Donnerstag, 19. Dezember 2019
Abgewendet
Gestern im lokalen Paradiescafé eine Wendegedenkrederunde mit dreien auf dem Podium, darunter Wolfgang Thierse.
Vor dreißig Jahren hätte man das Volk in die Debatte eingebunden, jetzt brauchen die alleine schon die ganze Zeit. Hinterher konnte man sie ansprechen, einzeln, nicht vor Publikum.
Was die von der Wendezeit sagten, deckt sich mit unseren Erinnerungen und Bewertungen, aber die Bezüge zu heute entgehen denen. Die Leute wollten nicht noch mal mit einem sozialistischen Experiment beglückt werden, sagt Thierse. Stimmt, aber warum sollen sie es jetzt?
Die demokratischen Unzulänglichkeiten sieht Theirse ausnahmslos beim Volk. Und natürlich bei den politischen Gegnern, die das Volk instrumentalisieren wollen. Dass ein Minister oder Mandatsträger, der staatlich gegen den politischen Gegner vorgeht oder den Leuten das Recht zu demonstrieren abspricht, näher an den schlimmen Faschisten ist ans die Bürger, die ihr Recht wahrnehmen – da müsste einer, der eben noch betont langsam mit demokratischem Betroffenheitston geredet hat, doch aufmerken und sagen: das ist ja schrecklich, kommt das vor? – aber nein, das empfindet er als Beleidigung und vergisst, dass er eben noch für das Dialogisieren auf Nasenhöhe war.
Demokratie ist, wenn die Bürger den tollen legitimierten Demokraten Gefolgschaft leisten, das wurde so nicht formuliert, aber gemeint.

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