Donnerstag, 5. Mai 2022
Zweckdienliche Kategorisierung
Wenn Personen zum Übel erklärt werden, dann geschieht dies durchweg durch Zurechnung zu einer Gruppe der Üblen. Welche Kategorisierung vorgenommen wird oder in welche Schublade gesteckt wird, ist austauschbar.
Die Kategorisierung dient denen, die sie vornehmen, allein dazu, sich selbst zu bestimmen, sich einen Ersatz für Identität zu geben, die man nicht hat. Bei ''Nazis raus'' geht es nicht darum, die Nazis zum Hinausgehen zu bewegen oder jemanden zu solchen zu erklären, sondern sich selbst zuzurufen und zu bestätigen, jemand anderes als die Nazis zu sein, demzufolge also doch irgendjemand zu sein.
Die Kollektivierung schwächt das Feindbild ab. Verschubladung geschieht nicht nur als Machtphantasie, diese vornehmen zu können, sondern hat den Zweck, sich selbst als Person fühlen zu können, sich als Teil eines Antikollektivs wahrzunehmen. Das würde nicht funktionieren bei einem persönlichen Kontrahenten, dann wäre man selbst unterlegen aus Mangel an Persönlichkeit.
Die Selbstfindung bleibt natürlich aus, man braucht eine Steigerung, und man wird sie finden, der nächste Üble kommt gewiss.

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