Montag, 4. Mai 2015
Der weise Begriff Islamophobie
Demnächst erreicht die Debatte um die Ehrung der Charlie-Hebdo-Attentatsopfer auch uns, und dann wird es richtig entsetzlich. Es mag einem die Sprache verschlagen, wie amerikanische PEN-Leute dagegen sind, die Ermordeten zu ehren, nur weil sie ermordet wurden. Inzwischen haben sie den Status der Schurken, die in einer Selbstjustiz gerichtet wurden, was man zwar auch nicht feiern will, aber diese Islamophoben doch nun wirklich nicht.

Bei uns wird man sich noch damit aufhalten, dass die es doch gar nicht islamophob gemeint haben.

Doch. Haben sie. Auch wenn sie es nicht wussten, dass sie es so meinen.
Wer für freie Meinung eintritt, ist islamophob.
Wer Freiheit will, ist islamophob.
Wer für Gleichberechtigung der Geschlechter ist, ist islamophob.
Wer als Frau glaubt, das Recht zu haben, über sich und die Wahl des Sexualpartners selbst bestimmen zu können, ist islamophob.
Es nützt nichts. Es ist so.

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Sonntag, 3. Mai 2015
Terror und die Ursachen
Ein interessantes Zitat aus dem aktuellen, lesenswerten GEO EPOCHE über die RAF:

An die Stelle der antiautoritären Gehorsamsallergie der APO setzt die „Stadtguerilla“ die Befehlsgewalt des „Kaders“. Ein Führerprinzip, an dessen Spitze Baader steht – ein Erlöser, „klar, stark, unversöhnlich, entschlossen“, wie Gudrun Ensslin ihn später verherrlichen wird: „Über das, was er ist, konnten wir uns bestimmen.“
Niemand ziehe ja allein deshalb in den Kampf, erläutert sie, weil er etwa „ausgebeutet, unterdrückt, geschlagen“ werde – sondern weil er die „Stärke“ einer überlegenen Persönlichkeit kennengelernt habe. In diesem Charisma liege „das ganze Geheimnis".

Zitat Ende.
An dieses Insiderwissen sollten wir uns erinnern, wenn es um die sozialen Ursachen von Terror geht.

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Samstag, 2. Mai 2015
Ausspähneid
BND und NSA, das sind natürlich ganz schlimme Angelegenheiten und zusammen eine Bedrohung der Demokratie, wie wir sie kennen, der BND hilft dem Geheimdienst einer feindlichen Macht, die uns so gar nicht behandelt, wie man es mit Freunden machen sollte. So ist der Stand der Presseerkenntnisse.

Dass Amerikaner über die deutsche und die französische Regierung bescheid wissen möchten – ja was denn sonst.
Sind wir deshalb überwacht?
Kann man nicht sagen.
Nein, wirklich nicht. Welches Verhalten von uns sollte Gegenstand der Überwachung sein?
Das heißt, überwachen wollen uns schon welche, es sind dieselben, die uns Vorschriften machen wollen. Die uns Sprachregelungen aufdrängeln, die uns Toleranz aufnötigen, die uns die Meinungen machen wollen.
Bislang wenden sie noch keine ausgefeilten geheimdienstlichen Methoden an.
Und deshalb sind sie so wütend auf BND/NSA. Der blanke Neid.

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Freitag, 1. Mai 2015
Internationale Konflikte auf dem Schulhof
Das heutige Ärgernis bietet focus.de mit dem Beitrag über religiöse Auseinandersetzungen an Schulen. Da wird aneinandergeraten, da gibt es Konflikte zwischen, da beschimpfen sich.
Der Beitrag steht ziemlich weit unten, nachdem man erfahren hat, warum paare wenig Sex haben und warum wir immer wieder den falschen Partner suchen.
Es ist ja schön, dass man wenigstens das Grünsoziologengequatsche widerlegt, zumindest für den, der es versteht. Doch die Art, wie geschrieben wird, zeigt nichts weiter als das eigene Bemühen, die Grenzen der journalistischen Sorgfaltspflicht, wie sie vom Propagandaministerium vorgegeben sind, nach Möglichkeit nicht anzurühren.
Dieser Artikel ist Teil des Problems.

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Donnerstag, 30. April 2015
Deutschlantis
Der Ex-Vize-Bild-Chefredakteur meint, einen failed state besucht zu haben.
Gescheitert ist vielleicht Buschkowsky, der auch noch denkt, schiefgelaufene Auswüchse falsch verstandener Tolerierungsmodelle regiert zu haben.
Das sind naive Verharmlosungen.
Was Neukölln bietet, ist genau das, was grüner Ideologie entspricht. Man darf deshalb annehmen, dass es ein gelungenes Modell ist, aus Sicht der Grünen.
Man befasse sich doch bitte mit der Ideologie der Grünen, wie sie beschlossen ist sowie wie sie vertreten wird von den Statthaltern des Grünen Reichs. Sagt da jemand, „huch, so extrem muss es jetzt nicht sein“? Man lächelt vergnügt.

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Mittwoch, 29. April 2015
Über den Umgang mit Putin
Manche halten es für Kriegstreiberei, wie mit Putin umgegangen wird, speziell, wenn militärische Manöver durchgeführt werden, die Putin als Provokation auffassen muss.
Ist da etwas dran?
Vielleicht, man kann nie das Schlimmste ausschließen. Äußerst unwahrscheinlich erscheint jedoch, dass es die politisch Handelnden bewusst auf einen Krieg ankommen lassen wollen. Richtig ist aber auch, dass Fahrlässigkeit nicht weniger gefährlich ist.

Europa hat, dankenswerterweise, keinen starken Mann, der seine Stärke demonstrieren muss, um seine Position zu halten. Russland hat einen. Wie weit Russland einen solchen braucht oder will, kann hier nicht beurteilt werden. Es hat eben einen. Die Leute freut es, wenn er zeigt, wie er sich nicht vom Westen kleinmachen lässt. Aus dramaturgischer Sicht braucht er einen starken Gegner. Oder einen, der Stärke demonstriert. Ansonsten muss er erobern.
Man gibt also durch militärische Stärke Putin die Möglichkeit, dem Westen zu trotzen, propagandistisch.
So ist der Frieden immer noch am sichersten.

Das ist zumindest eine Interpretation, die ein brauchbares Erklärungsmodell abgibt.

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Dienstag, 28. April 2015
Ermutigung der Tyrannen
Im amerikanischen Kulturbetrieb gibt es derzeit einen Charlie-Hebdo-Streit, der bei uns wenig Beachtung findet, einige PEN-Mitglieder wollen nicht an der Ehrung der ermordeten Satiriker teilnehmen. Nicht wenige haben wiederum dafür Verständnis.
Verstehen könnte man die Auffassung „ne, keine Lust, auch eine Fatwah abzukriegen“. Aber es wird wieder beschwurbelt, wie problematisch die Meinungsfreiheit doch sein kann und was daran heldenhaft sein soll, erschossen zu werden.
Und das ist nicht nur ein Erfolg derjenigen mit angemaßtem Herrschaftsanspruch, das ist ihre Anstiftung.
Die Feinde der Freiheit sind gar nicht die, welche Unterdrückung wollen. Sondern, welche zurückweichen. Welche zeigen, dass man Erfolg hat mit solchen Verbrechen und dass die Gesellschaft sehr wohl bereit ist, Freiheit aufzugeben.
Die Bereitschaft der Gesellschaft dazu wird umso größer, je mehr die Vorstellung davon, was Freiheit ist und wozu man sie braucht, schwindet. Dann ist der Verlust der Freiheit nur gerecht.

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Montag, 27. April 2015
Sterndeutung
Der Stern von Varoufakis ist im Sinken, liest man, er wird immer unbeliebter bei den Griechen und steht wohl kurz vor der Ablösung.
Woher wissen wir das?
Aus den Medien. Und da haben wir ein Problem. Es ist ja nicht so, dass ein Stern sinkt, die Journalisten es beobachten und darüber berichten, versehen mit ihren Schlussfolgerungen. Sondern sie geben uns entweder, was wir wollen, oder was wir kriegen sollen. Beides kann auch übereinstimmen.

Was könnte es also mit der Vorbereitung der Varoufakis-Absetzung auf sich haben?
Wenn ein neuer griechischer Finanzminister kommt und neues Vertrauen einsammelt, so dass erst einmal weitergerettet wird, dann kann man vermuten, dass das der Zweck war.
Der Stern der Rettung wird weiterstrahlen.

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Sonntag, 26. April 2015
Neues vom Simonis-Sturz
Vor zehn Jahren ließ irgend jemand Heide Simonis bei der Wiederwahl zur Ministerpräsidentin durchrasseln, was in unserer Demokratie einem Sturz gleichkommt. Seitdem wird gerätselt, wer der eine mutmaßliche SPD-Abgeordnete war, der ihr in jedem Wahlgang die Stimme verweigerte, und wofür er sich an Heide Simonis hätte rächen wollen. Gelegentlich verdächtigt wird Ralf Stegner, weil er charakterlich ins Profil passt. Aber ein logischenr Grund liegt nicht vor. Wer dann?

Es gibt einen neuen Aspekt.
Bisher war nicht bekannt oder wurde jedenfalls nicht behandelt, dass Heide Simonis vorhatte, zur Mitte der Amtszeit zurückzutreten und an Ralf Stegner zu übergeben.
Der Verweigerer hat vermutlich Ralf Stegner verhindern wollen.
Man muss nach einem verantwortungsvollen Menschen suchen.

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Samstag, 25. April 2015
Kultur und Rezension
Clint Eastwoods Film „American Sniper“ handelt von einem Scharfschützen im Irakkrieg, der den Rekord im Scharfschießen hält. Die Rezensenten, zumal die deutschen, mochten das gar nicht, ein Kriegsheld als Held.
Man kann nun durchaus der Ansicht sein, dass der Irakkrieg eine fragwürdige Angelegenheit war. Was die Rezensenten stört, ist was anderes, nämlich dass der Typ aus Patriotismus handelt und amerikanische Soldaten schützt. Eine menschliche Drohne sozusagen.
Als erstes erschießt er ein Kind. Eines, das mit einer sowjetischen Granate auf die Amerikaner losgeht. Die Empörung der Rezensenten ist nicht etwa darauf gerichtet, dass dieses Kind als Selbstmordattentäter eingesetzt wird.
Kein Problem haben sie damit und keine Erwähnung wert ist ihnen die Szene, in der ein Guerillaführer ein irakisches Kind mit einem Bohrer tötet. Das ist ja Widerstandskampf.

Die moralische Erhebung muss den Rezensenten wirklich gut tun.
Es war Krieg, und wir sind nicht hingegangen.
Wir haben vorher gesagt, dass wir nicht hingehen, was Saddam Hussein ermutigt hat, es auf Krieg ankommen zu lassen. Richtig wäre gewesen, nach außen hin Geschlossenheit mit den Amerikanern zu zeigen und intern einen Krieg abzuwenden. Aber dann hätte der Gerd die Wahl nicht gewonnen.
Merkel sagte zu Schröder, er hat damit den Irakkrieg wahrscheinlicher gemacht. Das hat keiner verstanden, dann ließ sie es wieder bleiben.

Beim nächsten Remake der Körperfresser werden die Rezensenten mehr Verständnis für die Körperfresser verlangen, sofern der Film nicht ohnehin schon darauf angelegt ist.

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Freitag, 24. April 2015
Angst
Heute was soeben Erlebtes.
Anruf eines evangelischen Pfarrers mit der Bitte, die Karikatur mit dem Text „Anschläge auf Kirchen bringen jedenfalls niemanden dazu, sich ein Schild mit ‚Ich bin Kirche’ umzuhängen“ verwenden zu dürfen mit Powerpoint bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Ist das Abendland noch zu retten?“, wobei er sogleich nachschob: „Keine Angst, ich bin kein Pegida-Anhänger.“
Die Veranstaltung dürfte sich erübrigen.

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Donnerstag, 23. April 2015
Genderdefekt
In der TAZ steht es wieder, viele Videogames sind frauenfeindlich, weil der Prinz die Prinzessin rettet.
Man hätte womöglich gedacht, frauenfeindlich wäre, wenn der Prinz die Prinzessin nicht rettet. Das war aber im Altsprech. Neusprech ist Frauenfeindlichkeit, wenn die Frau auf die Rolle der passiven Geretteten festgelegt wird, und wo würde mehr Festlegungen getroffen als im virtuellen Raum.
Wir sind hier in der Übergangsgesellschaft. Die ausgemachte und beanstandete Feindlichkeit ist die, die den Spielen immanent ist. Man muss sie weder spielen noch mögen. Sich ausgerechnet an Geschlechterrollen zu stören und etwa an der Verwendung des als frauenfeindlich eingestuften Satzes „ich reiß dir den Arsch auf“, zeigt, dass man sich an der Gewalt nicht grundsätzlich stört, sondern sie argumentativ benutzt.
Außerdem wissen wir ja gar nicht, ob die weiblichen Figuren sich überhaupt als Frau sehen. Vielleicht sind sie ein undefiniertes Geschlecht oder transgender.
Oder wir wissen es doch, aus der Genderforschung: Das, was gerettet wird, ist weiblich.

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Mittwoch, 22. April 2015
Work-Life-Balance für Flüchtlinge
Heute sagen wir, wie man die Sache mit den Flüchtlingen regelt, wenn man davon ausgeht, dass Deutschland mit einer relevanten Anzahl solcher umzugehen hat.
Das Zauberwort ist ein ganz schlimmes, nämlich Arbeit.
Die Asylbewerber und Geduldeten leisten einen Dienst bei der Kommune, die die Kosten für ihre Unterbringung und Versorgung trägt, bis zu 35 Stunden pro Woche, verrechnet zu etwa 10 Euro pro Stunde, mit Urlaubsanspruch und Betriebsrat. Gemacht wird, was zu tun ist; dem Kommunalservice helfen, den Bürgern helfen, Park reinigen, Graffitis abschrubben, Schlaglöcher ausbessern.
Sage keiner, das nähme der freien Wirtschaft Arbeit weg; es sind keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, sondern Tätigkeiten für das ausgegebene Geld, zusätzlich zum Dienstleistungssektor, eine Gegenleistung mit Wertschöpfung.
Säuberung der eigenen Unterkunft gehört auch dazu.
Wer qualifiziert ist, kann woanders arbeiten oder entsprechend zu höherem Stundenlohn oder geringerer Arbeitszeit. Wer nicht will, dessen Antrag wird vorrangig bearbeitet.
Es ist allein eine Frage der Organisation, und organisieren werden wir ja noch können.
Kommunen mit mehr Flüchtlingen würden plötzlich besser dastehen. Und die Flüchtlinge hätten was geschafft und sich durch Arbeit integriert; so entsteht Zugehörigkeit.

Aber es käme einer Entmachtung der Flüchtlingswirtschaft gleich.
Und die Grünen wären dagegen, denn es wäre produktiv.
Grüne ertragen nichts, was nicht destruktiv ist.

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Dienstag, 21. April 2015
Kritiker und Rassisten
Der ermordete Chefrdakteur von Charlie Hebdo, Charb, wendet sich postum in einem Brief dagegen, dass die Schurken der Islamophobie den Rassisten in die Hände spielen; notwenig und richtig sei Religion und Ideologie zu kritisieren, grundverschieden aber, Gläubige wegen ihrer Religion oder Herkunft zu diskriminieren oder zu attackieren, so schreibt die TAZ.
Und das ist ja auch richtig, das Problem ist nur, dass es in der TAZ steht. Für die TAZ-Leser ist es damit erledigt, den Islam zu kritisieren, ob als Religion oder Ideologie. Man ist ja ganz allgemein sehr gegen Religion, bloß bei den Moslems guckt man nicht hin, um nicht wegen Herkunft oder Religion zu diskriminieren.

Diese Unterscheidung ist allerdings auch eine westliche. Eine christliche, abendländische.
Charb ist von Leuten ermordet worden, die diese Unterscheidung nicht machen. Und mit denen Leute sympathisieren, die diese Unterscheidung nicht wollen.

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