Samstag, 23. November 2024
Auszüge aus Nichts
Auf WeLT.de und anderenorts gibt es Auszüge aus Merkels ureigenster Autobiographie, und es ist anzunehmen, dass schon eine Auswahl der besten Passagen freigegeben wurde. Erwartbar oder zumindest äußerst unüberraschend ist, was sie sagt und was nicht, aber richtig grässlich ist die Sprache; das ist Zeitungsdeutsch in Essenz, Mittelmaß des Durchschnitts gängiger Pressetexte.
Ein Leben in Überschriften.
Als hätte sie ihrer Verfasserin gesagt: „Dass einer 'austeilt', muss unbedingt vorkommen!“

Es liegt nicht an Vereinfachung oder an dem Begehren, verständlich zu sein für die aktuellen Leser, die so was gewöhnt sind. Denen wird dadurch gerade nicht eine Information gegeben, die erfahren nichts, aber in dem Stil, in dem sie derzeit desinformiert werden.

Der Spagat im Konflikt zwischen mehr oder weniger Sein bestimmt, wie Hamlet tickt. So wäre der Text, wenn sie Shakespeare wäre.

Sie war aber Kanzlerin.



Nachtrag:
„Schulterschluss“ musste auch mit hinein, und zwar mit Hamburgs Oberbürgermeister Scholz nach den G20-Ausschreitungen. Die fand sie schlimm, aber wollte Olaf Scholz im Amt stärken und ließ sich mit ihm sehen, sonst wäre der Druck wohl zu groß geworden.
Da hat sie den Schulterschluss mit den Protestterroristen geschlossen, wenn sie zeigt, dass ein Scholz damit durchkommt. Und sie kommt bei denen damit durch, das scheint auch wichtig gewesen zu sein.

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