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Montag, 22. April 2013
Die 68er haben sich nicht mit ihren Eltern auseinandergesetzt
tagesschauder, 12:06h
Wieder eine auf den ersten Blick absurde These, die sich nach näherer Betrachtung als verblüffend erklärungsreich erweist. Haben die 68er denn nicht kaum etwas anderes gemacht, als sich von den Eltern abzusondern?
Dazu muss man wissen, was -- Achtung, schlimmes Wort -- normal ist.
Im Normalfall durchläuft ein Heranwachsender Phasen von Identifizierung mit den Eltern und Entidentifizierung, also Ablösung, um sich stark verkürzt gesagt in die Position des Elternteils gleichen Geschlechts einzusetzen, nachdem es sich an dessen Stelle phantasiert und Beseitigungsphantasien gehegt hat.
Dieses Modell grenzt natürlich alle modernen Beziehungsformen aus, weshalb es nicht mehr vertreten wird.
Worauf es in unserem Thema ankommt, ist die Entwicklung der Person zur Eigenständigkeit durch Auseinandersetzung mit den Identifikationsfiguren.
Unsere 68er waren da nun übel dran, da ihre Eltern keine Identifikationsfiguren abgaben, sie hatten mitsamt ihrer Generation entweder komplett versagt oder waren Verbrecher, denen nichts Heldenhaftes mehr abzugewinnen war.
Von so jemandem kann man sich nicht einmal mehr abgrenzen, da hilft keine dialektische Aufhebung mehr.
Zumindest wäre es schwer.
Da haben wir sie wieder, die emotionale Vereinfachung, diesmal bietet sie sich an in der Aufarbeitung der Geschichte der Generation. Das ist emotional viel leichter, als sich mit den eigenen Eltern, die da sind, zu befassen. Einfacher ist es, man wischt ihnen eins aus, indem man sich ihre gesamte Historie vorknöpft. Das Private wurde politisch, das macht sich besonders gut, wenn man mit dem Privaten schlecht umgehen kann.
Die 68er haben einen wichtigen Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung nicht vollzogen beziehungsweise durch eine Übersteigerung ersetzt. Sie machen nicht zu Unrecht einen infantilen Eindruck.
Das wäre ihre Privatangelegenheit, doch sie haben sie ins Politische überhöht. In die Vaterrolle trat der Staat, den es umzustürzen galt, um endlich doch nur an seine Stelle zu treten. Der Marsch durch die Institutionen als Selbstfindung.
Doch damit nicht genug, Verantwortlichkeit selbst galt fortan als Übel, Elternschaft war nur noch zufälliges Konstrukt bürgerlicher Kategorien. Die nachfolgenden Generationen standen vor den gleichen Herausforderungen des Heranwachsens, doch ihnen bot sich nur noch eine entäußerte Elterngestalt zum Abarbeiten in Form von Gesellschaft überhaupt, Arbeit, Erfolg, bishin zum bedrohlichen Klima. Alles, was übers Infantile hinausgeht, ist ungerecht.
An der Zeit, sich von den 68ern loszusagen, wäre es längst, doch sie geben keine Vaterfiguren ab. Oder Mutterfiguren. Sie begegnen den Kindern auf Augenhöhe. Sie lähmen das Erwachsenwerden. Sie haben sich zu den Schweinen gewandelt, deren System umzustürzen sie angetreten waren, doch sie sind nur putzige kleine Ferkelchen.
Dazu muss man wissen, was -- Achtung, schlimmes Wort -- normal ist.
Im Normalfall durchläuft ein Heranwachsender Phasen von Identifizierung mit den Eltern und Entidentifizierung, also Ablösung, um sich stark verkürzt gesagt in die Position des Elternteils gleichen Geschlechts einzusetzen, nachdem es sich an dessen Stelle phantasiert und Beseitigungsphantasien gehegt hat.
Dieses Modell grenzt natürlich alle modernen Beziehungsformen aus, weshalb es nicht mehr vertreten wird.
Worauf es in unserem Thema ankommt, ist die Entwicklung der Person zur Eigenständigkeit durch Auseinandersetzung mit den Identifikationsfiguren.
Unsere 68er waren da nun übel dran, da ihre Eltern keine Identifikationsfiguren abgaben, sie hatten mitsamt ihrer Generation entweder komplett versagt oder waren Verbrecher, denen nichts Heldenhaftes mehr abzugewinnen war.
Von so jemandem kann man sich nicht einmal mehr abgrenzen, da hilft keine dialektische Aufhebung mehr.
Zumindest wäre es schwer.
Da haben wir sie wieder, die emotionale Vereinfachung, diesmal bietet sie sich an in der Aufarbeitung der Geschichte der Generation. Das ist emotional viel leichter, als sich mit den eigenen Eltern, die da sind, zu befassen. Einfacher ist es, man wischt ihnen eins aus, indem man sich ihre gesamte Historie vorknöpft. Das Private wurde politisch, das macht sich besonders gut, wenn man mit dem Privaten schlecht umgehen kann.
Die 68er haben einen wichtigen Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung nicht vollzogen beziehungsweise durch eine Übersteigerung ersetzt. Sie machen nicht zu Unrecht einen infantilen Eindruck.
Das wäre ihre Privatangelegenheit, doch sie haben sie ins Politische überhöht. In die Vaterrolle trat der Staat, den es umzustürzen galt, um endlich doch nur an seine Stelle zu treten. Der Marsch durch die Institutionen als Selbstfindung.
Doch damit nicht genug, Verantwortlichkeit selbst galt fortan als Übel, Elternschaft war nur noch zufälliges Konstrukt bürgerlicher Kategorien. Die nachfolgenden Generationen standen vor den gleichen Herausforderungen des Heranwachsens, doch ihnen bot sich nur noch eine entäußerte Elterngestalt zum Abarbeiten in Form von Gesellschaft überhaupt, Arbeit, Erfolg, bishin zum bedrohlichen Klima. Alles, was übers Infantile hinausgeht, ist ungerecht.
An der Zeit, sich von den 68ern loszusagen, wäre es längst, doch sie geben keine Vaterfiguren ab. Oder Mutterfiguren. Sie begegnen den Kindern auf Augenhöhe. Sie lähmen das Erwachsenwerden. Sie haben sich zu den Schweinen gewandelt, deren System umzustürzen sie angetreten waren, doch sie sind nur putzige kleine Ferkelchen.
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