Mittwoch, 26. August 2015
Schwanger durch Schröder
Unser heutiger Bericht kommt von der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung, die in einer Studie ermittelt hat, dass Hartz 4 zu Teenagerschwangerschaften führt.

Wer’s nicht glaubt, hier:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/teenagermuetter-hartz-iv-ist-ursache-fuer-perspektivlosigkeit-a-1048709.html
Bitte nur aufklicken, wenn es sein muss.

Die vermutete andere Kausalität solle es überraschenderweise nicht sein, also dass Schwangerschaft zu Hartz 4 führen würde: „Es sind nicht nur die Teenagermütter, die vermehrt Hartz IV beziehen, sondern alle Teenager in der Region. Es sind den Daten zufolge also nicht die Schwangerschaften, die zuerst da waren, sondern eine weit verbreitete Langzeitarbeitslosigkeit. Nicht auszuschließen ist, dass es einen bisher unbekannten Faktor gibt, der sowohl Hartz-IV-Bezug als auch frühe Schwangerschaft begünstigt.“

Im Gedächtnisprotokoll beinhaltete der Text auch noch die abwesenden Väter, aber da haben Frauenverbände wohl inzwischen dafür gesorgt, dass davon nie die Rede war.

Langzeitarbeitslosigkeit wird mittlerweile als Hartz 4 bezeichnet. Das muss man wissen, sonst kommt man noch auf den Gedanken: Klar ist Hartz 4 schuld, denn ohne Hartz 4 müssten sie sich einen Job suchen und würden weniger rummachen.

Spiegel-online bringt es auch nur fertig, die Studie zu referieren, statt journalistisch zu bewerten, ach das wäre auch zu viel verlangt. Studien der Hans-Böckler-Stiftung sind nur etwas für Männer ohne Nerven.

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Wenn auch provokativ gemeint,
so ist der Satz (als Theorieansatz):

= denn ohne Hartz 4 müssten sie sich einen Job suchen und würden weniger rummachen =

von der Empirie gestützt (in einer kulturverwandten Gesellschaft).

Wie das?
Es war Billy, der Gute (weil in deutschen Augen links), der in den 1990er Jahren dem wachsenden Problem der jungen Singlemütter auf Sozialticket in den USA beikommen konnte. Wie? Ganz einfach: Mit einer Gesetzgebung, die den Sozialhilfebezug auf drei Jahre der gesamten Lebenszeit begrenzte. Ein Ergebnis: Die Zahl neuer allein erziehender junger Mütter ging zügig und kontinuierlich zurück.

Ist nun die eingeschränkte staatliche Unterstützung der Grund? Nein, nur mittelbar. Es ist der soziale Druck des familiären Umfelds, sein Verhalten zu ändern. Wer soll für die Kosten aufkommen, Kind?

Zurück zu den Genossen: Natürlich macht Hartz 4 nicht schwanger. Aber es verführt (und erzieht) zur Verantwortungslosigkeit.


Nur so am Rande (und zum Verständnis): Vor 2005 war die Sozialhilfe nur für wirklich Bedürftige möglich und an strenge Bedingungen geknüpft. Die Hartz-Reformen haben erst den Zugang für alle ermöglicht. Auf denkbar einfachste Weise.

Das Problem „Langzeitarbeitslosigkeit“ dagegen ist dem etatistisch-interventionistischem Staat immanent.

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