Samstag, 27. April 2024
Vorzustand des journalistischen Absturzes
Da gab es ein Stück Retro-Journalismus zu besichtigen beziehungsweise anzuhören, an dem deutlich wurde, wie die einst als annehmbar und anschaulich wirkende Art, bildlich gesprochen, die Werkzeuge für die Demontage des Journalismus bereitlegte.

Ulrich Wickert, Urgestein unter den Legenden, wird telefonisch interviewt zu Frankreich/Deutschland und dem komplexen Verhältnis, er sagt, Macron und Scholz liegen nicht weit auseinander, aber unterscheiden sich in den Temperamenten; wenn Macron sagt, wir brauchen eine europäische Militärakademie, sagt der konkrete Scholz, ja aber wo soll die stehen, während der visionäre Macron sagt, das sollen die Funktionäre machen.
Klingt wissend und vermittelnd, man fühlt sich einbezogen und kundiggemacht.
Und wir brauchen die Journalisten, die uns das alles erklären.

Nichts davon muss stimmen.
Und das Hauptproblem wird wohl auch nicht dort zu verorten sein.
Das wäre die gute alte Zeit. In der Wickert-Art wird es irgendwie weitergehen und wir werden wieder erzählt bekommen, was die so anstellen.

Aber so war es nicht. Die Möglichkeiten zur ideologischen Polung liegen offen da. Der hat es noch nicht gemacht, aber die Voraussetzungen aufgebaut für die Emotionalisierung der Metaphern und das Reden in Parolen. Von dieser Art der Darstellung ist es nicht weit zu „Die Groko bastelt an der Notbremse“, auch wenn es etwas anderes ist und sich unterscheidet.

Wenn man sich die gute alte Zeit zurückwünscht und zurückbekommt, würde es wieder nicht lange dauern bis zu der Degeneration.
Außer, wenn man es diesmal abzuwenden weiß.

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