Samstag, 1. August 2015
Doppeldenk
Man kann sich mal den Spaß machen, sich vorzustellen, die Flüchtlinge drängen in Verlagshäuser und Sendeanstalten, also zum Aufenthalt, nicht zum Praktikum. Dann würden die Medienpressejournalisten über das Elend der Flüchtlinge schreiben und über die herzlose Bürokratie, die sie nicht hereinlässt, und über den Bund, der schon längst mehr Geld zur Verfügung hätte stellen müssen, und über den Rundfunkbeitrag, der für die Flüchtlinge erhöht werden müsste, wie ein zynischer Professor ausgerechnet hätte, und über die schlimme Flucht, die hinter ihnen liegt, während zugleich alles versucht wird, um sie abzuwimmeln.
Das wird nicht mehr lange dauern, denn ein besseres Leben hat man im ZDF-Areal oder im HR-Kastell ganz klar.
Bis dahin kann man sich die Texterstattung zum Flüchtlingsdrama vor dem Tunnel nach England anschauen. Die Journalisten sind nicht mehr in der Lage, anders als vorbehaltlos proflüchtlingsemotional zu schreiben. Sie entfliehen dem Elend und warten sehnsüchtig nach einer Möglichkeit, durch den Tunnel zu kommen, so was. Dem Elend in Frankreich muss man schon entfliehen?
Es ist nicht sicher, ob die Journalisten noch merken, was sie nicht schreiben, oder ob sie schon nicht einmal mehr Doppeldenk bringen.

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