Mittwoch, 5. April 2017
Präfaktische Meinungspresse
Da wir überhaupt keine Informationen haben, ist es natürlich möglich, dass es sich so verhält wie in der Presse beschrieben, dass nämlich Assad Giftgasbomben abwerfen ließ. Die Kommentare strotzen vor Abscheu, Empörung und Aufforderung zum Handeln. Als einzige zitierte Zeitung in der Presseschau des DLF stellte die Landeszeitung klar, dass man dessen nicht sicher sein kann. Und die Leserkommentare auf den Onlineseiten, da, wo die Kommentarfunktion offen war, die wollten auch nicht einfach glauben.
Inzwischen wird immerhin die Meldung gebracht, Russland meine, bei Bombardierungen seien Giftgaslager der Menschenrechtsrebellen getroffen worden, die für ihr Engagement für Frieden und gegen Assad Sarin brauchen.
Auch das ist möglich und man kann sich lediglich eine Meinung über die Wahrscheinlichkeit bilden, mit der eine Armee Bomben und Giftgas zugleich abwirft.
In der Informationslandschaft bleibt es aber bei dem Verhältnis von kurzer Meldung gegen ausufernden Brei an meinungsbildender Empörungsrhetorik. Eigentlich hätte schon der Einwurf der Landeszeitung das Pressegebrabbel widerlegt oder mindestens als verfrüht hingestellt. Wenn wir noch nichts sicher wissen, ist die darauf aufbauende Meinung nur vorläufig.
Und nun erleben wir nicht, was einer Presse, die den Anspruch erhebt, keine Lügen- zu sein, anstünde, dass sie nämlich, es muss ja nicht im gleichen Umfange sein, klarstellt: huch, zu früh gemeint.
Nein, unsere Presse lässt sich nicht aus der Meinung bringen.
Schon gar nicht von einer Verlautbarung alternativer Fakten aus einem Land, dessen Farben nicht mal ans Brandenburger Tor geleuchtet werden.

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Der Vormarsch der "Assad-Truppen"
erfolgte bislang in der jetzigen Offensive mit Hilfe der Russen, nicht mit Giftgas. Die "Rebellen" müssen sich also militärische und Propaganda-Strategien überlegen, um den Vormarsch zu stoppen.
Der Einsatz von Giftgas in der jetzigen Phase des Krieges kann nicht militärisch entscheidend sein. Wohl aber propagandistisch. Daraus entstehen bestimmte Indizien.

Apropos Giftgas. Die Bestände stammen auf jeden Fall aus der Sowjetzeit, wo diese Regime ja unsere Freunde im Kampf gegen den Zionismus waren. Wo überall jetzt Sarin-Granaten im Umlauf sind, weiß nur der Liebe Gott, der ja bekanntlich verschiedene Namen hat. Saddams Chemie-Waffen Bestände sind ja auch nur bis zu 95% vernichtet worden. Für ein paar Granaten reicht es von überall.

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+1
Es wird halt gemutmaßt, Assad jr. müsste eigentlich in seiner jetzigen Situation den Einsatz von Massenvernichtungsmitteln der genannten Art (vs. "Fassbomben" und Artillerie, so etwas ist akzeptiert) meiden.
Dumm ist Assad jr. nicht, auch sein Vater ist in Israel (!) geschätzt worden, weil er sich an Vereinbarungen hielt.

Das grundsätzliche Problem im "Westen", wie insbesondere auch in der BRD, ist, dass sich bei multilateralen Auseinandersetzungen immer gefragt wird: Wer ist der Gute, wen müssen (!) wir unterstützen?
Diese Fragestellung ist falsch und widerspricht der Realpolitik (übrigens ein Germanismus). [1]

MFG
Dr. W

[1]
Es gibt offensichtlich auch dumme Fragen, wenn die Prämissen nicht stimmen, "wer nicht fragt, bleibt dumm" hieß es mal im Kinderfernsehen, "wer falsch fragt, wird dumm" ginge ebenfalls.

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