Donnerstag, 21. September 2023
Umstrittig
Manchmal fällt eine Begriffsverschiebung erst auf, wenn eine Formulierung doch mal wieder in ihrer ursprünglichen Bedeutung verwendet wird. So, als in den Radionachrichten von der „umstrittenen“ Region Berg-Karabach gesprochen wurde.
Was hat denn Berg-Karabach Schlimmes gesagt?
Aber das war es, was umstritten hieß, Gebiete waren aufgrund verschiedener Gebietsansprüche umkämpft und umstritten. Nicht wegen Meinungsverstößen. Und schon gar nicht wegen ihrer Eigenschaft als Konsensstörer.
Politiker oder Autoren als umstritten zu bezeichnen, ist nicht nur ein propagandataktisches Mittel, um sie als Problemfall zu markieren, es ist auch eine Begriffsverfälschung. Die resultiert aber daraus, dass eine Warnung impliziert ist, sich nicht in die Kampfzone oder in die Nähe der gefährlichen Gebiete zu begeben und vorsichtig alles zu vermeiden, was einen selbst dazu machen könnte. Inzwischen ist die Sprachstanze „umstritten“ auf alles angewendet, was nicht passt wie etwa ein Thüringer Gesetz, um eine Debatte vorzutäuschen, die eigenständig und losgelöst von den Meinungsdominatoren existiere.
Es sind ja auch hier wohl die Umstreiter, die den Zoff machen, nicht die Umstrittenen.

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