Freitag, 24. April 2015
Angst
Heute was soeben Erlebtes.
Anruf eines evangelischen Pfarrers mit der Bitte, die Karikatur mit dem Text „Anschläge auf Kirchen bringen jedenfalls niemanden dazu, sich ein Schild mit ‚Ich bin Kirche’ umzuhängen“ verwenden zu dürfen mit Powerpoint bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Ist das Abendland noch zu retten?“, wobei er sogleich nachschob: „Keine Angst, ich bin kein Pegida-Anhänger.“
Die Veranstaltung dürfte sich erübrigen.

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Donnerstag, 23. April 2015
Genderdefekt
In der TAZ steht es wieder, viele Videogames sind frauenfeindlich, weil der Prinz die Prinzessin rettet.
Man hätte womöglich gedacht, frauenfeindlich wäre, wenn der Prinz die Prinzessin nicht rettet. Das war aber im Altsprech. Neusprech ist Frauenfeindlichkeit, wenn die Frau auf die Rolle der passiven Geretteten festgelegt wird, und wo würde mehr Festlegungen getroffen als im virtuellen Raum.
Wir sind hier in der Übergangsgesellschaft. Die ausgemachte und beanstandete Feindlichkeit ist die, die den Spielen immanent ist. Man muss sie weder spielen noch mögen. Sich ausgerechnet an Geschlechterrollen zu stören und etwa an der Verwendung des als frauenfeindlich eingestuften Satzes „ich reiß dir den Arsch auf“, zeigt, dass man sich an der Gewalt nicht grundsätzlich stört, sondern sie argumentativ benutzt.
Außerdem wissen wir ja gar nicht, ob die weiblichen Figuren sich überhaupt als Frau sehen. Vielleicht sind sie ein undefiniertes Geschlecht oder transgender.
Oder wir wissen es doch, aus der Genderforschung: Das, was gerettet wird, ist weiblich.

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Mittwoch, 22. April 2015
Work-Life-Balance für Flüchtlinge
Heute sagen wir, wie man die Sache mit den Flüchtlingen regelt, wenn man davon ausgeht, dass Deutschland mit einer relevanten Anzahl solcher umzugehen hat.
Das Zauberwort ist ein ganz schlimmes, nämlich Arbeit.
Die Asylbewerber und Geduldeten leisten einen Dienst bei der Kommune, die die Kosten für ihre Unterbringung und Versorgung trägt, bis zu 35 Stunden pro Woche, verrechnet zu etwa 10 Euro pro Stunde, mit Urlaubsanspruch und Betriebsrat. Gemacht wird, was zu tun ist; dem Kommunalservice helfen, den Bürgern helfen, Park reinigen, Graffitis abschrubben, Schlaglöcher ausbessern.
Sage keiner, das nähme der freien Wirtschaft Arbeit weg; es sind keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, sondern Tätigkeiten für das ausgegebene Geld, zusätzlich zum Dienstleistungssektor, eine Gegenleistung mit Wertschöpfung.
Säuberung der eigenen Unterkunft gehört auch dazu.
Wer qualifiziert ist, kann woanders arbeiten oder entsprechend zu höherem Stundenlohn oder geringerer Arbeitszeit. Wer nicht will, dessen Antrag wird vorrangig bearbeitet.
Es ist allein eine Frage der Organisation, und organisieren werden wir ja noch können.
Kommunen mit mehr Flüchtlingen würden plötzlich besser dastehen. Und die Flüchtlinge hätten was geschafft und sich durch Arbeit integriert; so entsteht Zugehörigkeit.

Aber es käme einer Entmachtung der Flüchtlingswirtschaft gleich.
Und die Grünen wären dagegen, denn es wäre produktiv.
Grüne ertragen nichts, was nicht destruktiv ist.

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Dienstag, 21. April 2015
Kritiker und Rassisten
Der ermordete Chefrdakteur von Charlie Hebdo, Charb, wendet sich postum in einem Brief dagegen, dass die Schurken der Islamophobie den Rassisten in die Hände spielen; notwenig und richtig sei Religion und Ideologie zu kritisieren, grundverschieden aber, Gläubige wegen ihrer Religion oder Herkunft zu diskriminieren oder zu attackieren, so schreibt die TAZ.
Und das ist ja auch richtig, das Problem ist nur, dass es in der TAZ steht. Für die TAZ-Leser ist es damit erledigt, den Islam zu kritisieren, ob als Religion oder Ideologie. Man ist ja ganz allgemein sehr gegen Religion, bloß bei den Moslems guckt man nicht hin, um nicht wegen Herkunft oder Religion zu diskriminieren.

Diese Unterscheidung ist allerdings auch eine westliche. Eine christliche, abendländische.
Charb ist von Leuten ermordet worden, die diese Unterscheidung nicht machen. Und mit denen Leute sympathisieren, die diese Unterscheidung nicht wollen.

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Montag, 20. April 2015
Täterbeschreibung
Der ewige Gärtner moniert in seinem gestrigen konkret-Artikel auf titanic-online, dass bei den Gedenkveranstaltungen zur Befreiung der Konzentrationslager verschwiegen wurde, wer die Täter waren, es werde nur vom Entsetzen darüber geredet, was Menschen tun können.
Von Menschen kann er sich nicht genug distanzieren, er möchte gesagt wissen, dass es die Deutschen waren. Außer Stefan Gärtner natürlich. Er vermutet entsprechend seinem geschulten Intellekt ein koordiniertes Verschweigen deutscher Schuld.

Möglich. Es ist aber nicht zu sehen, wer außer den konkret-68ern ein Interesse daran hätte. Wahrscheinlicher ist, dass auch hier die Vorgabe greift, ethnische Merkmale bei den Täterbeschreibungen wegzulassen. Für jenen Fall ist sie gar nicht gedacht, aber man macht es halt auch da so. Nicht dass Nennung der Nationalität noch zur Gewohnheit wird.

Wenn es nicht um Verbrechen geht, sondern um Kampfeinsätze, macht man es ja; bei den Kriegsfreiwilligen wird dazugesagt, dass es Deutsche sind.

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Sonntag, 19. April 2015
Die Blechtrommler
Wie spielt man Günter Grass? Gar nicht, die anderen spielen Günter Grass. Eine alte Theaterregel. Die Bestätigung ist wieder zu sehen bei den Abschlusskundgebungen zu Günter Grass mit Wiederholungen von Grassberichterstattungen.
Ja ach, er redet, sagt und spricht. Manchmal macht er Radierungen oder kocht.
Nichts, was man nicht von anderen schon prätentiöser gesehen hätte. Da nervt Grass noch am wenigsten von allen anderen, an die man durch Grass erinnert wird.
Immer habe er den Ton angegeben, erinnern sich die, die zugegen sein durften. Denn sie waren es, die sich in seinem Schein sonnen durften. Die einen hatten, an den sie sich ranwanzen konnten.
Und die umso enttäuschter waren, dass er ihnen doch nicht alles anvertraut hatte.

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Samstag, 18. April 2015
Alltag im Westen
Berlin wird Hauptstadt der Zwangsräumungen, weiß der Tagesspiegel.
Profitorientierte Hausbesitzer lassen immer mehr Zwangsräumungen vornehmen, um säumige Mieter loszuwerden und so vom knapper werdenden Wohnraum zu profitieren. Es gebe zwar keinen bestimmten Typ der von Zwangsräumung Betroffenen, wie üblich sind alle Schichten betroffen, aber besonders die Armen.

Säumige Mieter sind solche ohne Geld, also im Recht. Hausbesitzer sind Besitzer, wie der Name schon sagt, und nicht am Wohle der Bewohner, sondern am eigenen Gewinn interessiert. Wird Zeit, dass das System mal wechselt. Und die Gerichte spielen auch noch mit. Der Zwang wächst.
Das ist ein Artikel wie früher aus der Ostpresse über den schlimmen Westen. DDR-Journalismus, nur mit mehr Geld.

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Freitag, 17. April 2015
Niemand ist das Volk
Man könnte den Eindruck gewinnen, die Politik kümmere sich nicht um den gewöhnlichen normalen Bürger, sondern habe es sich zur Aufgabe gemacht, Randgruppen zu beglücken und deren Anliegenchen zum gesellschaftlichen lösungsbedürftigen Problem hochzufeiern.

Wer das glaubt, glaubt auch, dass der Sozialismus für die Befreiung der Arbeiterklasse da war.

Es mag trösten, dass auch die Randgrüpplis gar nichts davon haben. Jedenfalls nicht die einzelnen Personen, nur die Funktionäre mit festen Stellen.
Die Politik ist für überhaupt nichts und niemanden da außer für sich selbst.
Die Bürger werden ausgeschaltet, indem ihnen aufgedrückt wird, sie hätten sich aus Gründen der Gerechtigkeit oder des Klimas zu fügen. Sie können ja mitmachen und andere stressen. So funktioniert Herrschaft.
Es ist allen zu gönnen, wenn sie das nicht glauben wollen.

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Donnerstag, 16. April 2015
Am Beispiel des Lüpertz
Perlentaucher zitiert ein Interview der Zeit mit Malerdarsteller Markus Lüpertz, der sich nach der deutschen Teilung zurücksehnt; aus dem Osten kam ja nur Mist, und jeder Wutbürger und dicke Pegida-Anhänger denkt, seine Meinung sagen zu können.
Und das sagt einer der mittelmäßigsten Mistmacher, meinungsstark und geistesschwach.
Natürlich sagt der das. Das muss er. Sonst hätte er besser sein müssen.
Schön für ihn, dass er das darf. Schlechte Bilder zu malen, ist offenbar kein ausreichendes Mittel, Wut und Hass zu verarbeiten. Irgendwann müssen die heraus.

Er hätte uns einschönes Beispiel geliefert, wie ein bundesdeutscher Staatskünstler funktioniert, hätte das Interview nicht in der Zeit stattgefunden. So war es nur noch ein Beispiel für bundesdeutschen Journalismus.

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Mittwoch, 15. April 2015
Nazipropaganda an der Schule
Der Aufreger des Tages kommt von einem Gymnasium, wo eine Lehrerin die Schüler das Horst-Wessel-Lied summen oder singen und marschierähnliche Fußbewegungen vollführen ließ.
Nach Stand der Ermittlungen wollte sie Brechts Parodie, die ohne das Original nicht verständlich ist, vermitteln und die Schüler mit der Wirkung von Propagandamusik vertraut machen.
Die Medien kommen ihrem Empörungsauftrag nach, denn eine neutrale Berichterstattung wäre profaschistisch. Man möchte nicht vorverurteilen, aber sollte es sich so verhalten, wäre das ein Ding. Nazilied im Unterricht.

Nach Jahrzehnten des Alleskritischhinterfragens besteht nicht die Erwartung, man könne Gymnasiasten eine Auseinandersetzung mit der SA-Hymne zumuten.
Noch weniger: man hofft nicht einmal darauf, man hält es nicht einmal für einen Wert, dass die Schüler dazu imstande wären.
Die Schüler sollen zu Toleranz und Duckmäusertum erzogen werden, zu Unterwerfung und Unselbständigkeit, manipulierbar und ideologisiert. Zu Leuten, die man mit einem Horst-Wessel-Lied begeistern könnte und die man deshalb auf jeden Fall davon fernhalten muss.

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Dienstag, 14. April 2015
Magister Unrat
Die Uni-Rubrik auf Spiegel.de hat einen Beitrag, in dem Absolventen vor unseriösen Praktiken eines Verlages gewarnt werden. Der bietet an, Abschlussarbeiten zum Buch zu machen, zu scheinbar akzeptablen Bedingungen, aber was nach Ehre einer akademischen Veröffentlichung aussieht, erweist sich als wertlos. Der Verlag veröffentlicht alles, was er an Abschlussarbeiten in die Finger kriegt, korrigiert keine Fehler, prüft nichts, kommt aber so auf eine Griechilliarde von Neuerscheinungen. Wer ein solches Buch kauft, weil es relevant für die eigene Arbeit erscheint, bezahlt einen ansehnlichen Preis für ein enttäuschendes Werk.

Das Einzige Unseriöse daran ist der akademische Betrieb.
Er spuckt Absolventen mit Master- und Bachelorabschlüssen aus, deren Abschlussarbeiten nichts nützen, außer dass mit ihnen das Studium beendet werden konnte.

Sagt das alles über den Hochschulbetrieb aus?
Nicht ganz.
Dass die Studenten es nicht merken, das sagt alles.

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Montag, 13. April 2015
Hexenhammer
Vera Lengsfeld ist von der Stadt Zwickau von einer Veranstaltung zur Meinungsfreiheit wieder ausgeladen worden, weil dem Amt zugetragen wurde, sie sei gar nicht so links, also rechts, siehe Achgut.

Wer nun, sie verteidigend, vorbringt: „was, so rechts ist die doch gar nicht“, hat sich der repressiven Herrschaft bereits gefügt.

Wer noch meint, das Amt zur Revision der Entscheidung überzeugen zu können, hat den Systemwechsel verschlafen.
Man hat sie nicht ausgeladen, weil an den Denunziationen etwas dran sein könnte.
Sondern weil anderenfalls die Amtsperson selbst sich der Hexerei verdächtig und damit schuldig gemacht hätte. Als eine, die sich nicht distanziert. Als eine, gegen die man was haben darf.
Und wer hätte sich für die dann wohl noch einsetzen wollen.


Was können wir tun?
Die Erinnerung bewahren an ein Land, dessen Werte vom Grundgesetz vorgegeben wurden.
Die kollektive Erinnerung daran wird als nächstes ausgelöscht.

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Sonntag, 12. April 2015
Vorurteil und Stolz
Im Tagesspiegel kommt eine stolze Vorurteilsforscherin zu Wort, die weiß, dass Deutschland zutiefst man weiß schon was.
Die Leserkommentare enthalten, was dazu zu sagen ist.
Etwas sei hinzugefügt: Die Vorurteilsforschung sollte kein Gebiet der Soziologie sein, sondern dessen, was einmal Psychologie und Philosophie waren. Der soziologische Blick ist auch hier, wieder einmal, der falsche. Die Forscherin könnte über Vorurteile mehr herausfinden, wenn sie ihre eigene Denkweise untersuchen würde. Dann könnte sie nützliche Hinweise entwickeln, wie man es schafft, mit den eigenen Vorurteilen so umzugehen, dass man sie nutzbringend einsetzt, ohne sich von ihnen beherrschen zu lassen.
Aber darum geht es nicht. Die Vorurteilsforschung ist ein Herrschaftsinstrument der Herrschenden, die ein Mittel zur repressiven Herrschaft in die Hand kriegen wollen. Dafür wird die Vorurteilsforscherin bezahlt.

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Samstag, 11. April 2015
Herrschaft durch Demographie
Der Ex-Vize-Bild-Chefredakteur hält die massenweise Einwanderung von Leuten, die unsere Werte nicht teilen, für wenig begrüßenswert. Die Diskussion darüber werde unterdrückt, aus Gründen der Naivität und des Verleugnens.
Und hier irrt er.
Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn wir selbst unsere Werte teilen würden. Die da wären Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Aufgeklärtheit. Wenn wir die behaupten und verteidigen würden, dann wären die freiheitsfernen Massen der Neulinge nicht das Hauptproblem.
Es ist nur leider so, dass die massenweise Einwanderung von Leuten, die unsere Werte nicht teilen, von den Herrschenden als begrüßenswert angesehen wird. Was sich als Naivität tarnt, ist Vorsatz.
Die Herrschenden werden durch Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit Aufgeklärtheit beeinträchtigt. Sie suchen nach Möglichkeiten, diese Werte zu umgehen, noch besser auszuschalten. Dazu benötigt man höherrangige Werte. Klima, Wald, Europa. Oder eben Flüchtlingswirtschaft, dagegen kann ja keiner was haben.
Die Herrschenden herrschen mit Verteilung, oder wie Neoliberale sagen: Umverteilung. Man benötigt also Begründungen für Umverteilungsmaßnahmen. Klima, Wald, Europa. Oder eben Flüchtlinge, wer dagegen was hat, ist rechtsnazi.
Solange wir uns nicht die Herrschenden mit ihrer repressiven Herrschaft vorknöpfen, geht ihre Rechnung auf.

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