Sonntag, 24. Januar 2021
Zeitungsende
Die Presse lastet ihren Niedergang gern dem Internet an, aber dann müssten die Online-Auftritte der Zeitungen dies ja ausgleichen, bei der Qualität. Aber das Internet ist nur insofern beteiligt, als es die falschen Anreize gesetzt hat.

Wenn eine Klickstrecke kommt „Lutetia Dorint unter der Dusche“, dann schnellen die Klickzahlen in die Höhe, weitaus stärker als bei „Kritische Frage an die Kanzlerin“. Daraus wird geschlussfolgert, die Leser wollten Ersteres stärker als Letzteres. Da setzen wir eben falsche Akzente; die Leser finden die Duschfotos nicht wichtiger, sie wollen sich vielleicht bei ihnen von der Kanzlerin erholen. Und auch eine Überschrift „Dieser wichtige Artikel wird Sie überraschen“ scheint erfolgsträchtiger als eine unverschwurbelte, aber das wäre kein Grund, den Stil verderben zu lassen.

Das Internet ist von der Benutzung her emotionaler und spontaner, man möchte darum nicht auch noch dafür bezahlen, verlockt zu werden. Eine Zeitung oder ein Magazin dürfte gerade nicht gedrucktes Internet sein, aber was anderes können die nicht mehr.

Dann ist es nur folgerichtig, dass die Zeitung nicht gebraucht wird, obwohl sie gebraucht würde.

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