Montag, 25. September 2023
Macht durch Grammatik
Man wird ja gleich in die Ecke gestellt, man darf ja nicht mehr, man kriegt sofort.
Viele würden sagen, dass es so läuft, und das tut es ja auch. Aber schon in dieser Formulierung erkennt man die Machtstruktur an. Die Passivstruktur entspricht der Sicht, man sieht sich nicht als Akteur, es gibt gar keinen Akteur.
Aber jemand tut doch etwas. Das „In die Ecke stellen“ tut jemand, das Nichtdürfen vollzieht jemand, die Aktivitäten sind Handlungen von Menschen und nicht etwas, das einfach so geschieht.
Aber so wird es erlebt und mental reproduziert.
Das heißt, man macht schon dadurch mit, dass man in die Ecke gestellt wird.
Es sind zwei Dinge, gegen die man sich wehren müsste; sich nicht stellen lassen und mindestens, hier passt die Formulierung, in der Sprache sichtbar machen, wer hier der Aggressor ist.

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Sonntag, 24. September 2023
Gefälschte Körper
Welches Dreizehnjährige fühlt sich eigentlich nicht im falschen Körper?
Wenn man denen sagt, „du brauchst das Geschlecht nicht, wir haben da was Besseres für dich“, kriegt man sie. Man nimmt ihnen Verantwortung ab, ohne sie selbst zu übernehmen.
Klassisches angewandtes Handbuch der Macht: Stifte Verwirrung und täusche den Ausweg vor!
Neu ist nur, dass die Eigenleistung der Getäuschten die Ablehnung von sich selbst ist.
Es ist folgerichtig, dass dies von einer Macht veranstaltet wird, die gerade der nachwachsenden Generation nichts zu bieten hat. Es ist auch nicht leicht, etwas zu verlangen, das nach Opfer aussieht oder nach Anstrengung oder Arbeit. Also gibt man ihnen keine Identifikationsfigur, das könnte das Personal schon nicht mehr nach der Epoche fortgeschrittener Infantilisierung, man verhindert die Identifizierung, Selbstfindung der Jungen.
Damit sind sie so weit beherrschbar, dass sie zwar nichts leisten, aber der Macht nicht gefährlich werden können.
Die letzte Generation dazu wäre die vorherige gewesen.

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Samstag, 23. September 2023
In der Pseudosphäre
Zwei Meldungen scheinen bevorzustehen, die Letzte Generation blockiert den Berlin-Marathon, das war zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geschehen, vielleicht fällt es aus, und Pandemiemaßnahmen kommen wieder.
Beides klingt sinnlos, das ist aber nicht die einzige Gemeinsamkeit, da wäre noch der hinter der Sinnlosigkeit verborgene Zweck: Stress machen. Das ist ein Machtmittel. Alle Lauterbache können wichtigtun und Sachen erlassen und nebenbei Geschäfte, hauptsächlich Aktivitäten vortäuschen, Themen besetzen, und vor allem: die Bürger ins Unrecht setzen. Man muss erst einmal Energie aufwenden, dagegen etwas zu haben oder zu tun.
Das Gleiche machen die Generationsletzten, halt nicht Pseudopolitik, Pseudoprotest.
Das alles funktioniert mit Pseudomedien einer Pseudoöffentlichkeit.

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Freitag, 22. September 2023
Negation des Pendels
Viele sind der Meinung, das Pendel werde bald in die andere Richtung schwingen.
Auch wer keine Zeitung liest und keine Anstalten guckt, hat die Neusprech-Denkweise übernommen, das Formulieren in metaphorischen Oberbegriffen, die emotional gepolt sind. Da schwappt die Gesellschaft oder das Pendel schlägt in die andere Richtung. Und dann wartet man wirklich darauf oder rechnet damit, dass das Pendel die Arbeit übernimmt.
Aber das wird es nicht tun.
Die Hoffnung, die man damit meint, ist, dass nach einer Phase der politischen Übertreibung eine andere zwangsläufig kommen müsse.
Aber auch das muss sie nicht.

Nehmen wir an, es gäbe Kämpfe und Aufstände, und fänden sie nur im Politischen und in der Infosphäre statt, dann wird das Ergebnis nicht sein, dass die Macht zur Vernunft käme. Es gibt keine Vernunft mehr, zu der gekommen werden könnte. Es gibt Wörter wie Zusammenbruch und Umsturz, sie bedeuten nichts, es gibt nichts, was mit ihnen beschrieben wäre. Schon gar nicht würden die Erscheinungen von Gewalt und Wirtschaftsvernichtung der Großen Transformation im Wege stehen, im Gegenteil, sie würden sie, in der Vorstellung der Transformationsgewinnler, ermöglichen.

Es wird nicht vernünftiger, gemäßigter. Es wird sowjetischer.

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Donnerstag, 21. September 2023
Umstrittig
Manchmal fällt eine Begriffsverschiebung erst auf, wenn eine Formulierung doch mal wieder in ihrer ursprünglichen Bedeutung verwendet wird. So, als in den Radionachrichten von der „umstrittenen“ Region Berg-Karabach gesprochen wurde.
Was hat denn Berg-Karabach Schlimmes gesagt?
Aber das war es, was umstritten hieß, Gebiete waren aufgrund verschiedener Gebietsansprüche umkämpft und umstritten. Nicht wegen Meinungsverstößen. Und schon gar nicht wegen ihrer Eigenschaft als Konsensstörer.
Politiker oder Autoren als umstritten zu bezeichnen, ist nicht nur ein propagandataktisches Mittel, um sie als Problemfall zu markieren, es ist auch eine Begriffsverfälschung. Die resultiert aber daraus, dass eine Warnung impliziert ist, sich nicht in die Kampfzone oder in die Nähe der gefährlichen Gebiete zu begeben und vorsichtig alles zu vermeiden, was einen selbst dazu machen könnte. Inzwischen ist die Sprachstanze „umstritten“ auf alles angewendet, was nicht passt wie etwa ein Thüringer Gesetz, um eine Debatte vorzutäuschen, die eigenständig und losgelöst von den Meinungsdominatoren existiere.
Es sind ja auch hier wohl die Umstreiter, die den Zoff machen, nicht die Umstrittenen.

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Mittwoch, 20. September 2023
Ein schlechter Vater
Im Autoradio lief im Kulturprogramm eine Diskussion zu was wohl, nein, das andere, Männlichkeit, toxisches Patriarchat, jemand hat ein Buch geschrieben und Leute rufen an.

Ein Anrufer erzählt was von seiner Generation und Rollenbildern, und er habe seiner Teenager-Tochter zum Geburtstag ein Missy-Abo geschenkt. Zustimmungsgeräusche im Studio.
Missy-Magazine, ein genderfeministisches Kampfblatt.
Ob die Tochter es sich gewünscht hat, sagt er nicht. Wie auch immer, es scheint keine Rolle zu spielen. Darum ist es sehr wahrscheinlich, dass er es ihr aufgedrückt hat. Und sich dabei toll und modern und fluid und vielfältig vorkommt.

Eine männliche Identifikationsfigur gibt er ihr jedenfalls nicht.
Die wird sich mal in einer gemischten Partnerschaft unterordnen oder sich für semigeschlechtliche Beziehungen entscheiden.

Der Mann hat zum Thema alles beigetragen, was es zu sagen gibt, ohne dass es der Gesprächsrunde aufgefallen wäre.

Ein schlechter Vater kann auch ein anwesender sein.

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Dienstag, 19. September 2023
Gesellschaftsprodukt
Diese Ansage der Lübecker Polizei, man solle das Video den richtigen Stellen überlassen, ist eins von vielen Symptomen der verschwundenen Vorstellung davon, was Staat, Rechtsstaat zumal, Demokratie und Öffentlichkeit seien oder wie die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung, von der man so wenig hört, gedacht wäre. Die Polizei der jetzigen Generation ist nicht mehr staatsrechtlich geschult, sondern politisiert.
Warum soll es denen auch anders gehen als allen.

Die Vorstellung davon, was res publica bedeutet, ist der Öffentlichkeit abhandengekommen.
Ob das so beabsichtigt war oder nicht, so ist es gelaufen und geschehen speziell bei den Großen Themen, 2015, Corona, Klima – man hat vielleicht eine vermeintlich eigene Meinung, wie es laufen müsste, man ist aber mit dieser Meinung zunächst angebunden, ob konform oder nicht ganz, an die herrschende Linie, man denkt sich also eine Linie, eine Durchregierung, und niemand stellt stattdessen Überlegungen an, wie man die Meinung des Volkes oder der Mehrheit finden würde.

Die da oben machen also vor, was man selbst täte oder wie man es täte, auch wenn man es anders täte. Man denkt sich in die Position des autoritär regierenden Herrschers oder Apparates, identifiziert sich mithin auch in einer abweichenden Meinung mit der Autorität, die nur etwas anderes machen solle oder genau das, was sie tut, letzteres, wenn man Journalist ist.
Soll heißen: der autoritär übernommene Staat regeneriert seine Autokratie selbst.
Das Polizeisprechende, das diese Ansage ausgegeben hat, ist Produkt der Gesellschaft. Die Soziologen haben recht.

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Montag, 18. September 2023
Gesteuerte Radikale
Es scheint, dass Letzte Generation dem Staat und den Grünen und den Ökolinken etwas lästig wird, auch Fridays For Future wird als Konkurrenzbewegung dargestellt. Im DLF stellte eine Autorin ihre, plausiblen, Erkenntnisse aus einer verdeckten Ermittlungen in dem LG-Milieu vor; straffe Organisation, keine Diskussion. Der Moderator fragte sogar nach Vergleichen mit RAF und Sekten, aber auch nach Ähnlichkeiten zu den Coronaleugnern. Das kommt gleich vor Putin oder Gegenpartei.
Da wäre es interessant, ob die Delegitimierung des Staates vielleicht doch irgendwie auszumachen wäre. Aber die sagen ja, „He, Staat, mach was!“ und nicht „He, lass es!“
Aber ist das jetzt ein Anfang einer Wende oder, wenn es doch schon wärmer wird, eine Tauwetterpolitik?
In der Absicht nie und nimmer und in der Wirkung auch eher nicht. Wenn das mit Klima so schlimm wäre, dann hätten die LGler ja Recht und dann dürfte man gar nicht mehr zur Arbeit fahren. Man will bei Hofe nur den Aktionismus nicht mehr als doch zu unschönes Bild und als genau das: Delegitimierung des Staates. Der Staat erscheint plötzlich als zu schwach. Der muss aber stark genug erscheinen, damit man von ihm Geld nimmt für Klimaschutz.
Letztlich wird mit den Distanzierungen aber nur Distanz vorgetäuscht. Die nächste Blockade wird wieder polizeilich unterstützt.

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Sonntag, 17. September 2023
Machtleugner
Ein Großfeuilletonist schreibt, zitiert nach DLF-Kulturpresseschau, ja, manche „gendern“ so vehement, dass man sich die Ohren zuhalten müsse, aber wer glaube, die wären „an der Macht“, der verschwörungsschwurbelt.
Er meint seine Ohren nur. Und als Großpressemensch fühlt er sich eher machtarm. Der Hof ist größer.
Dabei ist schon die Situation, wie er sie beschreibt, die Machtkonstellation. Jemand drängt anderen die Sprachnorm auf. Was, wenn nicht das, soll Macht sein? Nur weil die sich das nicht selber ausgedacht haben und bloß konform sein wollen? Die Anschlussfrage wäre, wie weit die Erlaubnis noch reicht, sich die Ohren zuzuhalten.

Man soll das Schändern ruhig beibehalten, es macht sofort deutlich, was für jemand hier spricht oder durchgibt. Deppinnensternchen, aha, hier ist Staatskonformismus zu finden, hier ist die Machtfrage geklärt.

Man kann in dieser Schändersprache keine normalen Gedanken ausdrücken, sie ist gegen die Aufklärung gerichtet. Es lässt sich nicht sinnvoll sagen: Aufklärung ist das Ausgehen de*r_s Mensch*:_in aus selbstverschuldeter Unmündigkeit.
In keiner Schreibweise.

Der Feuilletonist kann dies nicht einmal in seiner schänderfreien Feuilletondenke sehen. Er kann nicht über die Grenzen des Machtapparates blicken.

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Samstag, 16. September 2023
Maskulines Gegengift
Weiß man ja, James Bond ist ganz schlimm giftigmaskulin, der hat immer die Bond-Girls gekriegt, als ob sie ihm einfach so zuständen.

Jedenfalls die beiden richtigen Bönde.

Das mit maskulin stimmt, giftig nicht, denn der Sex war erstens nicht nur dramaturgisches Mittel. Etwa wenn er Pussy Galore auf die Seite des Guten bewegt, besonders aber, wenn er am Ende lieber eine Nummer macht, statt mit dem Premierminister zu telefonieren, zeigt die Figur, um was es geht und für wen er einen ganzen Film lang sein Leben riskiert hat, nämlich nicht den Staat, sondern die schönen Frauen. Wenn sich die Männerwelt mit ihm identifizieren will, soll sie nicht einen auf „jugendlicher junger Mann“ machen, sondern die Frauen schützen. Dann wird man auch 'rangelassen. Gut, das ist im Film so, aber die bessere Filmwirklichkeit als sieben Transzwerge mit diskriminiertem Weltraumspielzeug.

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Freitag, 15. September 2023
Sprache des Grünen Reiches: Antiökologisch
Haben wir das auch erreicht, neues Wort, eingebracht von Frl. Neubauer im Deutschlandfunk: antiökologische Kräfte. Die sind gegen wer weiß was, auf jeden Fall müssen sie bekämpft werden, und das ist, worum es geht, die ganze Zeit. Man braucht ein Feindbild.
Das können Transfeinde sein, die wussten auch nicht, dass sie das waren, aber sie erfahren es, weil das Normale nicht mehr geht.
Das Klima wehrt sich nicht gegen seine Vertreter, das war der Vorteil gegenüber den anderen möglichst kleinen Randgruppen, aber die Vertreter des Klimas brauchen auch irgendwelche nachweisbaren Erfolge, nicht beim Klima oder in der Ökosphäre, sondern gegenüber sich selbst und bei Hofe. Wer was dagegen hat oder bloß nicht mitmacht, ist nunmehr einer von den antiökologischen Kräften.

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Donnerstag, 14. September 2023
Spirale des Schweigens
Der Tagesschausprecher, der von einer örtlichen Torte getroffen worden war, will nichts mehr über Islam sagen.
Damit wäre alles über den Islam gesagt.
Aber nicht nur über den. Tortenwerfer und stille Unterstützer waren Presse und Uni, von Islamisten war nicht viel zu vernehmen. Das klammheimlich zustimmende Gutmenschentum hat seinen Erfolg.
Aber das kann nicht alles sein. Der Vorfall war vor drei Wochen, und wenn das der letzte Tropfen war, kann es nicht so lange gedauert haben für seinen Meinungsumschwung. Er muss bei der Tagesschau gefragt worden sein, wie er denn künftig Negativschlagzeilen vermeiden wolle und wie er diese mit seinem Job vereinbaren und so weiter.
Jetzt kann man ihn dazu nicht befragen, er äußert sich ja nicht mehr.

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Mittwoch, 13. September 2023
Sinnfrage
Die SED-Führung hatte ja, tragisch aufgefasst, viele Anstrengungen unternommen, den Niedergang zu beschleunigen. Das Schulsystem gehörte gerade nicht dazu, denn den Wettbewerb der Systeme würde man nicht mit Dummen gewinnen. Verdummung fand im Ideologischen statt, man hatte die Vorzüge des Sozialismus auswendig zu lernen, aber hätte man sie falsch geschrieben, wäre die Note schlecht gewesen.
Da der Sieg des Sozialismus gesetzmäßigerweise anstehen würde, brauchte man ausbildungsfähige Schüler.
Die jetzige rotgrüne Führung braucht keine.
Das kann nicht nur am fehlenden Systemwettlauf liegen.
Sie glaubt demnach nicht einmal an den Sieg ihres Systems oder an das Gelingen der eigenen Transformation.
Sie braucht die letzte oder vorletzte Generation oder die danach nicht für ihr System.
Sie will sich nicht nur nicht für sie einsetzen, sie will sich ihrer entledigen.
Die Frage nach einem Sinn scheint falsch gestellt.

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Dienstag, 12. September 2023
Novellenstoff
Manchmal kann man eine Komplottfabel auch um etwas herum erfinden, was jemand nicht tut.
Vor dreißig Jahren sagte Bill Gates, „so, jetzt machen wir das Internet“, genauer das WWW, und kündigte an, man werde dann nicht nur Briefe versenden, sondern sich auch in Gruppen verbinden, Fahrpläne und Kinoprogramme aufrufen, Buchungen vornehmen, all das.
Da hätte man skeptisch denken können: Und dafür sollen wir extra den Rechner hochfahren und Telefongebühren bezahlen, hält der uns für Bill Gates? Für die Unmengen an Datenströmen wäre das Netz noch gar nicht in der Lage gewesen, und es war nicht mal absehbar, dass die Technik so weit kommen würde.
Visionäre halt. Alles so vorausgesehen, wie wir es jetzt haben.
Das mit den Gruppen, das ist Facebook. Bill Gates hat Facebook vorausgesehen, aber warum hat er es dann nicht selbst gemacht? Gut, auch Facebook war am Anfang nicht Facebook, aber es wurde zu der Neugründung des Internets, die Bill Gates gesehen hat. Warum hat er es gelassen?
Und jetzt liegt der Unterschied zwischen Komplottfabel und Nichtkomplottfabel nur in der Frage, wer der Kaderleiter ist. Also: Ist die Arbeitsteilung entstanden oder geplant?
Spielt letztlich keine Rolle.
Stoff für Novellen und Thriller wäre gegeben.

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