechen geht, sondern um Kampfeinsätze, macht man es ja; bei den Kriegsfreiwilligen wird dazugesagt, dass es Deutsche sind.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 19. April 2015
Die Blechtrommler
Wie spielt man Günter Grass? Gar nicht, die anderen spielen Günter Grass. Eine alte Theaterregel. Die Bestätigung ist wieder zu sehen bei den Abschlusskundgebungen zu Günter Grass mit Wiederholungen von Grassberichterstattungen.
Ja ach, er redet, sagt und spricht. Manchmal macht er Radierungen oder kocht.
Nichts, was man nicht von anderen schon prätentiöser gesehen hätte. Da nervt Grass noch am wenigsten von allen anderen, an die man durch Grass erinnert wird.
Immer habe er den Ton angegeben, erinnern sich die, die zugegen sein durften. Denn sie waren es, die sich in seinem Schein sonnen durften. Die einen hatten, an den sie sich ranwanzen konnten.
Und die umso enttäuschter waren, dass er ihnen doch nicht alles anvertraut hatte.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Samstag, 18. April 2015
Alltag im Westen
Berlin wird Hauptstadt der Zwangsräumungen, weiß der Tagesspiegel.
Profitorientierte Hausbesitzer lassen immer mehr Zwangsräumungen vornehmen, um säumige Mieter loszuwerden und so vom knapper werdenden Wohnraum zu profitieren. Es gebe zwar keinen bestimmten Typ der von Zwangsräumung Betroffenen, wie üblich sind alle Schichten betroffen, aber besonders die Armen.

Säumige Mieter sind solche ohne Geld, also im Recht. Hausbesitzer sind Besitzer, wie der Name schon sagt, und nicht am Wohle der Bewohner, sondern am eigenen Gewinn interessiert. Wird Zeit, dass das System mal wechselt. Und die Gerichte spielen auch noch mit. Der Zwang wächst.
Das ist ein Artikel wie früher aus der Ostpresse über den schlimmen Westen. DDR-Journalismus, nur mit mehr Geld.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 17. April 2015
Niemand ist das Volk
Man könnte den Eindruck gewinnen, die Politik kümmere sich nicht um den gewöhnlichen normalen Bürger, sondern habe es sich zur Aufgabe gemacht, Randgruppen zu beglücken und deren Anliegenchen zum gesellschaftlichen lösungsbedürftigen Problem hochzufeiern.

Wer das glaubt, glaubt auch, dass der Sozialismus für die Befreiung der Arbeiterklasse da war.

Es mag trösten, dass auch die Randgrüpplis gar nichts davon haben. Jedenfalls nicht die einzelnen Personen, nur die Funktionäre mit festen Stellen.
Die Politik ist für überhaupt nichts und niemanden da außer für sich selbst.
Die Bürger werden ausgeschaltet, indem ihnen aufgedrückt wird, sie hätten sich aus Gründen der Gerechtigkeit oder des Klimas zu fügen. Sie können ja mitmachen und andere stressen. So funktioniert Herrschaft.
Es ist allen zu gönnen, wenn sie das nicht glauben wollen.

... link (6 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 16. April 2015
Am Beispiel des Lüpertz
Perlentaucher zitiert ein Interview der Zeit mit Malerdarsteller Markus Lüpertz, der sich nach der deutschen Teilung zurücksehnt; aus dem Osten kam ja nur Mist, und jeder Wutbürger und dicke Pegida-Anhänger denkt, seine Meinung sagen zu können.
Und das sagt einer der mittelmäßigsten Mistmacher, meinungsstark und geistesschwach.
Natürlich sagt der das. Das muss er. Sonst hätte er besser sein müssen.
Schön für ihn, dass er das darf. Schlechte Bilder zu malen, ist offenbar kein ausreichendes Mittel, Wut und Hass zu verarbeiten. Irgendwann müssen die heraus.

Er hätte uns einschönes Beispiel geliefert, wie ein bundesdeutscher Staatskünstler funktioniert, hätte das Interview nicht in der Zeit stattgefunden. So war es nur noch ein Beispiel für bundesdeutschen Journalismus.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Mittwoch, 15. April 2015
Nazipropaganda an der Schule
Der Aufreger des Tages kommt von einem Gymnasium, wo eine Lehrerin die Schüler das Horst-Wessel-Lied summen oder singen und marschierähnliche Fußbewegungen vollführen ließ.
Nach Stand der Ermittlungen wollte sie Brechts Parodie, die ohne das Original nicht verständlich ist, vermitteln und die Schüler mit der Wirkung von Propagandamusik vertraut machen.
Die Medien kommen ihrem Empörungsauftrag nach, denn eine neutrale Berichterstattung wäre profaschistisch. Man möchte nicht vorverurteilen, aber sollte es sich so verhalten, wäre das ein Ding. Nazilied im Unterricht.

Nach Jahrzehnten des Alleskritischhinterfragens besteht nicht die Erwartung, man könne Gymnasiasten eine Auseinandersetzung mit der SA-Hymne zumuten.
Noch weniger: man hofft nicht einmal darauf, man hält es nicht einmal für einen Wert, dass die Schüler dazu imstande wären.
Die Schüler sollen zu Toleranz und Duckmäusertum erzogen werden, zu Unterwerfung und Unselbständigkeit, manipulierbar und ideologisiert. Zu Leuten, die man mit einem Horst-Wessel-Lied begeistern könnte und die man deshalb auf jeden Fall davon fernhalten muss.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 14. April 2015
Magister Unrat
Die Uni-Rubrik auf Spiegel.de hat einen Beitrag, in dem Absolventen vor unseriösen Praktiken eines Verlages gewarnt werden. Der bietet an, Abschlussarbeiten zum Buch zu machen, zu scheinbar akzeptablen Bedingungen, aber was nach Ehre einer akademischen Veröffentlichung aussieht, erweist sich als wertlos. Der Verlag veröffentlicht alles, was er an Abschlussarbeiten in die Finger kriegt, korrigiert keine Fehler, prüft nichts, kommt aber so auf eine Griechilliarde von Neuerscheinungen. Wer ein solches Buch kauft, weil es relevant für die eigene Arbeit erscheint, bezahlt einen ansehnlichen Preis für ein enttäuschendes Werk.

Das Einzige Unseriöse daran ist der akademische Betrieb.
Er spuckt Absolventen mit Master- und Bachelorabschlüssen aus, deren Abschlussarbeiten nichts nützen, außer dass mit ihnen das Studium beendet werden konnte.

Sagt das alles über den Hochschulbetrieb aus?
Nicht ganz.
Dass die Studenten es nicht merken, das sagt alles.

... link (0 Kommentare)   ... comment