Montag, 18. Juli 2022
Wir Grünen
Die jetzt noch arbeitende wertschöpfende ältere Generation fühlt sich völlig zu Recht ausgeraubt und betrogen, muss sich dann aber doch fragen lassen, wie es dazu kommen konnte. Wie schon Homer Simpson sagte, zur Lüge gehören immer zwei.
Natürlich kann man sagen, die Überproduktion und der Überwohlstand haben zur Degenerierung einer nachfolgenden Generation geführt, weil zu sehen war, dass alles da ist, aber niemand zu denen gehören will, die dafür die Arbeit machen. Dummheit plus Überfluss, das ist dann auch schon links.
Sicher war man zu wenig misstrauisch gegenüber denen, die Macht haben wollen, man hielt sich für deren Basis, die gebraucht würde. Man konnte sich nicht vorstellen, dass Destruktivität gewollt, bezweckt und betrieben würde.
Das nun wäre zu bewerten als fahrlässig. Gibt es auch einen Anteil Vorsatz, aktives Mittun?
Zumindest haben wir immer wieder gezeigt, dass wir alles mit uns machen lassen und das Moralisieren outgesourct haben, wir wollten nicht verantwortlich sein für nichts, wir wollten keine Kultur und wollten nicht in die falsche Ecke gestellt werden.
Wir sind die Grünen.

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Sonntag, 17. Juli 2022
Schocknachricht
Man müsste hochschrecken, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen oder wahlweise vors Gesicht, mindestens schreiend davonrennen, aber wohin, wenn man zu lesen kriegt:

"Die frühere Umweltministerin von Baden-Württemberg, Tanja Gönner, wird Hauptgeschäftsführerin des BDI ? und will im Verband neue Schwerpunkte setzen.?

Warum, wer ist das?
Egal. Wird schon schlimm genug sein, Umweltministerin von Baden-Württemberg. Wenn es halt aus rassischen Gründen nicht zu einer Antidiskriminierungsbeauftragten reicht.
Nein, was die Fahne mit der Aufschrift ''Hallo, hier ist der Untergang'' ausmacht, ist: will Schwerpunkte setzen. So etwas kommt in der Natur nicht vor, niemand setzt Schwerpunkte. Aber sie wird eine Ersatzhandlung vornehmen, irgendwelchen Unsinn durchziehen, beleidigt sein und Maßnahmen ergreifen, weil sie absolut nichts kann, denn das hat sie damit bekundet.
Und das, was zu tun wäre, wird nicht getan.

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Samstag, 16. Juli 2022
Verdrängung
Man nimmt nicht an, dass es immer so kommen müsse und irgendwie zwangsläufig oder marxistisch ausgedrückt gesetzmäßig wäre, aber es ist immer so und war noch nie anders zu beobachten, dass nämlich das jeweilige Ding, von dem wir annehmen, es komme noch dazu, 'on top', eine Ergänzung wäre, Korrektur, Beistellung, etwa Quoterei, Queertranserei, Ausstieg aus irgendetwas, weil wir es uns leisten können, dass dieses Ding also immer etwas Bisheriges verdrängt und die Stelle von etwas Vorhandenem einnimmt.
Wir glauben, jetzt können eben auch Quotenmänner Kinder kriegen dürfen, wer soll was dagegenhaben, wir glauben, wir schützen Mond und Bäche und Minderheiten, wir benutzen das Deppinnensternchen, tut doch keinem weh. Nichts deutet in der inneren Struktur darauf hin, dass dafür etwas anderes abgeschafft werden müsse. Wie wenn man noch ein Porzellanding für die Vitrine kauft, dann muss kein anderes Souvenir dafür weg.
Aber so funktioniert es politisch. Sobald wir einen Souvenirbeauftragten haben, schafft er die Vitrine ab und setzt sich für noch mehr Souvenirbeauftragtenposten ein. Und wird sie kriegen.
Sobald ein Unsinn Schulstoff ist, kommt er nicht zusätzlich zum bisherigen, sondern anstelle von etwas, das man hätte wissen sollen.
Und sobald wir eine Riege von Aktivbeauftragtenposten haben, sind sie die Regierung und nicht der Minister, der sie eingesetzt hat.

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Freitag, 15. Juli 2022
1Denk
Etwas, das bei Orwell noch komplizierter war als in der jetzigen Realität, ist das Doppeldenk. In der Sowjetzeit war das tatsächlich so, dass es öffentliches und privates Denken gab, wobei die Erinnerung darüber, wie weit beides auseinander lag, nicht sehr sicher ist.
Aber jetzt ist das offiziell vorgeschriebene Denken weitgehend identisch mit dem privaten, das staatlich vorgegebene Denken bestimmt das private bis hinein in die Formulierungen.
Das kommt wohl daher, dass es, um in den anderen Orwell-Klassiker zu wechseln, inzwischen jedem als offenstehend vermittelt worden ist, sich als zu den Schweinen zugehörig zu fühlen.

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Donnerstag, 14. Juli 2022
Durchtrainiert
Die Straßenblockier-Aktivisten lassen auch keine Notfälle durch, es kam vor, dass Leute zu einem Operationstermin mussten, auch Rettungsfahrzeuge kamen, aber es wurden keine Ausnahmen gemacht. Nicht mal drüber nachgedacht, nicht untereinander diskutiert, kein Blick zu den anderen, 'was jetzt, lassen wir einen durch??
Das bedeutet eindeutig: Die wurden trainiert, die haben solche Situationen geprobt. Sie wurden darauf gedrillt, hart zu bleiben, wenn menschliches Ermessen anzustehen hätte.
Gleiches mit den Politikern, die die Strafen vereiteln, auch sie haben ein diesbezügliches Training absolviert. Bei ihnen wird es nur weniger Mühe gemacht haben.

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Mittwoch, 13. Juli 2022
Sprache des Grünen Reiches: Rennen
Wieder oder immer noch etwas, das früher weniger schlimm war, in den Radionachrichten etwa vom Deutschlandfunk wäre nicht so salopp vom ''Rennen um die Nachfolge? von Boris Johnson gesprochen worden, solche pseudoumgangssprachlichen Metaphern sind ganz miserabler Stil, aber eine grassierende Unsitte und noch nicht einmal die schlimmste.
Aber noch schlimmer als die Verwendung ist die Formulierung selbst, Rennen, da wird ein falsches Bild vermittelt, eine falsche Emotion ausgelöst. Bei einem Rennen gewinnt der Schnellste, und man selbst, als Konsument, würde sowieso nicht mitrennen, das überlässt man den Rennern. Hauen und Stechen um die Nachfolge, Intrigieren um die Nachfolge, Korrumpieren und Kungeln, so müsste die Nachricht formuliert sein.

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Dienstag, 12. Juli 2022
Leeres Wort
Das Wort Schutz wird ohnehin nur noch abstrakt und metaphorisch verwendet, man stellt sich aber etwas Konkretes vor.
Die zusammengesetzten Wörter, die auf -schutz enden, bedeuten entweder Schutz vor dem ersten Wort, Brandschutz ist Schutz vor einem Brand, oder Schutz des ersten Wortes vor irgendetwas anderem, Umweltschutz als Schutz der Umwelt vor Verschmutzung oder Zerstörung des als Umwelt bezeichneten Biotops, oder auf die Art des ersten Wortes, Impfschutz soll Schutz durch Impfung sein.
Man hat mit einem gewöhnlichen Sprachgefühl ein Verständnis, was gemeint ist, so ist ein Wetterschutz ein Ding, das Wind und Regen abhält, oder Jugendschutz soll Jugendliche schützen vor schlimmen Einflüssen, ein Versicherungsschutz ist eine vertragliche Zahlungsvereinbarung.

Man kann sich unter Müllschutz Schutz vor Müll vorstellen oder Schutz des Mülls davor, weggeweht zu werden, oder einen unwirksamen müllartigen Pseudoschutz.

Es kann hingegen als sinnvolle Bezeichnung keinen Statistikschutz geben, außer man meint etwas wie die Sicherung der Erhebung oder der Datenaufbewahrung.

Was aber soll Schutz im Zusammenhang mit einem zusammenfassenden Begriff von atmosphärischen Erscheinungen über einen bestimmten Zeitraum und den Erhebungen von Extremwerten, Mittelwerten und Streuung bedeuten?
Natürlich soll -schutz hier die erste der aufgeführten Bedeutungen haben, Schutz des Bestandes, aber wovor? Vor einer anderen Zusammenfassung atmosphärischer Erscheinungen, vor anderen Mittelwerten und Extremwerten? Das würden die Schützer wohl so behaupten. Aber wieso ist das dann ein Schutz?

Ein Quatschwort generiert Quatschhandlungen und Quatschpolitik. Oder die Quatschpolitik hat sich ein Quatschwort gemacht.
Quatschleute tun so was.

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Montag, 11. Juli 2022
Wunschpolitiker
Man muss es so hart sagen, unsere Spitzenpolitiker verkörpern von Typ und Auftreten her unsere Wünsche. Nüchterner kühler Scholz, die nie um ein Wort verlegene Annalena, der Habeck mit dem Durchblick, Typ Freund und engagierter nachdenklicher Eloquenzler.
Und das reicht den meisten.
Die sind toll. Was will man mehr.
Es würde eine emotionale Barriere zu überwinden bedeuten, etwas auf sie kommen zu lassen.
Das begann mit Merkel, die uneitle unaufgeregte Kanzlerin, die sie darstellte, das möchte man. In ihren späteren Amtszeiten waren es auch mehr die Leute aus ihrem Umfeld, die nach Loyalität ausgewählt wurden und nicht nach Wirkung, Altmaier, Widmann-Mauz, und nicht die Kanzlerin selbst, die sie im Ansehen mit herunterzogen.
Wunschfiguren sind alternativlos.

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Sonntag, 10. Juli 2022
Kreis der Prominenz
Die sogenannte Politprominenz gibt sich die sprichwörtliche Klinke in die ruhige Hand bei der Großhochzeit von Christian Lindner, ein Presseereignis, von dem die Presse noch eine Woche zehren wird. Früher wurden für so was Jagden veranstaltet, damit die Adligen informell zusammenkommen konnten und ihren Fürsten oder König außerhalb der höfischen Etikette treffen.
Schön für Christian Lindner, und er hat gewiss einen besseren Griff getan als Prinz Harry.
Vielleicht kamen sogar Freunde und Verwandte, vielleicht wurden sie gebeten, sich bedeckt zu halten oder ein Namensschild zu tragen, um Peinlichkeiten zu vermeiden.
Und dies ist der Grund, warum uns diese Sache etwas angeht. Die Politprominenz ist ein Ersatz für den Kreis, den man normalerweise zu seiner Hochzeit einlädt. Christian Lindner kann politisch nichts mehr tun oder sagen, was ihn aus diesem Hofkreis ausstoßen würde. Diese Leute sind seine Bezugspersonen, sie sind wichtiger als sein persönliches Umfeld und erst recht das Volk, das er vertreten sollte.
Er hätte seinen Amtseid auch gleich auf die Politprominenz leisten können.

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Samstag, 9. Juli 2022
Sympathien für den Chef
Betrachten wir die Weltkonstellation dramaturgisch, was wir hier ja hauptsächlich tun, dann ist sie monopolar. Es gibt einen Chef, um den es geht. Nebenfiguren gruppieren sich um ihn herum und agieren auf ihn bezogen. ''Wir dürfen ihm keine Bühne überlassen'' ist so ein bestätigendes Anzeichen. ''Wir stehen gegen ihn zusammen'' und ''er muss mit geschlossener Reaktion rechnen'' ist nichts anderes als die dramaturgische Anerkennung seiner Position als Chef.
Würden die Schlümpfe sagen, ''Wir werden Gargamel zeigen, dass er sich verrechnet hat, und stehen gemeinsam in großer Geschlossenheit zusammen'', wäre Gargamel die Hauptfigur, er würde, was immer er auch täte, viele Sympathien bekommen. Das ist der Typ, an den man sich hält.
Sogar diejenigen, deren Sympathien nicht bei Gargamel liegen, würden mit ihm mitfiebern, würden gespannt schauen, was er als nächstes tut.
Gut für die Schlümpfe, dass sie durch das, was sie tun, die Protagonisten sind, und nicht durch das, was sie vorhaben, oder dadurch, dass sie mehr sind.

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Freitag, 8. Juli 2022
Es geht immer jetzt los
Erstaunlicherweise sind die Zeitungen, im Querschnitt der DLF-Presseschau, nicht durchweg begeistert von der Ataman-Personalie.
Wie mag das kommen?
Möglicherweise dämmert es manchen Journalisten, dass sie eine Kartoffelvergangenheit haben und dass es jetzt erst richtig losgeht.

Das ist, was es zu lernen gilt, aber jedes Mal wieder aufs Neue. Die Ideologien bewirken nie einen Zustand, der als der erstrebte angesehen werden könnte. Die Invariante ist, dass das Bisherige nichts getaugt hat. Habeck rechnet mit Merkel-Klimapolitik ab, auch so ein Beispiel. Feminismus, ganz klar, dass der Altfeminismus überwunden werden müsse und es jetzt um alles gehe.

Und im Herbst wird man merken, dass der Evaluierungsbericht doch rechthatte, was die Unwirksamkeit angeht, und man jetzt erst richtig loslegen muss mit den wirksamen Maßnahmen.

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Donnerstag, 7. Juli 2022
Einseitig neutral
Im Offenen Brief an Olaf ''Kartoffel'' Scholz schreibt Hamed Abdel-Samad, als damaliger Hamburg-Oberbürgermeister habe Scholz ihm gesagt, er habe seine Bücher gelesen, könne sich aber nicht öffentlich dazu äußern, Neutralität und so. Zu Recht schreibt Hamed Abdel-Samad nun, dass mit der Antidiskriminierungsbeauftragung diese Neutralität nun doch verletzt werde.
Ja, so ist das mit der Neutralität, sie wird sehr einseitig eingesetzt.
Aber nicht erst jetzt verletzt. Olaf ''Kartoffel'' Scholz lässt schon die ganze Zeit mit Deppinnensternchen twittern. Vielleicht wollte er ja damit anzeigen: Hier gibt es nichts Neutrales, ich kann aber nicht deutlicher werden.

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Mittwoch, 6. Juli 2022
Zwei Radiogespräche zum selben Thema
Heute im Frühstücksradio, der Präsident der Humboldt-Universität wird befragt zu der Absage des Mann-Frau-Vortrags. Ein bisschen peinlich ist es ihm, sein Framing ist: wurde nur verschoben aus der langen Nacht hinaus, wo viele unbeteiligte Leute gewesen wären, und es wäre mit Protesten und Gegenprotesten zu rechnen gewesen.
Konflikt also zwischen Protestlern und Gegenprotestlern.
Das Framing des Moderators ist subtil härter, hätte man nicht damit rechnen müssen? Die hat doch den umstrittenen Brief in DIE WeLT mitgeschrieben, der zu heftigen und so weiter.
Was beim Hörer, der seine Morgenruhe will, hängenbleibt: Lieber nicht solche umstrittenen Vorträge mit Streitpotenzial einplanen.

Direkt anschließend wird eine Frauenfußballerin telefonisch befragt, aber nicht dazu, sondern zur Frauenfußball-Europameisterschaft. ?Frauen sind nun mal anders gebaut wie Männer und werden immer schneller rennen?, sagt sie zur Frage der Akzeptanz, ohne dass dem Moderator auffällt, dass sie das gar nicht wissen kann.
Und demnächst sicher anders erlebt.

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Dienstag, 5. Juli 2022
Nun offiziell: gleichgeschaltet
Ab heute darf man 'inhaltlich gleichgeschaltet' sagen, sogar in Bezug auf unsere Zeitungen.
Im Frühstücksradio geht es zunächst um die Lokalzeitungen in den USA, sind weg und das ist ungünstig für die Demokratie, und wie es bei uns sei, fragt die Moderatorin den Experten. Da gäbe es noch überall Zeitungen, aber auch Krise, zu wenig in Innovation, Verlage haben Titel zugekauft, um gegenzufinanzieren, lokale Ausgaben seien eingestellt oder ''inhaltlich gleichgeschaltet? worden.
Tatsächlich.
Auch beim Nachhören im Internet. Inhaltlich gleichgeschaltet.
Ob das jetzt auch eine Gefahr für die Demokratie sei, sagt er nicht, ist vermutlich keine, die haben ja alle Haltung.

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