Sonntag, 31. März 2013
Kunst und Kultur 2013
Die Gewerkschaft ver.di schickt an ihre Mitglieder die Zeitung Publik, in der man sich über die neuen Proteste und den herzlichen Empfang von Bsirske bei Michael Sommer informieren kann und der für die Freiberufler und vormaligen Mitglieder der IG Medien die Zeitung Kunst und Kultur beiliegt. Darin gab es früher für die, die sich ihre Aufträge selbst suchen müssen, Service wie eine Liste der Ausschreibungen von Preisen für das beste Ruhrgedicht oder Theater mit Benachteiligten. Durch das Internet wird Derartiges nicht mehr im Print benötigt, und so ging dieses Periodikum den Weg alles Irdischen, nämlich in die linke Propaganda.
In der letzten Ausgabe gab es eine doppelseitige Parteilehrjahrsagitation, die alles Bisherige leider nicht in den Schatten stellt.
Hier einige Stichproben, komprimiert, aber bedauerlicherweise nicht entstellend.

Faschismus mit einem Lächeln. Gegen die Fortsetzung der freien Marktwirtschaft mit anderen Mitteln regt sich kaum Protest.
Nachdem das Konzept des entfesselten Marktes sich im Testlabor Chile unter Pinochets Regime bewährt hatte, begannen die Thatcher-Regierung in Großbritannien und die Reagan-Administration in den USA mit seiner Umsetzung.
Die Reagan-Regierung verbreitete einen rigorosen Antikommunismus sowie korporatistische Mythen, die die Gewerkschaften paralysierten. „Schwarze Hemden“ oder „Massenaufmärsche“ suche man in so einem System vergeblich, schreibt Gross, „Raeagans schleichender Faschismus“ sei demokratisch legitimiert, es ist „Faschismus mit einem Lächeln“.
Unter Beihilfe deutscher Sondereinheiten wird massakriert, verschleppt, vergewaltigt.
Streikende Arbeiter, Aktivisten der Öko- und Friedensbewegung werden von der Polizei mit Pfefferspray, Taser- und Knüppel-Orgien drangsaliert, kriminalisiert und mit ausgeklügelten Diffamierungskampagnen der Murdoch-Springer-Meinungsmaschineriemundtot gemacht.
In Deutschland fördert und verschleiert der Inlandsgeheimdienst die Verbrechen der faschistischen Mordbrenner des NSU. Gegen Globalisierungs- und Kriegsgegner war bereits die Bundeswehr im Einsatz.
Aus der bürgerlichen Mitte und an ihrem rechten Rand sind einflussreiche Kräfte mit ihrem Fußvolk bestrebt, Quantität in Qualität umzuschlagen, das Monster (des Faschismus, T.) von der Leine zu lassen und seine brutalen Selektionsmechanismen zur allgemein gültigen Praxis zu erheben.
Auch ehemalige Nazis haben sich der Bewegung angeschlossen, trommeln wie eh und je für die Verteidigung des Kapitalismus und hetzen, bevorzugt unter dem Banner des Staates Israel, gegen Kommunisten und die Friedensbewegung.
Durch so eine ähnliche Sicht der Dinge fühlte sich Brejvik genötigt, zur Tat zu schreiten.
Brejvik ist „der erste neoliberale Terrorist“. Das mag so manche Sympathiekundgebungen aus den Reihen der ökonomischen Eliten erklären. So bekam die niederländische Neocon-Politikerin und ehemalige Mitarbeiterin des American Enterprise Instituts Ayaan Hirsi Ali bei der Verleihung des Axel-Springer-Preises einen warmen Applaus von den geladenen Ehrengästen, darunger Henryk M. Broder und Leon de Winter, nachdem sie in ihrer Dankesrede Verständnis für Brejviks Tat geäußert hatte. Friede Springer bedachte die Islamhasserin sogar mit einer herzlichen Umarmung.
Wo liegt die Schnittstelle zwischen der Ideologie des „freien Marktes“ und seiner scheinbaren Antithese, dem Faschismus? Der Ökonom Schui hat in seiner Studie „Wollt ihr den totalen Markt?“ auf das zentrale Verbindende hingewiesen: „Die abstrakte Vorstellung, dass sich das Überlegene durchsetzt und damit legitimiert ist“, beschreibt Schui das neoliberalen wie rechtsradikalen Doktrinen zugrunde liegende sozialdarwinistische Weltbild.

Und so weiter. Alles Fascho außer Lafo. Man könnte auf die Idee kommen zu sagen: Wenn schon Faschismus, dann den liberalen, wenn schon Lager, dann Warenlager. In Kunst und Kultur jedenfalls setzt sich das Überlegene schon mal nicht durch, das ist schön antifaschistisch.
Deshalb und weil der Gewerkschaftsbeitrag nicht pro Haushalt erhoben wird, ist es auch möglich, sich an der Finanzierung von solcher Hetze nicht mehr zu beteiligen und nicht mehr zu denen zu gehören, die so was lesen.

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