Mittwoch, 20. Februar 2013
Aufschreifrei
Nachdem Jürgen Fliege bei Sandra Maischberger ausgerufen hatte, „weil sie türkenfrei sind“, zum Thema, warum katholische Kindergärten bevorzugt werden, hätte man erwarten können, dass man ihn zum Brüderle macht. War aber nicht. Es gab nur ein paar kurze empörte Erklärungen mit Hauptwort Rassismus und Adjektiv rassistisch, dann war es vergessen.
Die Diskussion hätte gelinde gesagt spannend werden können. Es gäbe da einige Fragen.
Zum Beispiel: Wer hat was vor wem zu befürchten?
Haben auch Türken Angst vor deutschen Kindern im Kindergarten, oder nur umgekehrt? Was sagen die Statistiken? Wie ergeht es den Kindern? Wem ist es egal, wie es den Kindern ergeht?
Ein Leserkommentar auf einer Zeitung-online schrieb, man ersetze türkenfrei durch judenfrei. Damit wollte er beweisen, dass hier eindeutig ein Gedankenverbrechen vorliegt. Erstens aber geben die Eltern ihre Kinder nicht dorthin, weil sie judenfrei wären, und zweitens, so viel Freiheit darf noch sein. Judenfrei hieß einst, die Juden sind vertrieben und deportiert. Schon ein Unterschied. Wäre Hitler dorthin gegangen, wo keine Juden sind, etwa nach Island oder Madagaskar, wäre das allein sein Problem gewesen.

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Dienstag, 19. Februar 2013
Zwangsarbeit
Die Sozialimmigration von Völkern, die in ihren Herkunftsländern als Zigeuner verfolgt werden, stellt Kommunen vor finanzielle Probleme, die sie vom Bund gegenfinanziert kriegen möchten, schließlich ist es ein Zeichen von Ausdergeschichtegelernthaben, dass sich Sinti und Roma, obwohl sie vom Pages-Textprogramm als unbekannte Wörter gekennzeichnet werden, nach Deutschland wagen.
Wer nichts kann, ist in Deutschland ganz richtig, denn es wird dafür gesorgt, dass das so bleibt, von Leuten, die auch nichts können als die Unfähigkeit zu verwalten und den Nutzen daraus zu mehren. Man sollte idealerweise die Ausbeuterklasse der Sozialindustrie ausweisen und die Eingewanderten arbeiten schicken. Damit sie sich gebraucht fühlen hauptsächlich, aber auch, damit sie sich nützlich machen. Und wenn sie ihre Unterkünfte streichen und Schlaglöcher ausbessern, dazu sind alle fähig. Wer das tut, kann bald noch mehr.

Zwangsarbeit! rufen sofort alle, die das ohnehin furchtbare Wort durch den Vorsatz Zwangs- noch verschlimmert sehen.
Dazu muss man beachten, dass Sozialleistungen auch Zwangsarbeit sind. Nämlich für die, die das Geld erarbeiten und Leistungen erbringen, ohne einen Tauschwert dafür zu erhalten.

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Montag, 18. Februar 2013
Kapitalismuskritik
Der Chef der kommunistischen Plattform in der FAZ hat en Buch geschrieben über den totalitären Kapitalismus. Bevor man vorschnell urteilt und ihn als Schmalhirndeppen verunglimpft, sollte man bedenken, dass es ja gerade der Kapitalismus ist, der uns dieses Buch eingebrockt hat.

Nachtrag.
Dass der Mensch total vereinnahmt im Geflecht der kapitalismuskonform ausgerichteten Medien werde, wo haben wir das schon mal gelesen?
Gar nicht.
Es wurde aber doch schon mal geschrieben, nämlich von Lothar Bisky. Dazu schreibt das Fachblatt neues deutschland: „Die 1980 und 1984 in der Reihe »nl konkret« erschienenen Bücher »Geheime Verführer« und »The show must go on« über kapitalistische Medienkultur enthalten in ihren jeweiligen Schlusskapiteln Prognosen zu deren Fortentwicklung. Die Veröffentlichung von 1980 urteilt zum Beispiel, dass die technischen Möglichkeiten zur Manipulation der Medienkonsumenten durch die Medienproduzenten bei Weitem nicht ausgeschöpft sind. Vier Jahre später stellt Bisky die These auf, dass die bürgerliche »Aufsichtskultur« durch die »neuen Medien« (Kabel, Pay-TV, Videotechnik, Computer) an ihre Grenzen gestoßen ist, weshalb eine ganzheitliche Umstrukturierung des Systems der Kommunikation unter den Bedingungen der technologischen Revolutionierung der Produktivkräfte im Kapitalismus erforderlich wird. Die Neuausrichtung der Medien im kapitalintensiven Sinne wird danach von folgenden Maßnahmen flankiert: a) Der Journalismus wird Teilsystem der ökonomiefreundlichen Berichterstattung. b) Journalisten erhalten Schulungen in Betriebswirtschaftslehre, um ökonomiebasiert zu argumentieren. c) Wirtschaftsfreundliche Berichterstattung wird mit Journalistenpreisen belohnt. d) Wirtschaftsnahe Stiftungen, Verbände und Hochschulen erhöhen ihr Engagement in der Wissenschaftstätigkeit. e) Vormals kritischer Journalismus soll publizistische Wohlverhaltenspropaganda betreiben.“

Persönlicher Nachtrag.
Ein totalitäres System ist durch seine alles durchdringende Gegenwärtigkeit gekennzeichnet. Im Sozialismus ist alles sozialistisch, im Islam ist alles islamisch, im modernen Theater ist alles avantgardistisch. Ich hatte in einem meiner Studien die Grundlagen der Einführung in die Wirtschaft zu besuchen. In der ersten Vorlesung begann die Dozentin damit darzulegen, was alles nicht zum ökonomischen Modell gehört.

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Sonntag, 17. Februar 2013
Zeit der Peinlichkeit
Auf zeit.de versteckt sich ein Interview mit Seyran Ates, Titel „Gottgewollte Gewalt“. Es geht um ein den Zeit-Lesern schwer vermittelbaren Zusammenhang zwischen einem Teilaspekt des Islam und Vergewaltigungen auf dem Tahir-Platz. Fast schon Glasnost: „Die Vergewaltiger von Kairo pflegen eine Kultur der Verachtung. Wo Frauen als minderwertig gelten, darf man sie angeblich auch malträtieren.“
Auf eine ätzende Art interessant ist nur, dass man von Zeit-Lesern und –Schreibern, was ja identisch sein kann, eigentlich erwartet, dass eine Welt von Tendenzen und Stimmungen und Vorschubleistungen und Ausgrenzung und Vorurteilsschürung bekannt wäre und das Standarddenkmodell bildete.
Die Fragen aber haben es in sich, nämlich das Konzentrat aus Dümmlichkeit.
Seyran Ates hat von den Übergriffen in der Zeitung gelesen, sich „aber nicht gewundert.“
Darauf: „Wie bitte?“
Und so geht es weiter.
„Was hat Vergewaltigung denn mit Religion zu tun?“
„Aber die ägyptische Revolution galt auch als ein Aufbegehren der Frauen.“
„Hass ist aber noch keine Vergewaltigung.“
„Und Blasphemie rechtfertigt Gewalt?“
„Vergewaltigungen sind nun kein Privileg von Islamisten. Vergewaltigt wurde in jeder Kultur, zu allen Zeiten.“
„Menschenrechtsorganisationen berichten von einem wiederkehrenden Tatmuster: Die Banden der Vergewaltiger kreisen einzelne Frauen ein, isolieren sie und drängen sie in Seitenstraßen, wo sie sie ausziehen und im Pulk schänden.“ (Hervorhebung von „Schänden“ entfällt.)
„Glauben Sie, dass die regierenden Muslimbrüder solche Exzesse billigen?“
„Mursi wurde demokratisch gewählt.“
„Viele der Kairoer Demonstrantinnen sind selbst muslimisch ... Warum hängen auch Frauen dem Islam an, wenn er doch so frauenfeindlich ist, wie Sie sagen?“

Eigentlich ist der journalistische Ansatz ganz richtig, der Interviewer stelle sich vor, die dümmste Person zu sein und alles erfragen zu müssen.
Für Seyran Ates wird dieses Erlebnis eines der angenehmeren gewesen sein.

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Samstag, 16. Februar 2013
Toleranz, Täterschaft und Tatherrschaft
Nein, von einer Erosion es Rechtsstaates kann man nicht sprechen.
Ein Schwede erschlägt eine Münchner Studentin, beim Prozess in Schweden zeichnet sich ein Freispruch ab.
Für ein solches perverses Monster dürfte es auch nach unserem Recht nur zwei Möglichkeiten geben: dauerhaft wegschließen oder bei denen einquartieren, die sagen, dauerhaft wegschließen ist keine Lösung.
Ein Freispruch ist Anstiftung und Aufforderung für alle aus der Community der perversen Monster. Doch der Rechtsstaat erodiert nicht, das geschieht nicht einfach so, es sind Akteure am Werk, er wird systematisch zerlegt, unter Beibehalt der amtlichen Strukturen.
Was erodiert, ist das Recht. Es fehlt am Widerstand derer, die mit Brüderle und Frauenquoten und Geld für Kommunen und Kampf gegen Intoleranz befasst sind und sich nicht auch noch um irgendwelche S/M-Schlampen kümmern können.

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Freitag, 15. Februar 2013
Spannung bis zuletzt
Gestern lief in Bayern 2 ein Radio-Tatort, das ist nicht Mord im Funkhaus, sondern ein Kriminalhörspiel, wo d’ Kommissare schwätze tu. Das Thema war wie üblich brisant und die Dramaturgie hochspannend.
Es ging um einen schwulen Moslem, der bestialisch oder rituell, das wusste man noch nicht, hingerichtet worden war, er sollte zwangsverheiratet werden, von Zwangsverheiratungen sind auch Männer betroffen, die Familien waren traditionell rückständig, er war in der Salafistenszene eingebunden und hat vielleicht eine Fatwa gegen den aufgeklärten muslimischen oder moslemischen Kunstprofessor übermittelt oder gar verfasst. Also viel Stoff für Debatten, ob man solche Klischees einem Radiopublikum zumuten darf. Wenigstens haben die Ermittler zwischendurch immer wieder darauf verwiesen, dass zum Beispiel die hohen Scheidungsraten im Westen auch kein Zeichen von zivilisatorischer Überlegenheit sind, und die Kommissarin zitiert sogar Koranverse, um den Terroristen zum Einlenken zu bewegen. (Zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem falschen Geschlecht, möchte man hämisch unterbringen.)
Autoren und Redaktion ist es aber gelungen, es bis zum Schluss spannend zu halten. Man konnte aufs Äußerste gespannt sein, ob sie es draufhaben, dass der Mörder jemand anderes als der deutsche Konvertit wäre.
Wir brauchen mehr extremistische Konvertiten. Dann wäre beim Thema Islam eine offenere Diskussion möglich.

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Donnerstag, 14. Februar 2013
Religionskritik
Auf vielfachen Wunsch befassen wir uns noch einmal mit den Religionen und den Unterschieden, die sich Außenstehenden nicht sofort erschließen. Der Islam hat auch die Religion überhaupt in ein schlechtes Licht gerückt, da ist etwas Klarstellung vonnöten.

Gehen wir chronologisch vor. Was hat Moses Neues gebracht? Auch wenn es nicht seine eigene Erfindung gewesen sein mag, hat er mit dem Gott, der sich der Vorstellung entzieht und der sich ein Volk erwählt, das Volk erfunden. Die ägyptischen Sklaven bekamen eine, wie man heute sagen würde, Identität. Dass die Gerechtigkeit göttlich sei, bedeutete, nach heutigem Ausdruck, sie ist objektiv bestimmbar und nicht mehr das, was der Pharao als Dekret ausgibt.
Diesem zivilisatorischen Fortschritt verdanken alle, die normalerweise als Kind geopfert worden wären, ihre Möglichkeit zur Teilnahme an der Debatte.

Was hat Jesus Neues gebracht? Die Personifizierung des eben Gesagten. Die Gerechtigkeit, das Göttliche, ist im Menschen. Damit war der Person ein absoluter Wert zugesprochen, der bei Kant auf der Vernunft beruht, zwei Jahrtausende zuvor betrachtet als von Gott gegeben.
Dass es auf die richtige Art zu glauben ankomme, das war ein aus der Kirchenspaltung resultierendes machtpolitisches Instrument, unser Papst vertritt diese Meinung übrigens nicht.
Die Aufklärung basiert auf diesem Schritt, nicht auf den griechischen oder germanischen Göttern.
Dem verdanken alle, die glauben, Ansprüche zu haben und mitreden zu dürfen, ihren inneren Zustand.

Es ist durchaus denkbar, dass auch der Islam in einem stoischen, spirituellen Sinne verstanden und gelebt werden könnte, womöglich tun das bereits einige. Sie werden aber nicht zur bestimmenden Kraft im Islam.

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Mittwoch, 13. Februar 2013
Papstverlust
Ich schicke voraus, wenn so was ansteht wie Papst gegen Titanic, dann bin ich für den Papst. Der sieht besser aus und kann besser schreiben als die Lockenfrösche.
Wenn das ganze Kirchenbemaule läuft, bin ich fast schon für die Kirche, nur um nicht den Dauertrotteln nahezustehen. Denn an den Kirchenkritikern überzeugt nicht, neben der augenfälligen Einseitigkeit, dass keiner von ihnen sagt: Die christliche Botschaft ist von klerikaler Verfälschung zu trennen / Ich glaube nicht an ein Buch, ich bin für Aufklärung / Ich brauche nicht zu glauben, ich bin ein Gottesbeweis / Ratzinger interessiert mich nicht als Papst, aber die philosophischen Gedanken sind tiefgründig.
Die Christenmauler sind kaum zufällig dieselben, die es auch mit dem Ausgang aus selbstverschuldeter Unmündigkeit nicht so haben.
Hier wird nicht kritisiert, hier wird Konkurrenz ausgeschaltet. Nicht die Kirche als Institution, das Christentum selbst ist verdächtig, einen höheren Wert zu vertreten als den, mit dem man selbst im Unfehlbarkeitsgewerbe tätig ist.
Wir brauchen keinen Papst, wir sind Päpste.

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Dienstag, 12. Februar 2013
Geschaffene Realität
Der Tagesspiegel ist mal wieder clever. Im Politikteil, Rubrik Ausländer, wird recherchiert, „Wie Vorurteile Realität schaffen“. Nämlich: „Studie des Zentrums für Türkeistudien der Universität Duisburg Essen: Diskriminierung verhindert Integration. Wer im Alltag ständig abgewertet wird, bringt auch schlechtere Leistungen.“
Die Ausländer werden auf eine bestimmte Weise betrachtet, also verhalten sie sich auch so.

Heißt das auch, wem man Geld gibt, der identifiziert sich als Leistungsempfänger?
Bei den Juden wird es ähnlich gelaufen sein, durch die antisemitische Propaganda sind sie schließlich zu Israel geworden.
Wo der Alltag von Wurzeltürken gar nicht mehr mit Biodeutschen in Berührung kommt, müssen die Leistungen gleich viel besser werden.

„Um Abhilfe zu schaffen, empfehlen die Wissenschaftler neben Aufklärung – nur etwa 15 Prozent der Deutschen sind bisher echte Fans von Gleichberechtigung – vor allem den Abbau von Diskriminierung per Gesetz. So sei es riskant, „Ausländer erster und zweiter Klasse“ zu schaffen, etwa durch Sprachtests für türkische, nicht aber für koreanische Bräute oder ausbeuterische Beschäftigungsverhältnisse, die für Einwanderer geringere Löhne als für Einheimische erlaubten.“
Nett, diese Studie.
Warum der Tagesspiegel dies bringt, muss aber dem journalistischen Ethos geschuldet sein. Anders kann man offenbar das, was sonst als gar nicht wahr gilt, als Realität benennen.

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Montag, 11. Februar 2013
Umschulungsmaßnahme
In der Zeitung, die früher Neues Deutschland hieß und jetzt den Titel neues deutschland trägt, um nicht nach rechts zu klingen, stand vor ein paar Wochen ein Gespräch mit einer ehemaligen Schauspielerin. Man plauderte über die Nachkriegszeit und das spätere soziale Engagement.

Irgendwo mittendrin sagte sie den bemerkenswerten Satz: „Mein Vater war aber schon im Sommer 1945 im sowjetischen Gewahrsam bei einer sogenannten Umschulung gestorben.“

Gewahrsam? Umschulung? Das sind ja mal Fördermaßnahmen. Fördern und Fordern.

Kein Wunder, dass die Linkspartei den Umschulungsmaßnahmen und Hartz-IV-Sanktionen sehr skeptisch gegenübersteht.

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Sonntag, 10. Februar 2013
Kirche verweigert Pille gegen Vergewaltigung
Das ist ein Skandal ganz nach dem Geschmack des Publikums der heute-show. Vergewaltigung kann passieren, damit muss man leben, wenn nur nicht diese verrückte Kirche wäre, die dem Opfer die Hinterherpille verweigert.
Der Filmbeitrag hätte heißen können „Dummheit im Dialog mit Religion“. Der Außenreporter trifft einen Vertreter der Piusbruderschaft, diese Kirchenleute sind so erzreaktionär, dass sie schon fast gemäßigte Muslime sein könnten, nur strukturierter. Der sagt also, ein Mörder – gefragt war eigentlich nur nach einem Totschläger, so heißen die Mörder öffentlichrechtlich – könne durch die Beichte bei echter Reue Absolution erlangen, Abtreibung wäre aber schlimmer wegen der Kleinheit und Wehrlosigkeit des Opfers. Da freut sich das Publikum.
Es ist eine immerhin vertretbare und begründbare Auffassung. Darüber nachzudenken, wäre zu viel verlangt. Die befruchtete Eizelle wird bereits als Kind angesehen. Man kann Abtreibung überhaupt nur dann entschuldigen und gesetzlich regeln, wenn man dies verneint. Es spricht einiges dafür, die Gleichstellung von Kind und Eizelle zu verneinen. Aber kann man da sicher sein? Hier geht es nicht um Mehrheitsstimmung. Wenn sich die Kirche in der Rolle sieht, die Interessen des Kindes zu vertreten, was ja sonst keiner tut, muss sie natürlich stringent sein.
Doch auch noch vielleicht Vertreter befreundeter Religionen zu befragen, so blöd ist der Reporter dann nun auch wieder nicht.

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Samstag, 9. Februar 2013
Stammesgeschichtliche Betrachtungen zu Rolle und Bild der Geschlechter im Hinblick auf die Sexismusdebatte
Nicht immer bringt der Blick in die Menschheitsentwicklung Aufschluss über aktuelle Fragen – Männer müssen fremdgehen, um neuen Nachwuchs zu zeugen und nicht beim alten bleiben zu müssen, Frauen suchen den Ernährer, weil sie sonst die Orientierung verlieren – aber ob, weiß man erst hinterher.

Zuerst ein Gedankenexperiment. Wir stellen uns vor, an einer uns bekannten Straßenecke steht ein junger Mann. Nun stellen wir uns vor, an einer anderen steht eine junge Frau.
Was ist de Unterschied zwischen beiden Bildern?
Das mit der Frau ist vollständig, das mit dem Mann nicht. Was für ein Mann? Was kann der, wer ist der, welche Persönlichkeit, das sind die Fragen, die wesentlich sind, bei der Frau nicht. Liegt hier der Ansatz für Sexismus?

In der Steinzeit, als unsere Vorfahren in Horden unterwegs waren, bestand ursprünglich das Matriarchat. Von wem der Fortbestand der Gruppe abhing, das waren die Frauen, also kam ihnen die entscheidende Position zu.
Als es mehr Menschen gab und die Konkurrenz wuchs, kamen die Männer in die Rolle des Kämpfers, sowohl zum Schutz der Gruppe als auch zum Erbeuten von Werten, zum Töten von Konkurrenten. Ihre Rolle, die sie beim Kampf ums Überleben spielten, wuchs und überlagerte die der Frauen, das Patriarchat entstand.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass dies nicht nur auf dem Kriegerischen basierte, Männer konnten sich auf weitere, kulturelle, Aktivitäten verlegen, um für die Gruppe sowie für die eigene Fortpflanzung von Bedeutung zu sein. Was einer hermacht, darauf kam es an.

Daran hat sich nichts geändert, Männer neigen dazu, was herzumachen, Frauen neigen dazu, dem Glauben zu schenken.
Deshalb hält man zum Beispiel Dichtung und Technik für männliche Angelegenheiten. Die müssen eben.
In Zeiten der Überbevölkerung sinkt die Bedeutung der Reproduktionsfähigkeit, Frauen sehen sich denselben Erwartungen ausgesetzt, haben dafür auch mehr Möglichkeiten – zu Unrecht wird zuweilen der Emanzipation angelastet, durch die Forderung nach Angleichung die Frauen nur einem anderen, sozusagen nicht naturgemäßen, Druck ausgesetzt zu haben.

Wenn das Verhältnis der Geschlechter zueinander von den vorherigen Jahrtausenden bestimmt ist, bedeutet das aber keine strikte Bestimmung im Sinne von Festlegung, von Festgelegtsein. Was als nächstes passiert, hängt von den Individuen ab. Geprägt sein mag die Ausgangslage mit der Prämisse, Frauen obliegt die Auswahl, sie bieten an und entscheiden, Männer trachten danach, sich dabei einen Vorteil zu verschaffen, im Umgang mit dem Mitbewerber sogar gewaltsam.

Dass von Frauen ausgehende Belästigung auch sexuell sein kann, ist keine Neuigkeit. Es kommt dabei auch nicht auf einen statistischen Prozentsatz oder eine Gegenrechnung an, sondern auf den Einzelfall. Je mehr der Gewaltbegriff ausgedehnt wird über Gewalt hinaus, desto mehr kommt es scheinbar zu einer Vergleichbarkeit, gegen die man sich zu Recht mehrheitlich sträubt; wenn eine Frau sich nimmt, was sie will, gar nachdrücklich oder mit Tricks, steht ihr physische Gewalt nicht als letztes Mittel und nicht als Drohung zur Verfügung. Sie muss sich etwas anderes einfallen lassen.

Sexuelle Gewalt ist aber noch lange nicht dem Männlichen immanent und schon gar nicht eine lediglich übersteigerte Form der Muster von Aktivität und Passivität, sie ist ein Bruch der Prämisse, neben der verwerflichen Tat gegen die Person. Vergewaltigung ist was für Versager, für die Loser der Stammesgeschichte.
Das sagt natürlich nichts über deren Häufigkeit. Es gibt Kulturen, die zum Losertum erziehen, die Ersatzbegriffe an die Stelle der Persönlichkeit setzen. Manche gehören auch zu Deutschland.

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Freitag, 8. Februar 2013
Rote Linie überschritten
Wieder hat ein FDP-Politiker wieder eine wieder rote Linie überschritten. Der hessische Minister Hahn sagte, wer wolle sehen, ob die – gemeint: latent rassistische – deutsche Gesellschaft noch länger einen asiatischen Vizekanzler akzeptieren würde.
Dafür kriegt er jetzt eins übergebraten, wegen Rassismus, er hat Rösler eine Rasse unterstellt und ihn mittelbar mit der Rassenkeule zu schaden versucht.
Eine interessante Deutung. Ach was, eigentlich gar nicht.
Der Hessenhahn hat einfach etwas getan, was ihm nicht zusteht. Er wollte die Rassenkarte ziehen, um Beißhemmung zu erwirken. So wollte er die deutsche Gesellschaft dazu bringen zu sagen: Klar, wir zeigen es dir, dass wir schon so weit sind und nun nichts mehr gegen den FDP-Chef haben. Er wollte ein Problem vortäuschen, wo keines ist.
So wird es allenthalben gehandhabt, jetzt nicht gerade mit Asiaten. Nur: der war so naiv zu glauben, er dürfe das auch. Darf er nicht. Er gehört nicht zu denen, die bestimmen, was Rassismus ist. Beim Rassismusvorwurf geht es nicht um den Schutz der niederen Rassen, sondern um den vernichtenden Erstschlag.
Festgelegt ist, wem das zusteht. Logisch, dass sich die, deren Waffe er sich bedient, wenn auch in abgestumpfter Form, sich diese Enteignung nicht bieten lassen.
Der Mechanismus ist vorauszusehen; er hat nun ein Problem und ist in defensiver Position. Ob er sich halten kann, er, der irgendwas mit Rassismus gemacht hat?
Der Versuch der Übernahme eines propagandistischen Mittels, das scheinbar schon zum Gemeingut geworden ist, dessen Verwendung aber nicht jedem zusteht, das ist eine rote Linie, die er nicht hätte überschreiten dürfen.

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Donnerstag, 7. Februar 2013
Der Wetterkarteneffekt
In der Wetterkarte des DDR-Fernsehens gab es ein Loch. In der Mitte der Fläche mit dem Umriss der DDR war eine Stelle, wo es kein Wetter gab. Jedenfalls kein DDR-Wetter. Der Grund war nicht Datenschutz, sondern dass West-Berlin den Zuschauer nicht zu interessieren hatte. Doch das Loch hat nichts anderes bewirkt, als ständig auf sich selbst zu verweisen und an sich zu erinnern. Das Loch war spannender als die Fläche darum herum. Allerdings hat, wie man heute sieht, das Loch die dicke Schutzhülle auch nötig gehabt, um interessant zu bleiben.
In der Zeit zwischen Sigmund Freud und Politischer Korrektheit war klar, dass da, wo verdrängt und abgewehrt wird, es interessant wird und lohnend nachzufragen. Worüber nicht geredet werden soll, darüber soll man gefälligst schweigen, darf man aber nicht.

Neues Beispiel: die SPD-Umfrageergebnisse. Sie sind, so könnte man den Eindruck gewinnen, an den Sozialindex von Peer Steinbrück gekoppelt. Nicht zu erfahren ist aber, wie sehr das, was Peer Steinbrück früher mal zu sagen hatte und vertrat, mehrheits- oder qualifiziertminderheitstauglich wäre.
Schon gar nicht wird der Frage nachgegangen -- weil die Frage gar nicht existiert -- ob Sigmar Gabriels Einwurf „Wir sollten das endlich machen“ irgend eine Auswirkung auf die Attraktivität der SPD hat. Wäre doch interessant zu erfahren.

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