Montag, 25. September 2023
Macht durch Grammatik
Man wird ja gleich in die Ecke gestellt, man darf ja nicht mehr, man kriegt sofort.
Viele würden sagen, dass es so läuft, und das tut es ja auch. Aber schon in dieser Formulierung erkennt man die Machtstruktur an. Die Passivstruktur entspricht der Sicht, man sieht sich nicht als Akteur, es gibt gar keinen Akteur.
Aber jemand tut doch etwas. Das „In die Ecke stellen“ tut jemand, das Nichtdürfen vollzieht jemand, die Aktivitäten sind Handlungen von Menschen und nicht etwas, das einfach so geschieht.
Aber so wird es erlebt und mental reproduziert.
Das heißt, man macht schon dadurch mit, dass man in die Ecke gestellt wird.
Es sind zwei Dinge, gegen die man sich wehren müsste; sich nicht stellen lassen und mindestens, hier passt die Formulierung, in der Sprache sichtbar machen, wer hier der Aggressor ist.

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"Das „In die Ecke stellen“ tut jemand..."
Wobei ich mich frage, wer so genannt (beleidigt) wird, muss doch nicht das alles so hinnehmen. Wer mich "in die Ecke stellen" würde, der hat doch noch lange keine Macht über mich. Nur dann, wenn ich ihn erstnehmen und entsprechend (beleidigt) reagieren würde.

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@ Kommentatorenfreund 'libkon'
Wer Sie unter Namensnennung öffentlich "in die Ecke" stellt, in der Öffentlichkeit Zuspruch erhält, hat effektiv Macht über Sie, die zwar illegitim sein könnte, oft auch ist, aber vorliegt; es wäre dann mit Konsequenzen zu rechnen.

In einer so repressiven Gesellschaft fällt es dann schwer sich wirksam entgegenzustellen, es gibt hier mittlerweile sehr viele Beispiele, die zeigen, wie Personen, die einstmals in den Medien, mitten in der Öffentlichkeit, standen, zurückgedrängt worden sind.

Selbst die Kunstfigur "Dr. Webbaer" erwischt es (seit einigen Jahren erst) nun sozusagen regelmäßig, da kommen dann die X-Ismus-Vorhalte, die Zensurbemühungen und die nackte Verleumdung.

Sicher, Dr. W kann gegenhalten, dabei auch hübsch unpersönlich bleiben, humorvoll gesellschaftlich theoretisierend, die Liberale Demokratie zitierend und so weiter, aber die repressive Mengenlage ist halt da, oft auch dort, wo sie gar nicht vermutet wird, also bei Kräften, die explizit nicht "neulinks" sind, aber doch irgendwie mitmachen, wenn sie sich von sozusagen böser Meinung, wie sie glauben, absetzen können. [1]

[1]
So entstehen anscheinend sublime Gefühle. Belohungspunkte des Körpers sozusagen, biochemisch, anders kann sich das Dr. W nicht erklären, außer eben : psychologisch.

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@Dr. Webbaer
Da ich ein quasi unbedeutendes "Licht" bin, ist es für mich nicht schwer, meine Meinung sagen zu können. Anders sähe es aus, wenn ich öffentlich/beruflich noch zu verletzen wäre, bzw. gesellschaftlich gesehen, wenn man meinen Namen öffentlich beschädigen würde. Ich bin absichtlich nicht bei Facebook, X oder sonstigen "sozialen" Medien. Ich bedaure sehr, dass man versucht hat, Ihren guten Namen zu beschädigen.

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Vielleicht
, Kommentatorenfreund 'libkon', Sie bleiben aber aus meiner Sicht gut beraten weiterhin ein Pseudonym zu nutzen, denn es kann ansonsten sehr schnell zu Strafanzeigen, wenn nicht richtig reagiert wird, zu (von Staatsanwaltschaften veranlassten spekulativen) Strafbefehlen, zu Kontenkündigungen und zu "Hausbesuchen" kommen.
Mir selbst ist das Schreiben mit meinem Namen abhanden gekommen, als mir eine junge Dame, die später bei den sogenannten Piraten politisch aktiv geworden ist, ein Schreiben an meinen Arbeitgeber angekündigt hat, vor ca. 20 (!) Jahren.
Was damals [1] noch (fast) undenkbar war, mittlerweile aber Teil der Veranstaltung zu sein scheint.
MFG
Dr. W
[1]
Dr. W ist seit Ende der Siebziger im Bereich der netzwerkbasierten Kommunikation unterwegs, in sogenannten Mailboxen, aber bereits mit Zugang zum E-Mail-System.
Es war lange Zeit völlig undenkbar, dass sich Pöbel wirksam so austoben kann.

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Lieber Dr. W.
Es ist mir eine Freude und Ehre, insbesondere mit Ihnen in Kontakt treten zu dürfen. Ich schätze Ihren aufrichtigen Charakter und Intellekt. Zudem danke ich Ihnen für den Hinweis auf mein Pseudonym. Leider werden die Kommunikationswege sehr stark eingeengt. Frei Rede ist nicht mehr gefragt. Danisch hat gerade sehr ausfürlich seine Odyssee/Leidensweg geschildert ob der willkürlichen Kündigung seiner Bank. Und das nur, weil er sich über eine Politikerin äußerte. Falls das der tatsächliche Grund war (?) Hier ein Link eines US Journalisten, der sich mit sehr wichtigen Fragen beschäftigt. Da Sie des Englischen mächtig sind, empfehle ich Ihnen den Artikel.

https://gaiusbaltar.substack.com/p/what-is-wrong-with-the-western-political

PS Mit großem Bedauern habe ich gelesen, dass Sie vor 20 Jahren bereits Opfer von Missgunst (in jedweder Hinsicht) wurden. Hatten Sie damals wenigstens Ihren Arbeitsplatz behalten können? Ich wünsche es Ihnen sehr.

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+1
Kann so gesehen werden, das mit der Passivkonstruktion.

Es gibt aber Gründe, Redewendungen wie "Das werde vielleicht ich (noch) sagen dürfen!" oder "Ich weiß gar nicht mehr, was (noch) gesagt werden darf!" zu verteidigen, nicht als sozusagen passiv-aggressiv oder gar als mitmachend einzuordnen.

Denn die beiden Aussagen sind richtig, treffen einen Punkt, nicht nur in der heutigen BRD.
Es stimmt einfach, dass etwas gesagt werden darf, wenn das Herrschaftssystem "Liberale Demokratie" gemeint ist, und es stimmt, dass "die Leutz" oft nicht mehr wissen, was sie sagen dürfen - ohne dass sich öffentlich groß empört wird, mit unabsehbaren Konsequenzen.

Außerdem ist nicht jeder ein "Schöngeist" und weiß mit der Sprache so zu hantieren, wie bspw. der hiesige werte Inhaltegeber.

Zuletzt hat die gemeinte Passivkonstruktion auch die Funktion nicht selbst angreifend zu werden - und so gegenüber anderen, die ja oft unbekannt sind, spekulativ auszuteilen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. W

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