Samstag, 16. April 2022
Klar ausgesagt
Ein Beispiel für gesinnungsgepolte Pseudooptimierung mit gegenteiliger Wirkung lieferte der Linkencofraktionsvorsitzende im Radio.
Wie wir hier kürzlich darlegten, hat man bei so was wie der Frage der Waffenlieferungen nur die Wahl zwischen schlechten Optionen und kann höchstens hoffen, dass die getroffene Entscheidung die etwas weniger schlechte ist. Aber eine Entscheidung trifft man in jedem Falle. Die Informationen und die Bewertungen, die der Entscheidung zugrundeliegen, können womöglich recht ähnlich sein oder gemischt oder uneindeutig, die Folge kann es nicht sein.
Der Herr Politiker sagte nun, ja, man müsse den Aggressor klar benennen, Putin, aber Waffenlieferungen seien falsch, richtig seien Diplomatie und kluge vorausschauende Politik, so ähnliche Ausdrücke.
Ja, schön. Wären gewesen.
Wir haben aber nichts dergleichen.
Hier wird ein Wunsch als Realität genommen und abgewogen mit einer Realität, die nicht wünschenswert ist. Man schlussfolgert vom Wunsch auf die Realität.
Er bezeichnet also vertretbarerweise Putin als den Aggressor, handelt aber so, als wäre er es nicht. Er unterstützt den Aggressor real, während er ihn theoretisch-moralisch verurteilt.
Klare Aussagen nennt man das.
Man kann natürlich meinen, wir machen alles nur noch schlimmer, dann tun wir am besten gar nichts mehr.
Aber dann reden wir bitte auch nicht mehr.

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