Sonntag, 26. Oktober 2014
Aus der Herrschaftsrhetorik
Kaum etwas Langweiligeres gibt es als das Monieren eines gesellschaftlichen Verfalls. Vielleicht sogar eines der Sitten; wer mit so was eine Meinungsäußerung begründet, hat die Welt nicht verstanden, schon gar nicht die moderne, die junge und mediale, und hat wahrscheinlich nur ein Magenleiden oder andere Altersbeschwerden.

Ein sicheres Anzeichen für eine Degeneration der Verarbeitung von Informationen ist darin zu bemerken, wenn es von etwas heißt, das sei normal und nie anders gewesen.

Träfe dies zu, würde sich die Bemerkung erübrigen.
Nein, diese Bemerkung wird nie anders als manipulativ eingesetzt, sie soll eine Behauptung als Tatsache hinstellen, gegen die es nichts anzumeinen gäbe.

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Böckenforde ...
sieht das ein bißchen anders: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. ... usw."
(Seh ich auch so.)

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Stimmt ja auch,
die Voraussetzungen haben wir zu regenerieren. Es lebt sich aber leichter von der Substanz.

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Wollte eigentlich
nur andeuten, dass der Verfall des liberalen Rechtsstaats schon auch in direktem Zusammenhang mit dem Verfall der bürgerlichen Gesellschaft (moralische Substanz, Homogenität, Sitten und Gedöns) steht.

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