Sonntag, 22. Mai 2022
Nichtwahlentscheidung
Ja, man soll zur Wahl gehen und das demokratische Recht nicht verfallen lassen, ganz richtig.
Es gibt aber auch echte Gründe dagegen. Ob sie ausschlaggebend sind, ist damit noch nicht gesagt.
Die Verdrossenheit, dass man doch nicht das kleinere Übel kriegt und durch die Wahl wenigstens langfristig das Übel verkleinern kann, ist einer, der noch der Stimmung zugerechnet werden kann, obschon die Ursachen nicht beim Nichtwähler liegen.
Dann wäre die Sache mit dem Wahlsystem. Hat man ein DDR-Wahlrecht, wo die Stimme nur gefaltet wird, ist Nichtwählen eine Protestäußerung. Haben wir nicht, ja ja, noch nicht. Die Wahlrechtsreform ist aber ein erster Schritt in diese Richtung, wenn der Kandidat mit den meisten Erststimmen doch nicht gewählt ist. Dabei bleibt es nicht. Wenn das geht, geht noch mehr.
Aber noch eines sollte nicht übersehen werden, nämlich die hohe Zahl der Nichtwähler, die dann doch den Parteien Angst machen könnte. Nicht am Wahlabend, das Parlament wird trotzdem voll. Sondern davor, dass dir Hälfte doch von einer anderen Kraft erreicht werden könnte. Wer die fünfzig Prozent Nichtwähler kriegt, den kann man nicht mehr beschimpfen.
Damit wären die Nichtwähler doch wieder für die Politiker von Interesse, allerdings erst, wenn es ihnen jemand sagt.

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